Glätte und Blitzeis sorgen für Patienten am Fließband
Chefarzt in Berliner Notaufnahme am Limit: „Es regnet Knochen"

„Wir hatten keine Tragen und Rollstühle mehr!“
Einen „Extremtag“ nennt Chefarzt Bernd Seehausen das, was am heutigen Glätte-Freitag in der Caritas-Klinik im Berliner Stadtteil Pankow los war. Dort leitet er die Zentrale Notaufnahme. Und die war doppelt so voll wie sonst. „Wir nennen dieses Wetter: Es regnet Knochen! Das trifft es ganz gut“, sagt er zu RTL.
Überfüllte Notaufnahme wegen Glatteis in Berlin: „keine Körperregion ausgenommen"

An gewöhnlichen Tagen werden in seiner Notaufnahme maximal 25 bis 30 Patienten gleichzeitig behandelt. „Vorhin haben wir die 60 gerissen, was die Kapazitäten natürlich an die Grenzen führt“, so Seehausen. Es seien nicht die schweren Verkehrsunfälle gewesen, sondern tatsächlich die vielen „kleinen“ Glätteunfälle, mit denen die Patienten in die Klinik kamen. Von der Kopfplatzwunde bis zu gebrochenen Handgelenken, Ellenbogen oder Beinen. „Es war tatsächlich keine Körperregion ausgenommen heute“, sagte der Chefarzt. Meist waren die Verletzungen die Folge von Stürzen auf dem Gehweg oder mit dem Rad. Zwar seien auch Patienten mit dem Rettungswagen gebracht worden, aber ein Großteil kam direkt ins Krankenhaus.
Das Team konnte den Ansturm nur bewältigen, weil Kollegen aus anderen Abteilungen der Caritas-Klinik ausgeholfen hätten. Die Verletzten mussten teilweise bis zu vier Stunden auf ihre Behandlung warten. „Wir waren vorhin in der Situation, dass wir keine Tragen und Rollstühle mehr hatten. Wir mussten sehr improvisieren“, beschrieb Bernd Seehausen die Situation. Einen besonderen Tipp, Unfälle zu vermeiden, hat er nicht. „Am besten ist wohl einfach, zuhause bleiben“.
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Glatteis-Stürze in Berlin - Charité-Ärzte operieren die ganze Nacht
Bereits am Donnerstag verwandelten sich in vielen Teilen Deutschland Gehwege in gefährliche Rutschbahnen. Nach Stürzen haben Ärzte der Charité in Berlin viele Patienten auch mit schweren Verletzungen versorgen müssen. Wie das Universitätsklinikum mitteilte, operierten die Mediziner die ganze Nacht hindurch, teils in zwei OP-Sälen gleichzeitig.
Seit Donnerstagabend seien wegen des Blitzeises 39 Patientinnen und Patienten mit dringlichen Operationen dazu gekommen, schrieb die Charité auf der Plattform X. Insgesamt seien mehr als 80 Menschen nach Stürzen versorgt worden, vor allem mit Brüchen, Verrenkungen und Sehnenrissen.
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Meteorologen warnen: Auch hier wird es wieder glatt!
Auch die Nacht zum Samstag warnte der Deutsche Wetterdienst in Teilen Deutschland vor Glatteis. Betroffen seien etwa einige Gebiete in Hessen. Am Tag sei dort aber nur in höheren Lagen mit Glätte zu rechnen.
Autofahrer sollten insbesondere im Süden Niedersachsens aufpassen. Bei leichtem Frost besteht dort erneut durch überfrierende Nässe oder Schneegriesel Glättegefahr. In Nordrhein-Westfalen ist für die nächsten Tage eine wechselhafte Wetterlage um den Gefrierpunkt herum angekündigt. Bürgerinnen und Bürger sollten vor allem an gefährdeten Stellen wie Brücken oder auf Kanaldeckeln besondere Vorsicht walten lassen und auf weitere Informationen oder Warnungen des Deutschen Wetterdienstes achten. (sbl mit dpa)
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