Mercdes-Fiesta
Bottas schockt Verstappen und rast auf die Mexiko-Pole

Fiesta Mercedes statt Fiesta MAXicana! Valtteri Bottas hat die Red-Bull-Dominanz in Mexiko durchbrochen und sich die Pole Position gekrallt. Der Mercedes-Pilot fuhr am Samstagabend auf dem Autodromo Hermanos Rodriguez die schnellste Runde vor Weltmeister Lewis Hamilton (+0,1). Max Verstappen (+0,3) wurde nur Dritter vor seinem Garagen-Nachbarn Sergio Perez. Eine herbe Enttäuschung für Red Bull.
Für die deutschen Fahrer war (fast) wie gewohnt früh Schluss. Sebastian Vettel schaffte nicht den Sprung in Q3 und wurde 11. (+1,2), Mick Schumacher landete auf Platz 18 (+2,1). Die Quali musste wegen eines frühen Crashs minutenlang unterbrochen werden.
Höhenflug in der Höhenluft
Dünne Luft, dicke Ausbeute. Mercedes hat den beinahe unschlagbar scheinenden Red-Bull-Piloten im Qualifying eine kleine Lehrstunde erteilt.
Auf der 4,304 Kilometer langen Strecke in der Millionenmetropole stanzte überraschenderweise Valtteri Bottas auf der weichen Reifenmischung die schnellste Zeit in den Asphalt und machte so die 19. Pole seiner F1-Karriere klar. Mercedes-Pilot Lewis Hamilton kam mit anderthalb Zehnteln Rückstand auf Platz zwei. Zwei Mercedes in der ersten Reihe – das ist durchaus eine Überraschung! "Das waren super Runden, vor allem der erste Versuch in Q3. Eine meiner besten Runden, es fühlt sich großartig an“, jubelte Bottas.
Mercedes auf einmal wieder da
Vor der Quali galten die „Bullen“ eigentlich als klar favorisiert. Doch als es darauf ankam, passte es bei Verstappen nicht mehr zusammen. In keiner der drei Qualisessions lag er vorne. In den letzten Runden ging er teils zu aggressiv über die Kerbs. Das Heck rutsche, beschwerte er sich am Funk.
Die Pole-Entscheidung fiel im letztlich schon im vorletzten Schuss. Und da fuhr Bottas nicht nur den Red-Bull-Rivalen um die Ohren, sondern auch seinem Stallkollegen Hamilton. Im letzten Anlauf verabschiedete sich Perez mit einem Fahrfehler aus dem Pole-Rennen. Vor dem Mexikaner war AlphaTauri-Rookie Yuki Tsunoda durch die Wiese gerauscht und irritierte „Checo“. Ganz doof: Wegen der Ausritte vor ihm musste auch Verstappen vom Gas. „Der 3. Platz ist nicht super, aber immer noch okay. Das Qualifying ist nicht für uns gelaufen, morgen wird es einen großen Kampf geben", kündigte der leicht frustrierter WM-Leader an.
Im 2. Training am Freitag und auch in der Quali-Probe am Samstag hatte Red Bull noch die Muskeln spielen lassen und Hamilton bzw. dessen Wingman Bottas über eine halbe Sekunde abgenommen. Eine halbe Ewigkeit in diesen Bereichen. Vor allem im zweiten Sektor taten sich die Mercedes-Männer schwer, verloren in den Kurven wichtige Zehntel auf die „Bullen“.
Doch in der Quali war das alles vergessen, plötzlich lagen die Schwarzpfeile besser auf der Strecke und den Kurven. Bei Mercedes haben die Ingenieure offenbar ganze Arbeit geleistet – und auf einmal ist Mercedes der große Favorit im Rennen am Sonntag. Das große Ziel: Den WM-Rückstand von derzeit zwölf Punkten verringern.
Erwarteter Vorteil bleibt aus
Auch die 100.000 frenetischen Fans halfen Red Bull nicht. Angepeitscht von den Fanmassen landete Lokalmatador Perez nur auf dem vierten Platz. Lange Gesichter also bei Red Bull. Denn eigentlich dachte man bei den Bullen, dass sie von der Höhenluft Mexikos (Mexico City liegt auf 2.200 Metern Höhe) von einer größeren Effizienz des Turboladers beim Honda-Antrieb profitieren würden.
Der Vorsprung von fünf Zehnteln schien hier wie eingemeißelt. Im RTL-Interview vor dem Rennwochenende hatte RB-Berater Helmut Marko erklärt, warum das so sein sollte. "Weil wir im Vergleich zu Mercedes, Renault und Ferrari einen größeren Turbolader haben und wenn dann die Luft dünner ist, ist dann die Effizienz besser gegeben." Er hoffe, das sei ein Vorteil, so Marko.
Diese Hoffnung scheint sich allem Anschein nach, nicht zu bewahrheiten. Damit schwindet auch die Aussicht auf den lang ersehnten Bullen-Doppelsieg. Den gab es seit 2016 nicht mehr.
Stroll crasht in die Bande
Die Fahrer mussten im Qualifying Überstunden schieben. Grund dafür war ein Abflug in Q1. Sieben Minuten nach dem Start sorgte ein Einschlag von Aston-Martin-Pilot Lance Stoll für eine Schreck-Sekunde. In Kurve 17 fuhr er über einen schmutzigen Teil der Strecke und verlor vor Start/Ziel sein Heck, crashte seitlich in die Bande. Q1 wurde minutenlang gestoppt. Der Kanadier blieb unverletzt.
Strolls Teamkollege Sebastian Vettel verpasste den Sprung in Q3, wegen einer Motorstrafe von Lando Norris und Yuki Tsunoda rückt der viermalige Weltmeister in der Startaufstellung dennoch in die Top 10 und startet von Rang 9.
Mick Schumacher hatte einmal mehr seinen Stallrivalen Nikita Mazepin im Griff, war fast eine halbe Sekunde schneller als der Russe. Wegen Motor-Strafen von gleich mehreren Piloten startet Schumi jr. am Sonntag aber immerhin von Rang 14. (msc)