Kein Bluff
Mercedes landet auf dem Boden der Bahrain-Tatsachen

Mercedes abgeschlagen hinter Red Bull und Ferrari. Das ist das bittere Silberpfeil-Fazit nach den ersten beiden Tagen in Bahrain. Und auch die Aussichten für das Rennen am Sonntag sind für das Weltmeisterteam schlecht. Den Sieg hat Teamchef Toto Wolff schon abgeschrieben.
Bluff-Theorie zerbröselt vor unseren Augen

Falls doch noch wer gezweifelt hat, dem wurden in der Stunde zwischen 16 und 17 Uhr deutscher Zeit auf dem Bahrain International Circuit die Augen geöffnet. Nein, Mercedes hat nicht geblufft. Die Silberpfeile sind gerade nur die dritte Kraft – höchstens.
Viel wurde geredet, gerätselt, getuschelt. Denn die Sache ist ja so: Gefühlt jedes Jahr kommt Mercedes zu den Formel-1-Testfahrten und gibt sich hinterher als Tiefstapel-Weltmeister, nur um dann doch jedes Jahr den Titel einzufahren (oder wie 2021 zumindest bis zur letzten Runde den virtuellen Titel zu haben). In diesem Jahr sagte ein grübelnder Lewis Hamilton. „Ich denke nicht, dass wir momentan ein siegfähiges Auto haben“. Das sorgte bei der Konkurrenz für Hohn und Spott. Weder Carlos Sainz von Ferrari noch Max Verstappen nahmen die Ansage ernst und verwiesen augenverdrehend auf die vergangenen Jahre.
Dann kam Bahrain. Schon am ersten Trainingstag deutete sich an: Mercedes hat Probleme. Viele Probleme. Die Abstimmung passt nicht, die Pace fehlt und dann hoppelt der Renner auch noch wie ein Känguru auf Koks. Das Porpoising oder Bouncing beschäftigt Mercedes besonders, hinzu kam Untersteuern. „Es überschattet alles“, sagte Toto Wolff am Samstag im Bezug auf das Bouncing -heißt: es liegen gleich mehrere Dinge dahinter im Argen.
Hamilton Fünfter, Russell auf Platz 9
Zur neuen Saison mussten die Teams ihre Autos generalüberholen. Neue Regeln sollen die Formel 1 spannender und ausgeglichener machen. Und alles deutet darauf hin, dass Mercedes die neuen Aerodynamik-Vorgaben bislang wenig weltmeisterlich umgesetzt hat. „Ich glaube nicht, dass wir mit der Leistung der Führenden mithalten können, wenn wir rein von der Pace ausgehen“, hatte Teamchef Toto Wolff orakelt.
Die negativen Erwartungen kamen dann auch im Qualifying genau so. Zwar rückten die Silberpfeile etwas näher heran, Hamilton halbierte seinen Rückstand fast von über einer Sekunde auf sieben Zehntel. Dennoch stand für die einstigen F1-Dominatoren ein schwaches Quali-Ergebnis unterm Strich. Hamilton holte mit Platz fünf noch das bessere Mercedes-Ergebnis, während George Russell auf P9 versauerte.
"Es ist ein Weckruf"
"Wir sind das drittschnellste Team. Es ist ein Weckruf", gestand Teamchef Wolff. Es gebe „einfache Lösungen“, um Leistung zurückzubekommen. Diese würde sich aber erst „langsam herauskristallisieren“. Der Rennstall werde „alles geben, was wir können, um das Auto besser zu verstehen und Leistung zu finden“, kündigte Wolff an.
Gleichzeitig macht der Österreicher nur wenig Hoffnung auf schnelle Besserung. Seine Aussichten. "Die Pace ist mit P5 genau da, wo wir sind. Im Moment ist es 'Jugend forscht'. Je mehr wir fahren, desto besser wird es. Wir brauchen ein paar Rennen, um uns auszusortieren. Dann sind wir wieder da."
Dass der Konstrukteursweltmeister am Sonntag um den Sieg mitfährt, glaubt bei Mercedes offenbar niemand. "Wenn wir unter die ersten Fünf kommen könnten, Vierter, Dritter, das wäre schon super. Das nehme ich sofort", sagte Wolff. Mercedes mit Handkuss auf drei oder vier. Wie sich die Zeiten ändern. (msc)