Schmerzlose Schwellung der Haut und SchleimhautGesundheitslexikon: Quincke-Ödem (Angioödem, angioneurotisches Ödem)

Frau mit geschwollener Lippe (Quincke-Ödem)
Frau mit geschwollener Lippe (Quincke-Ödem)
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Das Quincke-Ödem wurde nach dem Entdecker Heinrich Quincke benannt. Die Schwellungen können am gesamten Körper auftreten, sind jedoch im Gesichtsbereich besonders auffällig.

Was ist ein Quincke-Ödem ?

Bei einem Quincke-Ödem handelt es sich um eine schmerzlose Schwellung der Haut und Schleimhaut. Dieses Anschwellen geschieht meist sehr plötzlich und bildet sich innerhalb von wenigen Minuten weiter aus. Die Erkrankung wird heutzutage meist als Angio-Ödem oder angioneurotisches Ödem bezeichnet. Im Gegensatz zur Urtikaria (Nesselsucht) betrifft das Quincke-Ödem auch das Unterhaut-Fettgewebe. Die Schwellung der Haut kann Stunden oder sogar Tage andauern. In einigen Fällen können die Schwellungen lebensbedrohlich sein, zum Beispiel dann, wenn der Rachen und/oder der Kehlkopf betroffen sind.

Ursachen

Das Peptidhormon Bradykinin ist ein sogenannter Gefäßerweiterer. Aufgrund des geringen Stütz- und Bindegewebes im Gesicht sind hier besonders viele dieser Peptidhormone vertreten. Hier ist die Haut von unzähligen Gefäßverästelungen durchzogen. Wenn ein Allergen in den Körper eindringt, wird einerseits vermehrt Bradykinin ausgeschüttet und andererseits das Peptidhormon langsamer abgebaut als gewöhnlich. Die Folge ist ein unkontrollierter Zufluss von Flüssigkeit aus den Gefäßen in die Zellzwischenräume der Haut und Schleimhaut. Vorwiegend sind Allergene aus Nahrung, Luft oder Medikamenten für die Entstehung eines Angio-Ödems verantwortlich. In seltenen Fällen kann sich auch ohne Allergene, bei malignen Lymphomen oder einer Autoimmunerkrankung, das Bradykinin ungehindert vermehren und ein Angio-Ödem auslösen.

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Symptome

Bei einem Quincke-Ödem kommt es rasch zu gewaltigen Schwellungen an Augenlidern, Lippen, Kinn, Wangen und Zunge. Die Ödeme sind prall, elastisch und zum Teil mit Juckreiz verbunden. In wenigen Fällen können auch die Luftröhre und die Stimmritze betroffen sein, sodass Atemprobleme bestehen. Mehr als die Hälfte aller Betroffenen klagt nicht nur über das Erscheinungsbild des Quincke-Ödems, sondern kämpft zugleich auch mit einer Urtikaria, die sich lediglich durch die Tiefe der betroffenen Gewebestrukturen und die Dauer des Auftretens vom Quincke-Ödem unterscheidet.

Diagnose

Das klinische Bild mit Ödemen ist meist aussagekräftig genug. Weiterhin gilt die ausführliche Anamnese als wichtiger Indikator für die Mediziner, um den Zeitpunkt des Auftretens und die Dauer der Ödembildung zu bestimmen. Maßgebliche Fragen zum Verhalten vor dem Angio-Ödem, wie Sport im Freien oder Medikamenteneinnahme, sind ebenso entscheidend in der Anamnese, da diese eventuell zu den auslösenden Faktoren führen können. Weiterhin kann im Blut nach verschiedenen Bestandteilen gesucht werden, um die Diagnose zu sichern. Auch ein Allergietest bringt Aufschluss über etwaige Auslöser.

Behandlung und Therapie

Die Therapie richtet sich nach dem Ausmaß des Quincke-Ödems. Sind lediglich Teile des Gesichtes betroffen, verschwindet die Schwellung meist von allein. Voraussetzung ist die Vermeidung des Auslösers, wie beispielsweise Medikamente oder Tierhaare. Wenn Schleimhäute betroffen sind und es zu Atemnot kommt, muss intensivtherapeutisch gehandelt werden. Sogenannte Antihistaminika und Glukokortikoide sollen die Vermehrung des Peptidhormons hemmen und in den Schleimhäuten schnellstmöglich abschwellend wirken. Handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, helfen oben genannte Therapien nicht. Einzig sinnvoll ist die Substitution des fehlenden Inhibators, der dann künstlich das Bradykinin dämmt.

Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel kann einen Besuch beim Arzt nicht ersetzen. Er enthält nur allgemeine Hinweise und darf daher keinesfalls zu einer Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung herangezogen werden.