Oberlandesgericht Naumburg verurteilt IS-Rückkehrerin zu Bewährungsstrafe
Gericht fällt Urteil: Leonora M. schloss sich dem IS in Syrien an – doch ins Gefängnis muss sie nicht

Vor mehr als sieben Jahren schloss sich Leonora M. als damals 15-Jährige dem sogenannten Islamischen Staat in Syrien an. Die Deutsche arbeitete mehrere Jahre lang im Dienst der Terrororganisation und führte selbst Waffen mit sich. All das sah das Oberlandesgericht Naumburg als erwiesen an. Ins Gefängnis muss die 22-Jährige dennoch nicht.
Mitgliedschaft beim IS: Gericht verurteilt Leonora M. zu Jugendstrafe
Das Gericht verurteilte Leonora M. am Mittwoch zu einer zweijährigen Jugendstrafe, die für drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt wurde. Die ehemalige Islamistin muss somit nicht hinter Gitter, sich allerdings drei Jahre lang an gerichtliche Auflagen halten.
Während Leonora M. wegen der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung sowie des Verstoßes gegen das Waffengesetz verurteilt wurde, sprach das Gericht die Deutsche vom dritten Anklagepunkt frei.
Der Generalbundesanwalt hatte Leonora M. auch wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt: Sie soll sich in Syrien um eine Jesidin gekümmert haben, damit ihr Mann diese später verkaufen konnte – Sklavenhandel also! Beweise für diese Tat ließen sich laut dem zuständigen Gericht jedoch nicht finden.
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Leonora M. reiste 2015 zum IS nach Syrien
Leonora M. hatte zu Beginn des Prozesses umfassend ausgesagt. Zudem soll die junge Frau dem Islamismus abgeschworen und eine Ausbildung in Deutschland begonnen haben. Vor ihrer Rückkehr nach Deutschland arbeitete sie zudem offenbar in Flüchtlingscamps im Nahen Osten. All das wirkte sich mildernd auf das Urteil des Gerichts aus.
Leonora M. war 2014 zum Islam konvertiert und dem Deutschen Martin Lemke 2015 zum IS nach Syrien gefolgt. Dort wurde sie seine dritte Frau, später bekamen sie zwei Kinder. Kurz nach der Geburt ihrer zweiten Tochter ergab sie sich 2019 kurdischen Sicherheitskräften, im Dezember 2020 wurde sie in einer Geheimoperation gemeinsam mit ihren Kindern zurück nach Deutschland geholt. (jda)