Ein KommentarGeneration whatever – Was mich am Einteilen in Altersgruppen nervt

Warum wir Generationen verbinden statt voneinander trennen sollten
Gegen starre Generationsbegriffe! Warum wir Generationen besser verbinden, statt voneinander trennen sollten.

Gen Z, Babyboomer, Millennials – wir nutzen diese Generationsbegriffe, um einander besser zu verstehen.
Aber werden durch das Labeln von Generationen tatsächlich „Brücken gebaut“ oder doch eher die Unterschiede überbetont?

„Wir gegen die" statt besseres Verständnis

Das Einteilen in Generationen soll uns eigentlich dabei helfen, uns der verschiedenen Altersklassen und ihrer Sozialisation bewusst zu werden und die daraus resultierenden unterschiedlichen Bedürfnisse und Erwartungen generationsübergreifend besser zu verstehen. Ich habe aber den Eindruck, dass das starke Interesse an den Angewohnheiten der Generation Z, ihrer angeblichen Abneigung gegenüber harter Arbeit oder andersherum das Bestreiten der Lebensleistung der Babyboomer eher daraus rührt, dass man sich eigentlich nur voneinander abgrenzen möchte.

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Man ist förmlich auf der Suche nach Unterschieden, nur um die eigene Identität bestätigt zu wissen. Und so entsteht eher ein „Wir-gegen-die“ als ein besseres Verständnis untereinander. Je mehr die Unterschiede betont werden, desto weiter entfernen wir uns voneinander.

X oder Y – zu welcher Generation gehöre ich eigentlich?

Ich selbst habe wenig Bock auf ein starres Generations-Label, identifiziere mich meiner Generation in etwa so viel wie mit den zugeschriebenen Eigenschaften meines Sternzeichens. Ich bin 1981 geboren, gehöre daher knapp der Generation Y an, meine zwei Jahre ältere Schwester ist dann noch Vertreterin der Generation X. Beim Einordnen in einen festen Zeitrahmen fliegt einem das Generations-Konzept schnell um die Ohren.

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Generations-Schubladen: Nur für Werbezwecke?

Natürlich habe ich andere Serien und Filme geguckt, andere Musik gehört als meine Eltern oder Großeltern. Meine Nichte und mein Neffe haben ganz andere Helden und Vorbilder. Wir haben andere Wörter und Begriffe genutzt (meine Eltern versuchten vergeblich, dass ich das Wort „Geil“ nicht mehr in den Mund nehme) und sind anders erzogen worden. Und mir ist bewusst, dass das mein Blick auf die Welt stark beeinflusst hat. Aber meine Generation ist nur ein kleiner Teil meiner Identität. Und ich lasse mich ungern in Schubladen packen. Überhaupt, wer tut das gerne?

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Manchmal glaube ich, das Unterteilen in die Generationen wurde vor allem von und für Werbefirmen entwickelt, damit diese besser unterscheiden können, wem sie wie und wann, welche Werbung zeigen können. Es ist bestimmt kein Zufall, dass die Generations-Thematik gerade in Zeiten des aggressiven Zielgruppenmarketings auf den Social-Media-Plattformen (Stichwort: Mikrotargeting!) immer stärker aufkommt. Auf jeden Fall kommt es mir so vor. Ich möchte mich nicht gegeneinander ausspielen lassen, sondern bewusster Teil einer offenen Gesellschaft sein.

Multiethnische Gruppe von Geschäftsleuten, die einen Laptop benutzen und die Nachrichten im Freien feiern || Modellfreigabe vorhanden
Studien haben ergeben, dass diverse und heterogene Teams erfolgreicher zusammenarbeiten.
picture alliance / imageBROKER, Unai Huizi

Generationen verbinden statt voneinander trennen

Bei unserer „Woche der Vielfalt“ steht im Vordergrund, dass Vielfalt verbindet. Es geht darum, Gemeinschaft und Verständnis füreinander zu schaffen. Wir sollten uns hinterfragen, ob wir das wirklich im Sinn haben, wenn wir über Generationen und ihre Unterschiede reden. Sucht lieber nach Gemeinsamkeiten, Verbindungen und Synergien und fokussiert euch nicht auf die Unterschiede. Im besten Fall ist das Generationslabel eine Annäherung, um gewisse Verhaltensweisen von Kindern, Jugendlichen, Eltern und Großeltern erklären und verstehen zu können. Nicht mehr und nicht weniger.

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Und traut euch, auch mal zwischen den Generationen zu switchen. Zeigt euch kulturell offen, denn das Generations-Konzept ist bei weitem nicht so starr gedacht, wie es einem vorkommt. Boomer, die Hip-Hop hören und quietschbunte Klamotten tragen? Gen Z-Vertreter mit Interesse an alten Blues- und Jazz-Platten, die heute wieder Schlaghosen tragen? Nein, das ist nicht peinlich, im Gegenteil. Es sorgt für Verbindung.

Auch im Berufsumfeld können wir profitieren, wenn wir die Synergien unserer diversen Sozialisationen nutzen und nicht die Nase rümpfen oder mit dem Finger aufeinander zeigen, weil die anderen etwas nicht so machen, wie wir es gewohnt sind. Diverse, heterogene Teams am Arbeitsplatz sind produktiver und erfolgreicher als homogene – das hat eine in mehreren Ländern angelegte Studie des Unternehmensberaters McKinsey ergeben. Das betrifft selbstverständlich auch das Alter. Wir Generationen können viel voneinander lernen.