Lkw-Fahrer schweigt vor Gericht23-jährige Auszubildende von Fahnenmast erschlagen

04.08.2020, Schleswig-Holstein, Kiel: Blumen liegen auf dem Platz vor dem Kieler Rathaus. Am 03.08.2020 ist eine 23-jährige Auszubildende vor dem Rathaus an ihrem ersten Ausbildungstag von einem agebrochenen Fahnenmast erschlagen worden. Die junge Frau wollte sich am Montagvormittag gemeinsam mit 50 weiteren neuen Azubis für ein gemeinsames Foto auf den Rathausplatz stellen. In diesem Moment sei am Rande des Platzes ein Lastwagen beim Rangieren gegen einen Fahnenmast gestoßen. Der Mast sei abgebrochen und auf die 23-Jährige gestürzt. Foto: Wolfgang Schmidt/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Am 3. August 2020 erschlägt erschlägt ein Fahnenmast die 23-Jährige auf dem Kieler Rathausplatz. Heute beginnt der Prozess.
wsz htf, dpa, Wolfgang Schmidt

Dieser tragische Unfall erschüttert im Sommer 2020 ganz Kiel. Die neuen Auszubildenden der Stadt Kiel treffen sich auf dem Rathausplatz, um ein Gruppenfoto an ihrem ersten Tag machen zu lassen. Plötzlich fährt ein Lastwagen rückwärts auf den Platz, trifft einen Fahnenmast, bringt ihn zum Umstürzen. Der Fahnenmast erschlägt beim Fallen eine junge Kielerin (23).
Der 62-jährige Lkw-Fahrer und sein 75 Jahre alter Beifahrer müssen sich ab Montag (25.4.) vor dem Kieler Amtsgericht wegen fahrlässiger Tötung verantworten. Beim Prozessauftakt wirken beide Männer betroffen, so der Eindruck der RTL Nord-Reporterin Anne Rauschenberger, die vor Ort ist.

Mutter der Verstorbenen ist Nebenklägerin

Die Mutter der Angeklagten wirkt noch immer erschüttert: Bei der Verlesung der Anklageschrift weint sie. Die Angeklagten wirken betroffen, doch wollen sie sich beim ersten Prozesstag zu den Vorwürfen nicht äußern. Eines machen sie aber über ihre Anwälte deutlich: Sie bedauern das, was geschehen ist.

Aussagen von drei Polizisten, die am Unglückstag vor Ort waren, sollen nun zur weiteren Aufklärung dienen. Außerdem will das Gericht ein Gutachten der Rechtsmedizin, eins der Unfallsituation (Dekra-Gutachten) und eins zum Fahnenmast hinzuziehen. Letzteres soll mögliche Materialfehler untersuchen und wird in einem separaten Verfahren verhandelt.

Lkw hatte keine Genehmigung

Laut Anklage sollen die beiden Männer das Unglück mit verursacht haben, weil sie den Platz ohne Genehmigung befahren haben, um Bau-Material für die Renovierung der Rathaus-Fassade transportieren zu können. Hinzu kommt, dass sie den 7,5-Tonner ohne erforderliche Einweisung zurückgesetzt haben sollen.

Beim langsamen Rückwärts fahren, als sie den Anhänger wieder ankoppeln wollten, sei der Lastwagen schließlich gegen den Fahnenmast gefahren. Dieser brach und erschlug die junge 23-jährige Frau. Die städtische Auszubildende starb noch am Unfallort.

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23-Jährige hatte ihren 1. Ausbildungstag

Eine Auszubildende war am 3. August 2020 von dem 14 Meter hohen Fahnenmast erschlagen worden. Die 23-Jährige hatte sich am Morgen ihres ersten Ausbildungstages als städtische Angestellte mit 50 weiteren neuen Auszubildenden für ein gemeinsames Foto auf dem Rathausplatz versammelt. Auch der Kieler Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (SPD) war Augenzeuge des Unglücks. Nach dem Unfall wurden die Auszubildenden ebenso wie Fahrer und Beifahrer von einem Kriseninterventionsteam betreut.

Angeklagten droht bis zu fünf Jahre Haft

Am Montag sollen mehrere Zeuginnen und Zeugen gehört werden. Insgesamt sind sechs Verhandlungstage angesetzt. Ein Urteil wird am 11. Mai erwartet. Fahrlässige Tötung wird mit bis zu fünf Jahren Gefängnis oder Geldstrafe bestraft. (fst/dpa)