Neue Details zur Gruppenvergewaltigung im Hamburger Stadtpark
Drei Verdächtige stehen seit Mai unter Beobachtung der Behörden

Im September 2020 sollen elf junge Männer eine Schülerin im Stadtpark in Hamburg stundenlang vergewaltigt haben. Auch nach über einem Jahr sind die Täter noch immer nicht vor Gericht. Warum, dass musste nun der Hamburger Senat ausführlich beantworten.
Ermittlungen zogen sich, weil Zeugen zu Tatverdächtigen wurden
Auf Anfrage der CDU erläutert der Senat, dass in dem Verfahren das zuständige LKA über 40 Zeuginnen und Zeugen vernommen habe. Da jedoch die festgestellten Personen teilweise bis zum Vorliegen von DNA-Ergebnisse als Zeugen behandelt worden waren, erfolgte für diese Personen danach die Umwandlung in den Beschuldigtenstatus. Deshalb bekamen die nun Verdächtigen einen Verteidiger zugeordnet und sie durften sich auch noch zu den Vorwürfen äußern. Das hat die Ermittlungen verzögert. „Das Ermittlungsverfahren steht derzeit kurz vor dem Abschluss“, heißt es aber auch in der Antwort.
Drei Männer stehen schon unter besonderer Beobachtung
Darüber hinaus teilt der Senat mit, dass keiner der Tatverdächtigen als Intensivtäter geführt werde. Allerdings würden drei der Beschuldigten seit März und Mai als Obachttäter gelten. Das heißt, weil sie unter 21 und polizeibekannt seien, stehen sie unter besonderer Beobachtung von Polizei und Behörden.
Senat legt weitere Details offen
Insgesamt werde gegen elf Beschuldigte ermittelt und nicht wie zunächst berichtet gegen zwölf Männer. Alle Verdächtigen sind zwischen 17 und 21 Jahre alt. Vier der mutmaßlichen Täter sind deutsche Staatsangehörige, sechs haben eine ausländische Staatsangehörigkeit. Bei einem mutmaßlichen Täter ist die Staatsangehörigkeit bisher nicht bekannt.
Gibt es ein Video von der Tat?
Um 00:47 Uhr ging der Notruf bei der Polizei ein. „Zu diesem Zeitpunkt befand sich die Geschädigte in Begleitung weiterer Zeuginnen im U-Bahnhof Borgweg“, so der Senat. Noch in der Nacht seien dann DNA-Spuren gesichert und erste Zeugen vernommen worden. „In mehreren Zeugenvernehmungen wurde über ein Video berichtet, das die Tat zeigen soll. Die Staatsanwaltschaft ist nicht im Besitz eines solchen Videos“, so der Senat.
Alle Beschuldigten sind "auf freiem Fuß"
Nur ein Verdächtiger saß zwischenzeitlich in U-Haft, er wurde aber freigelassen, „da den Haftgründen nach Auffassung des Gerichts auch durch weniger einschneidende Maßnahmen als den Vollzug der Untersuchungshaft begegnet werden konnte“, so der Senat in der Stellungnahme. Liddy Oechterring von der Staatsanwaltschaft Hamburg bestätigte bereits vor einer Woche im RTL-Interview: „Momentan befinden sich alle Tatverdächtigen auf freiem Fuß.“ Das sorgte im Internet für Empörung: In einer Online-Petition forderten Unbekannte ein "sofortiges Verfahren" und eine "Veröffentlichung der Gesichter der Täter.“
15-Jährige wohl zufällig als Opfer ausgewählt
Die Tat ereignete sich in der Nacht vom 19. auf den 20. September 2020. Die 15-Jährige soll bei einer privaten Geburtstagsparty im Startpark den Anschluss an ihre Gruppe verloren haben und angetrunken und allein durch den Park gelaufen sein. Dann sollen die Männer sie in ein Gebüsch gezerrt, stundenlang abwechselnd missbraucht und schließlich beklaut haben. Dennis Gladiator von der CDU hat die Senatsanfrage gestellt. Für ihn ist es unerklärlich, dass immer noch keine Anklage erhoben wurde: „Auch wenn sich das Verfahren gegen mehrere Tatverdächtige richtet und zahlreiche Spuren ausgewertet und Zeugen befragt werden müssen, ist es absolut inakzeptabel und ein Schlag ins Gesicht des Opfers, dass seit knapp 14 Monaten noch immer keine Anklage erhoben wurde und die mutmaßlichen Täter alle frei herum spazieren.“ (lve/nid)