Generationen und ihre UnterschiedeGen Z, Millenials, Boomer – wer ist wer, wer fordert was und warum eigentlich?

Konflikte zwischen Generationen gab es schon immer.
Zumindest schon so lange, wie Menschen in gesellschaftlichen Strukturen zusammenleben. Neu ist eigentlich nur, dass die verschiedenen Generationen heute nicht mehr in jung, alt und nicht ganz so alt eingeteilt werden, sondern hippe Namen haben wie „Boomer“ oder „Gen Z“. Aber wer verbirgt sich eigentlich hinter welchem Namen? Was zeichnet verschiedene Generationen aus und wo liegen die Konflikte?
Wann und wo jemand aufwächst, entscheidet darüber, wie jemand aufwächst
Spezifische Namen tragen Generationen erst seit Ende des 20. Jahrhunderts. Meist wurden sie ihnen im Nachhinein verliehen und dann mit bestimmten Merkmalen verknüpft. Diese sind auf bestimmte gesellschaftliche und kulturelle Entwicklungen zurückzuführen.
Es ist sicherlich diskussionswürdig, einer sehr großen Gruppe von Menschen nur aufgrund ihres Geburtsjahres bestimmte Charaktereigenschaften zuzuschreiben. Es ist aber Tatsache, dass verschiedene Generationen von unterschiedlichen Ereignissen und Entwicklungen geprägt werden.
Wer im Zweiten Weltkrieg aufgewachsen ist, wurde sicherlich anders beeinflusst als jene, die als Kinder oder Jugendliche das Ende des Kalten Krieges miterlebt haben. Wieder andere kratzten nachts vor der Telefonzelle die letzten Groschen zusammen, ein paar Jahre später reicht der Griff zum Handy – und was genau waren eigentlich Groschen?
Ebenso wichtig ist die Frage, wo man groß geworden ist – in den osteuropäischen Ländern, in Afrika oder Asien spielten andere Faktoren eine Rolle als in den westeuropäischen und US-amerikanisch geprägten Ländern, um die es hier in erster Linie geht.
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Die Weltkriegsgenerationen
Die erste Generation, der man einen Namen gab, war die, die den Ersten Weltkrieg miterlebt hatte, die sogenannte „Verlorene Generation“ (Geburtsjahrgänge 1883-1900), ihr folgte die „Greatest Generation“ (1901-1927), deren Leben durch den Zweiten Weltkrieg geprägt wurde.
Die Generation der zwischen 1928 und 1945 Geborenen ist unter dem Namen „Stille Generation“ bekannt. Sie wuchs unter dem Eindruck der direkten Nachkriegszeit auf. Ihr wird nachgesagt, dass sie nach Konformität strebte und sich auf traditionelle Werte besann. In den USA liegt das in der McCarthy-Ära begründet. In jener Zeit hielt man es für besser, seinen Mund zu halten, um nicht aufzufallen, anzuecken oder falschen Verdächtigungen ausgeliefert zu sein.
In Deutschland etablierte sich eher der Begriff „Kriegskinder“. Sie wuchsen zwischen Bombenhagel und Trümmern auf und versuchten stumm und für sich diese traumatischen Erlebnisse zu verarbeiten. Diese Generation gilt als konservativ. Zahlenmäßig ist sie eher klein, da aufgrund der Wirtschaftskrise in den 1920er und 1930er Jahren und des Zweiten Weltkriegs die Geburtenraten sanken.
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Die Babyboomer (1946-64)
Das Gegenteil passierte nach Ende des Zweiten Weltkriegs. Mit dem Jahr 1946 beginnt die Generation der Babyboomer (1946-64). Die Geburtsraten stiegen stark an, sowohl in den Gewinnerstaaten, als auch in den neutralen Staaten und – leicht verzögert – den Ländern, die den Krieg verloren hatten. Ab 1965 sanken die Geburtsraten wieder. Ob hier ein Zusammenhang mit der Zulassung der Anti-Baby-Pille besteht, ist wissenschaftlich umstritten.
Obwohl die Babyboomer ein demografisch mächtiger Faktor sind, gibt es wenig wissenschaftliche Analysen darüber, „wie“ die Babyboomer sind. Vermutungen und Vorurteile lösen ab hier gesicherte Erkenntnisse ab.
Als Schüler und Studenten stellten die Babyboomer jedoch die Hauptanzahl derer, die sich in der Friedens- oder Umweltbewegung engagierten – und somit mit ihren konservativ geprägten „Vorgängergenerationen“ in den Konflikt traten.
Im Kontrast dazu steht allerdings, dass Boomern von den ihr nachfolgenden Generationen konservative Ansichten und zu wenig Offenheit vorgehalten werden. Die Babyboomer entziehen sich als erste einer stringenten Beurteilung.
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Generation X (1965-79)
Das setzt sich in der folgenden Generation X (Gen X, 1965-1979) fort, was schon der Name suggerieren soll: Beschreiben „Lost“, „Greatest“ und „Silent“ Eigenschaften, und lässt sich aus dem Wort „Babyboomer“ immerhin noch ein Rückschluss auf die Größe ziehen, so gibt es kaum etwas so weniger aussagekräftiges als X, in der Mathematik ein Platzhalter, der alles und nichts sein kann.
Populär wurde die Bezeichnung durch den Roman „Generation X“ von Douglas Coupland (1991), der die Situation Jugendlicher und junger Erwachsener zu jener Zeit beschreibt. Daraus lassen sich wiederum einige mögliche Charakteristika dieser Generation ableiten. X-ler versuchen aus dem mittlerweile eingeschliffenen Lebensstil aus gesellschaftlichen und ökonomischen Zwängen auszubrechen. Statussymbole verlieren für die Gen X an Wert, sie verweigern in einer Konsumgesellschaft den Konsum. Oft werden ihr Nihilismus und Zynismus nachgesagt. Ironie spielte in der Popkultur der 1990er Jahre eine große Rolle.
Oft waren beide Elternteile berufstätig, sodass das Phänomen der Schlüsselkinder entstand. Diese Kinder hatten bereits einen eigenen Wohnungsschlüssel, weil niemand zu Hause war, wenn sie aus der Schule kamen. Viele dieser Kinder entwickelten früh viel Selbständigkeit.
Zudem gehören die Jüngeren der Generation X zu denjenigen, die Samstagabende erlebten, an denen sie vor Telefonzellen Groschen zusammenkratzen mussten, und später welche, an denen sie das Taxi mit dem Handy rufen konnten. Sie haben die Welt in gleicher Intensität mit und ohne Internet kennengelernt.
Generation Y / Millennials (1980-1995)
Mit einigen Abstrichen gilt dies auch noch für die „Generation Y“ (auch Gen Y oder „Millennials“), da diese Generation aber mit der zunehmenden Digitalisierung aufgewachsen ist, gilt sie als sehr technikaffin.
Prägende Ereignisse der Generation Y waren zum Beispiel die Finanz- und Eurokrise und die Anschläge vom 11. September 2001, deshalb wird ihr nachgesagt, gut mit Unsicherheiten klarzukommen und gut improvisieren zu können.
Das spiegelt sich auch in den Lebensläufen wider. Früher hieß es: Schule, Ausbildung oder Studium und dann ein Job bis zur Rente. Bei den Babyboomern gab es erste Ausnahmen, bei der Gen X entwickelten sich Ausnahmen zur Regel, bei der Gen Y ist die Geradlinigkeit des Lebenslaufes endgültig vorbei. Gen-Y-ler legen hohen Wert auf Bildung, denn in unsicheren Zeiten, gibt es nicht mehr DEN einen Job, den man bis zur Rente ausübt. Bildung ist für sie aber auch der Schlüssel zu einem selbstbestimmten Leben, in dem man der Arbeit nicht mehr alles unterordnet.
Oft muss sie sich deshalb den Vorwurf anhören, nicht mehr so belastbar zu sein wie vorherige Generationen. Gen-Y-ler sind durchaus bereit, viel zu leisten und zu investieren – sie erwarten lediglich eine angemessene Gegenleistung.
Da viele Werke zur Erforschung der verschiedenen Generationen erst in den letzten Jahrzehnten erschienen sind, ist die Generation Y mit die erste, die während ihres Aufwachsens erforscht wurde – und auch die erste, an die Erwartungen gestellt werden, wie sie zu sein hat.
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Generation Z / Zoomer (1997-2012)
Das trifft noch stärker auf die Generation Z (Gen Z, Zoomers) zu. Sie ist darüber hinaus die erste, die komplett digital aufgewachsen ist. Dadurch ist ihr Verständnis für Technik wesentlich intuitiver als das der Vorgänger-Generationen. Die ersten Zoomer sind heute Mitte bis Ende 20, die jüngsten gehen noch zur Schule, weswegen es noch nicht allzu viele belastbare Studien über sie gibt.
Einen großen Einfluss auf ihre Entwicklung hatten die Corona-Pandemie und der Krieg in der Ukraine. Sie sehen sich und ihre Zukunft mit großer Unsicherheit und großem Stress konfrontiert und haben Angst, die Kontrolle über ihr Leben zu verlieren, was sie oftmals psychisch belastet.
Die Gen Z macht die älteren Generationen für Versäumnisse in der Vergangenheit und gegenwärtige beziehungsweise zukünftige Probleme wie zum Beispiel den Klimawandel verantwortlich.
Einige Angehörige der älteren Generationen wiederum werfen der Gen Z häufig Faulheit vor und halten sie für weniger belastbar. Beweise gibt es dafür nicht. Gerne werden aber Greta Thunberg, ihr Schulstreik und Fridays For Future zum Unterstreichen dieser These verwendet. Andere halten dies jedoch eher für ein Anzeichen dafür, dass sich die Jüngeren wieder mehr politisieren. Man wird sehen, was die Forschung in den nächsten Jahren über die Generation Z zu sagen hat.
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Generation Alpha (2010-2025)
Oder über die Generation Alpha (2010-2025), die zum Teil noch Windeln trägt, im Mutterleib eine gute Zeit hat oder lediglich in der Planung junger Paare vorkommt, aber schon einen Namen hat. Man kann davon ausgehen, dass all das, was uns zurzeit beschäftigt, wie der Klimawandel, der Ukraine-Krieg, die Rentenproblematik oder die Nachwehen von Corona, die Generation Alpha prägen wird.
Aber lassen wir sie an dieser Stelle erstmal ihre Kindheit genießen.