Jetzt geht's vor GerichtFrau wird verhaftet, weil sie Obdachlose mit Essen versorgte

Norma Thornton (78) wurde im März verhaftet, weil sie Obdachlosen Essen in einem Park servierte.
Norma Thornton (78) wurde im März verhaftet, weil sie Obdachlosen Essen in einem Park servierte.
Institute for Justice

In Bullhead City (Arizona, USA) wurde eine 78-Jährige im vergangenen März festgenommen, weil sie Essen an Obdachlose verteilte. Damit soll sie gegen eine geltende Stadtverordnung verstoßen haben. Nun verklagt sie die Stadt – weil sie ihre Grundrechte verletzt sieht.

Seniorin teilt Essen aus - und wird verhaftet

Norma Thornton verklagt nun ihre Heimatstadt.
Norma Thornton verklagt nun ihre Heimatstadt.
Institute of Justice

Ins Gefängnis wegen Wohltätigkeit? Norma Thornton aus Bullhead City (Arizona, USA) drohte genau das zu passieren. Die 78-Jährige dachte sich nichts Böses, als sie im März Essen an Bedürftige aus der Stadt verteilte. Kurze Zeit später rückte die Polizei in den Bullhead City Community Park an – und verhaftete die Seniorin dafür. Denn eine Stadtverordnung besagt: Zubereitete Speisen in einem öffentlichen Park für wohltätige Zwecke ohne Genehmigung zu verteilen, ist verboten.

Nun klagt Norma Thornton dagegen, berichtet die „New York Post“ unter Verweis auf die gemeinnützige Organisation „Institute of Justice“. Der Grund: Sie sieht ihr Verfassungsrecht „auf Wohltätigkeitshandlungen“ verletzt. Damit will sie erreichen, dass die Stadt die Verordnung aufhebt. „Die Stadt Bullhead hat es zu einem Verbrechen gemacht, Bedürftige zu ernähren“, sagte Thornton.

Polizist sprach bei Festnahme von "PR-Albtraum"

Die Seniorin würde auch künftig gerne Bedürftige mit Essen versorgen.
Die Seniorin würde auch künftig gerne Bedürftige mit Essen versorgen.
Institute of Justice

Nach der Festnahme drohte Thornton eine Geldstrafe von 1.400 US-Dollar, außerdem vier Monate Gefängnis. Doch die Anklage gegen sie wurde fallen gelassen.

Dass der Fall kein gutes Licht auf Polizei und Justiz wirft, war einem Polizisten, der an der Festnahme beteiligt war, bereits während der Aktion klar. Eine Bodycam zeichnete auf, wie der Beamte mit seinem Vorgesetzten telefonierte, um zu erfahren, was mit Thornton zu tun sei. Das „Institute of Justice“ veröffentlichte die Aufnahmen auf YouTube. Als der Vorgesetzte die Anweisung zur Verhaftung gab, sprach der Polizist von einem „PR-Albtraum“.

„Die schlechte Nachricht ist: Sie sind verhaftet, weil Sie gegen die Stadtverordnung verstoßen haben“, sagt der Beamte auf den Aufnahmen. „Technisch gesehen sollte ich Ihnen auch Handschellen anlegen, aber das werde ich nicht tun, weil ich glaube, sie sind keine Schwerverbrecherin.“

In ihrer Klage gegen die Stadt argumentiert die Seniorin, dass es zwar mehrere Essensausgaben zur Unterstützung bedürftiger Menschen gäbe, doch dort würden keine warmen Mahlzeiten angeboten. Außerdem dürften Familien die abgepackten Lebensmittel nur einmal im Monat erhalten. Wie gut die Erfolgschancen der Klage von Thornton stehen, ist ungewiss.

Am Dienstag bezog die Stadt Stellung zu den Vorwürfen. „Es steht Einzelpersonen frei, Obdachlosen an ihrem Wohnort, in der Kirche oder auf ihrem Privatgrundstück Essen zu servieren. Unsere Verordnung gilt nur für öffentliche Parks“, sagte der Bürgermeister. Das veröffentlichte Video sei irreführend und es fehlten wichtige Details, hieß es in der Erklärung weiter.

In Bullhead City leben laut aktueller US-Volkszählung rund 40.000 Menschen, die Armutsquote liegt bei 17 Prozent.

(jak)