Frankfurts Oberbürgermeister im Kreuzfeuer
Peter Feldmann über Rückzug: "Ich bin nicht der Typ, der sich fluchtartig raus bewegt."
Ein Skandal jagte den nächsten und die Rufe nach seinem Rücktritt wurden immer lauter, doch Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) dachte nicht daran, aufzuhören. Am 5. Juli 2022 dann die plötzliche Wendung: Feldmann gibt seinen Rücktritt bekannt. In einer Pressekonferenz nahm er heute Stellung – und verteidigte die lange Entscheidungszeit.
Feldmann: "Man ist Oberbürgermeister ganz oder gar nicht."
„Das ist ein Schritt, der mir sehr schwergefallen ist, ich habe lange mit mir gerungen“, so Feldmann zu Beginn der Konferenz. Die Entscheidung habe er während seiner Zeit im Ausland getroffen, dort hätte er mehr „Distanz“ gehabt.
„Man ist Oberbürgermeister ganz oder gar nicht, das ist eine Funktion, für die man brennen muss. Dass ich diesen Job liebe ist in den letzten zehn Jahren deutlich geworden. Ich möchte keinen Tag missen, weil man was bewegen kann“, so Feldmann weiter. Er betonte seine Anfänge im Sozialbereich: „Ich habe mit den Menschen gearbeitet, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen.“
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„Ich wollte was bewegen, deswegen ist es mir so schwergefallen, loszulassen.“ In seiner Zeit als Frankfurts Oberbürgermeister habe er viel erreicht, wie er selbst betont. So habe er durch den Mietenstop den Mietanstieg in Frankfurt zwar nicht vermeiden, aber teilweise bremsen können. Außerdem habe er dafür gesorgt, dass Kinder kostenfreien Eintritt in Schwimmbäder, Museen und Zoos erhalten. Auch auf das Thema Kitagebühren sei er sehr stolz.
Feldmann: "Finanzielle Erwägungen spielen dabei keine Rolle."
Anstatt sofort will Feldmann erst im Januar 2023 seinen Stuhl räumen. Diese Entscheidung verteidigt er: „Warum Januar? Viele stellen sich diese Frage. Finanzielle Erwägungen spielen dabei keine Rolle. Ich habe das nicht mal ausrechnen lassen, ob diese sechs Monate bei der Pension einen Unterschied machen. Ich kann es Ihnen nicht beantworten.“
Er sei nicht der Typ, der sich fluchtartig raus bewegt, er sei konfliktfähig und wolle ein geordnetes Haus übergeben. Auch die Anklage wegen Korruption im Awo-Skandal kam zur Sprache: „Ich bin fest überzeugt, dass ich nicht korrupt bin. Wenn ein Verdacht schon reicht, ist das nicht mein Spiel. Die Unterstellung, das wäre eine Flucht, tut richtig weh.“
Feldmann kritisiert Medieninteresse
Eigentlich sei er gewählter Oberbürgermeister bis 2024, er habe sich aber auf einen Rücktritt eingelassen, weil er überzeugt sei, dass Frankfurt zurück zu den Inhalten muss. „So eine Resonanz bei der Pressekonferenz zur Abschaffung von Kitagebühren oder der Einführung von 365-Tickets für Senioren, da würden einige von träumen“, so Feldmann. Die Personengeschichten seien für die Presse jedoch spannender. (dgö)