Wegen fahrlässiger Tötung verurteilt

23-Jährige von Fahnenmast erschlagen - Lkw-Fahrer muss 5.400 Euro zahlen

ARCHIV - 04.08.2020, Schleswig-Holstein, Kiel: Blumen liegen auf dem Platz vor dem Kieler Rathaus. Am 03.08.2020 ist eine 23-jährige Auszubildende vor dem Rathaus an ihrem ersten Ausbildungstag von einem abgebrochenen Fahnenmast erschlagen worden. Am 25. April 2022 beginnt der Prozess gegen einen Lkw-Fahrer und dessen Beifahrer wegen fahrlässiger Tötung, die den Mast zum Umstürzen gebracht hatten. Foto: Wolfgang Schmidt/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Urteil gefallen: Lkw-Fahrer muss Geldstrafe zahlen.
wsz htf, dpa, Wolfgang Schmidt

Weil ein Lkw-Fahrer einen Fahnenmast zum Umstürzen brachte, der eine Frau erschlug, hat ihn das Amtsgericht Kiel wegen fahrlässiger Tötung zu 5400 Euro Geldstrafe verurteilt. Damit folgte das Gericht am Mittwoch dem Antrag der Staatsanwaltschaft.

Gericht verurteilt Lkw-Fahrer

Das Urteil im Prozess um die erschlagene Auszubildene ist am Mittwoch (27.04.) gefallen: Das Gericht folgte dem Antrag der Staatsanwaltschaft. Vorausgegangen waren eine Verständigung auf einen Strafrahmen und ein Geständnis des 62-Jährigen aus der Nähe von Bamberg in Franken.

Während des Unfalls war ebenfalls ein 75 Jahre alter Beifahrer im Lkw, der ebenfalls aus Franken kommt. Das Verfahren gegen ihn wurde gegen 1.200 Euro Geldauflage vorläufig eingestellt.

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Mehrere unglückliche Umstände während des Unfalls

Der Richter Sebastian Schwarz sprach bei der Urteilsverkündung von einer Verkettung unglücklicher Umstände wie beispielsweise einem Materialfehler des Mastes und dem Bestehen einer Baustelle, die den Fahrer zum Rückwärtsfahren zwang. "Zuvorderst haben wir aber einen Fahrfehler", so Sebastian Schwarz.

Der Angeklagte war die letzten Meter mit seinem Lkw rückwärts ohne Einweisung seines Beifahrers gefahren. Das wertet der Richter als erhebliche Fahrlässigkeit. Die Staatsanwältin erzählt in ihrem Plädoyer, dass sich das Unglück innerhalb von ein bis zwei Sekunden abspielte. „Ein Zeitfenster, das der Frau keine Chance gegeben hat“, so die Staatsanwältin. Unter den Folgen leide die gesamte Familie der getöteten 23 Jahre alten Auszubildenden.

Während der Plädoyers kämpfte der Angeklagte die ganze Zeit mit den Tränen.

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Eine Entschuldigung nimmt die Mutter nicht an

Als Nebenklägerin hat die Mutter der Auszubildende den Prozess verfolgt. "Der Tag fing schön an, unsere Tochter war glücklich und sollte endlich durchstarten in ihrem Leben", beschrieb sie und fing dabei an zu weinen. Kurz vor dem Prozessbeginn vor wenigen Tagen soll sich der Fahrer entschuldigt haben. Doch die Mutter konnte sie nicht annehmen, da die Entschuldigung viel zu spät gekommen sei.

In den letzten Wort hatte der Lkw-Fahrer noch einmal gesagt: "Ich kann mich nur noch entschuldigen." (jaw/ljo/dpa)