Autist Leon (16) trinkt Spezi im Bus und wird rausgeworfen - Vater klagt an„In den zwei Wochen nach dem Vorfall ist mein Sohn kein Bus mehr gefahren"

Leon will nur mit dem Abendbus nach Hause – doch es kommt anders!
Der 16-jährige Schüler nimmt abends mit Freunden den Bus. Es ist für ihn die letzte Möglichkeit, zu seinem Vater nach Hause zu kommen. Doch als er während der Fahrt einen Schluck aus seiner Spezi-Flasche trinkt, reagiert der Busfahrer wenig verständnisvoll. Das sagt sein Vater zu RTL.
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Für Leon ist das Leben nicht wie für viele andere. Der 16-Jährige ist Autist und nimmt Einflüsse seiner Umgebung viel stärker wahr als gewöhnlich. Obendrein hat er eine Gehbehinderung, darf mit seinem Schwerbehindertenausweis kostenlos den Nahverkehr nutzen. Der Vorfall vom 13. März habe ihn völlig aus der Bahn geworfen. „Er war sehr aufgewühlt und meinte, so etwas Schlimmes sei ihm noch nie passiert“, so sein Vater Manfred Wolber zu RTL. Denn ein Schluck aus seiner Flasche Spezi reicht dem Busfahrer offenbar, ihn der Fahrt zu verweisen.
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Leon sitzt drei Kilometer von der Haltestelle entfernt im Straßengraben
„Trinken ist hier verboten“, soll er ihn angeblafft haben, berichtet die Thüringische Landeszeitung (TLZ). Als Leon protestiert, soll der Fahrer noch deutlicher geworden sein: „Der Busfahrer hat mit der Polizei gedroht, daraufhin haben sich auch andere Mitfahrer eingeschaltet und den Busfahrer gefragt, ob das jetzt sein muss“, erzählt Wolber RTL. Die Fahrgäste stellen sich hinter den 16-Jährigen. Doch der Busfahrer bleibt hart, Leon muss aussteigen und allein im Dunkeln zurückbleiben. Eine Stunde lang überlegt er, was er tun soll, schildert sein Vater. Als der sich schließlich Sorgen macht, ruft er einen Freund seines Sohnes an. „So habe ich erfahren, dass mein Sohn aus dem Bus geschmissen wurde.“ Er informiert die Polizei, begibt er sich auf die Suche nach seinem Sohn und findet ihn zum Glück. Drei Kilometer von der Haltestelle entfernt im Straßengraben sitzend. „Es hätte auch viel Schlimmeres passieren können.“
Leon kann zwei Wochen lang nicht mehr Bus fahren
Für Leon sei dieses Erlebnis nicht einfach zu verkraften, beschreibt sein Vater. „Autisten können Veränderungen nur schwer verarbeiten“, sagt er der TLZ. In solchen Fällen würde Leon oft krank, eine Reaktion seines Körpers auf solch schwierige Situationen. In der Folge fehlt er in der Schule und kann den verpassten Stoff oft nicht vollständig nachholen. Wolber zu RTL: „In den zwei Wochen nach dem Vorfall ist mein Sohn kein Bus mehr gefahren.“
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Der Verkehrsbetrieb spricht von Überreaktion des Busfahrers
„Es war eine Überreaktion des Busfahrers, den Jungen von der Beförderung auszuschließen. Unser Mitarbeiter hätte die Einsatzleitung über den Vorfall informieren müssen“, sagt Stefan Meißner, Geschäftsführer des Verkehrsbetriebs RVG. Intern seien nach dem Vorfall Gespräche mit dem Fahrer geführt worden, so Meißner. Nach seiner Aussage habe Leon beim Trinken gekleckert. „Dies hat der Fahrer zum Anlass genommen, den betroffenen Fahrgast aus dem Bus zu verweisen“, teilt der Betrieb weiter mit.
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Seiner Einschätzung nach handle es sich aber um eine Überreaktion des Fahrers. Der Fahrtausschluss sei unverhältnismäßig, sagt der Geschäftsführer. Mitarbeiter seien intern zu mehr Sensibilität angehalten worden. Für Leon und seinen Vater ein schwacher Trost: Er hat einen Anwalt eingeschaltet. (xes)