Warum nicht auch in Deutschland?
Für Frauen unter 25: Die Pille gibt's in Frankreich jetzt gratis
Krankenkassen übernehmen Kosten für Verhütung
Frauen unter 25 müssen in Frankreich künftig nicht mehr für die Anti-Baby-Pille zahlen. Die Kosten für die hormonelle Verhütung für diese Altersgruppe werden künftig die Krankenkassen übernehmen. Das kündigte der französische Gesundheitsminister an. Viele Frauen in Deutschland fragen sich jetzt: Wann ist es auch bei uns soweit?
Gratis-Pille verantwortlich für weniger Schwangerschaftsabbrüche?
„Immer mehr junge Frauen verzichten aus finanziellen Gründen auf die Verhütung“, erklärte Gesundheitsminister Olivier Véran auf dem französischen Sender France2. Mit 25 Jahren hätten viele mehr Einkommen. Die neue Regelung werde etwa 21 Millionen Euro jährlich kosten.
Für Mädchen zwischen 15 und 18 ist die hormonelle Verhütung mit der Pille bereits schon länger kostenlos. Dies habe zwischen 2012 und 2018 zu einem Rückgang von Schwangerschaftsabbrüchen von 9,5 auf 6 bei 1.000 Fällen beigetragen. Seit vergangenem Jahr können auch Mädchen unter 15 Jahren in Frankreich kostenfrei die Anti-Baby-Pille bekommen.
Lese-Tipp: Verhüten ohne Pille – diese Methoden sind die besten!
Deutschland: Keine Unterstützung der Krankenkasse ab 22 Jahren
In Deutschland gibt es bis zum 22. Geburtstag für gesetzlich versicherte Frauen die Pille kostenlos. Lediglich die Rezeptgebühr (mindestens 5, höchstens 10 Euro) muss ab dem 18. Lebensjahr gezahlt werden. Diese Regelung wurde im März 2019 eingeführt. Für „ältere“ Frauen dagegen gilt: Von der Krankenkasse gibt es keine Unterstützung mehr. Ausnahmefälle, in denen die Pille nicht zur Verhütung, sondern zu therapeutischen Zwecken eingesetzt wird, müssen mit dem Frauenarzt besprochen werden.
Lese-Tipp: Warum die Pillenpause überflüssig ist – Gynäkologe erklärt
Empfehlungen unserer Partner
Modellprojekt von Profamilia: "Altersbegrenzung nicht sinnvoll"
Das Modellprojekt „biko – Beratung, Information und Kostenübernahme bei Verhütung“ von Profamilia hat 30 Monate lang die Kostenübernahme für Verhütung für Frauen mit wenig Geld getestet. Das Ergebnis: „Die Nachfrage war mit insgesamt 4.480 Kostenübernahmen hoch und verdeutlicht, dass viele Frauen auf Unterstützung bei der Finanzierung von Verhütungsmitteln angewiesen sind“, fassen die Verantwortlichen des Projekts zusammen und gehen sogar noch einen Schritt weiter: „Die Ergebnisse zeigen, dass eine Altersbeschränkung, wie sie aktuell [...] existiert, nicht sinnvoll ist.“ Außerdem sollten Geringverdienerinnen und BAföG-Empfängerinnen bei einer bundeseinheitlichen Lösung mitbedacht werden. Möglicherweise sorgt der Kurswechsel in Frankreich auch hierzulande für eine neue Debatte rund um den Preis der Pille. (fge)