Darts-Primus spielte mit Kopfhörern auf der Bühne
Gabriel Clemens lacht über den miesen Psycho-Trick von Gerwyn Price

Cool, cooler, Gabriel Clemens. Der deutsche Darts-Gigant hat bei seinem historischen Viertelfinal-Sieg bei der WM gegen den Weltranglistenersten Gerwyn Price nicht nur bewiesen, dass er mit den Größten des Sports mithalten kann. Der 39-Jährige ließ sich auch von miesen Psycho-Tricks des Gegners nicht beeinflussen.
Kopfhörer sorgen für Kuriosum
Beim Stand von 1:3 kam der frühere Rugby-Profi Price plötzlich mit fetten Kopfhörern auf die Bühne und spielte damit – so eine Szene ist selbst beim Kuriositäten-Kabinett Darts in höchstem Maße unüblich. Doch was hat der „German Giant“ in diesem Moment eigentlich gedacht? „Ich weiß, dass er beim Warmspielen öfter mal diese Dinger anhat, aber auf der Bühne habe ich ihn damit noch nicht gesehen. Ich war selbst ein bisschen überrascht, habe dann aber einfach gedacht: Komm, den Satz musst du unbedingt jetzt gewinnen und zeigen, dass es nicht nur an den Kopfhörern liegt“, verriet der Saarländer auf der Pressekonferenz nach dem Spiel.
Lese-Tipp: Eklat um Gerwyn Price: Hat er sich über Behinderte lustig gemacht?
Die Kopfhörer hatte Price auf, weil die Fans im Ally Pally ihn phasenweise mit Buhrufen bombardierten. Doch auch mit der starken Leistung von Clemens hatte er sichtlich zu Knabbern. Dennoch: Als der Waliser mit den Kopfhörern ein paar gute Würfe sammelte, spielte er sogar noch hämisch mit dem Publikum und deutete an, dass sie so laut sein könnten, wie sie wollten. Seine Gesten drückten aus: Ich höre euch ja eh nicht. Obwohl das alles im Rücken von Clemens stattfand, bekam der Deutsche das natürlich indirekt trotzdem mit. „Da wurde es sehr laut“, sagte er und lachte.
Clemens ist cooler als der "Iceman"

Auch nach dieser irren Aktion ließ sich Clemens nicht aus der Fassung bringen und blieb ganz cool – sogar cooler als der „Iceman“ Price. Clemens: „Gerwyn Price ist jemand, der sich an jemandem hochreiben kann, wenn man unheimlich viel Emotionen zeigt. Deswegen habe ich das glaube ich auch ganz gut gemacht, dass ich einfach meinen Stiefel heruntergespielt habe und mich einfach auf mich besonnen habe und das hat gut funktioniert.“
Lese-Tipp: Eklat bei Darts-WM: Zuschauer beleidigen Profi - Ehefrau zieht Konsequenzen
Auch Muskelmann Price sah nach dem nächsten verlorenen Satz ein, dass die Kopfhörer nichts bringen und wechselte auf die kleinere In-Ear-Version. Das Spiel verlor er letztlich trotzdem überraschend deutlich mit 1:5 in den Sätzen.
Lese-Tipp: "Er ist so besoffen": Alkohol-Eklat bei der Darts-WM
Im größten Spiel seiner Karriere hatte Clemens eine herausragende Leistung ausgepackt und den hohen Favoriten über weite Strecken düpiert. 99,94 Punkte spielte Deutschlands Nummer eins im Durchschnitt, fast doppelt so viele Würfe aufs Doppel erspielte er sich, mehr als doppelt so viele verwandelte er. „Ich habe mir das schon zugetraut. Aber ich habe gewusst, dass es schwer wird. Ich musste mein Toplevel spielen“, sagte Clemens.
Spielt Price nie wieder bei einer WM?
Der Frust bei Price sitzt hingegen tief. Er zollte Clemens nach seiner klaren Niederlage auf der Bühne Respekt und äußerte sich später eher kryptisch über die Zukunft. Der abgelöste Weltranglistenerste hat mit einem Instagram-Post auf seine deutliche WM-Niederlage gegen den deutschen Darts-Profi Gabriel Clemens reagiert. „Ich bin nicht sicher, ob ich jemals wieder bei einer WM spiele“, schreib der Waliser am Sonntagabend nur wenige Minuten nach der klaren 1:5-Pleite gegen Clemens. Er sei komplett niedergeschlagen. Kurz darauf löschte er seine Story –genau wie alle anderen Posts auf seinem Instagram-Account.
Im Halbfinale wartet die nächste große Hürde
Bei der WM 2021 wurde der „German Giant“ zum ersten deutschen Achtelfinalisten – bei der WM 2023 ist er der erste Viertel- und Halbfinalist. Und bald auch Endspiel-Teilnehmer? Die Partie gegen „Bully Boy“ Michael Smith, ein Weltklasse-Spieler aus England, ist am heutigen Montag wieder zur deutschen Primetime (20.30 Uhr) angesetzt. „Ich freue mich einfach, morgen wieder in den Ally Pally zu gehen. Ich gehe davon aus, dass er wieder von den deutschen Fans belagert ist“, sagte Clemens, der erneut Außenseiter ist. „Der Ally Pally ist deutsch, definitiv.“ (jlu/dpa)