Ein Fingerzeig mit Fingerzeig des MaestrosFernando Alonso war der wahre "Fahrer des Tages" in Spielberg

 ALONSO Fernando spa, Alpine F1 Team A522, portrait during the Formula 1 AWS Grand Prix du Canada 2022, 9th round of the 2022 FIA Formula One World Championship, WM, Weltmeisterschaft on the Circuit Gilles Villeneuve, from June 17 to 19, 2022 in Montreal, Canada - F1 - CANADIAN GRAND PRIX 2022 DPPI/Panoramic PUBLICATIONxNOTxINxFRAxITAxBEL _V2_5518
Nichts verlernt, im Gegenteil: Fernando Alonso fährt wie eh und je.
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von Ludwig Degmayr

Völlig im Schatten des Spitzenduells und dem Hype um Mick Schumacher legt Fernando Alonso in Spielberg einen Rennsonntag an den Tag, wie es bisher nur wenige vor ihm geschafft haben. Ob falsche Reifen, gefährliche Aktionen seiner Gegner oder ein Start von ganz hinten – der 40-Jährige lässt auf seinem Weg in die Punkte die anderen alt aussehen. Ein klarer Fingerzeig, den Alonso im Rennen so auch tatsächlich macht.

Lehrstunde für Yuki Tsunoda bei 300 km/h

Während die anderen sich am Samstag im Sprint vergnügen konnten, streikte Alonsos Alpine und der Spanier war zum Zuschauen verdammt. Für das Hauptrennen am Sonntag bedeutete das Startplatz 19. Eine Position, in der maximal mit einem der drei Topautos noch ein gutes Resultat drin ist. Doch nicht für Alonso.

Nach einem für seine Verhältnisse mittelmäßigen Start ging es „nur“ zwei Plätze nach vorne, doch die wahre Leistung offenbarte sich spätestens nach der ersten Runde der Boxenstopps. Alle fuhren rein, doch Alonso blieb draußen. Knappe 20 Runden später kam die Konkurrenz wieder zum Reifenwechsel rein, der zweifache Weltmeister blieb immer noch draußen. 50 Runden auf einem Satz der Harten, ganz nebenbei lieferte der Altmeister noch eine der Szenen des Rennens. Der beinahe halb so alte Yuki Tsunoda drängte den Alpine-Piloten mit zwei Rädern auf die Wiese. Alonso war das egal, er ging trotzdem vorbei und machte während des Überholmanövers seinem jungen Kontrahenten noch mit einer Fingergeste bei circa 300 km/h klar, dass das unfair war. Natürlich ohne dabei den Bremspunkt zu verpassen.

Selbst die Patzer von Alpine können Alonso nicht ausbremsen

Der sonst so von Pech verfolgte Alonso hatte dann beinahe erstmals in der Saison Glück, dass das virtuelle Safety Car genau zur richtigen Zeit wegen Carlos Sainz’ abfackelndem Ferrari herauskam. Ein Segen für all seine Fans, mit dem neuen weichen Pneus war sogar ein Angriff auf die beiden Mercedes und das Podest möglich. Doch alle hatten vergessen, dass Alpine in Sachen Strategie und menschlichem Versagen eine blau-rosa angestrichene Ferrari-Crew ist. So zogen sie Alonso die falschen Reifen auf, deswegen musste er nochmal reinkommen – ohne VSC. Er kam auf Platz 14 heraus, anstatt um die Top Fünf zu kämpfen.

Doch der asturische Löwe gab nicht auf und kämpfte sich nach vorne. In den noch neun verbliebenen Runden schob sich Alonso bis auf P11. Im Finalen Umlauf überraschte er dann Valtteri Bottas und krallte sich Position zehn und damit einen bereits nach dem Samstag, aber sicher nach dem verpatzten Boxenstopp nicht mehr für möglich gehaltenen Punkt.

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In Spa und Monza ist mit Alonso zu rechnen

Dass „El Plan“, die Rückkehr Alonsos in die Siegerliste, also nicht funktioniert wie erhofft, liegt nicht an ihm selbst. Den einst hoch gehandelten Esteban Ocon hat der Spanier im eigentlichen Motorsport-Rentenalter locker im Griff und holt wie schon vor seiner F1-Pause mehr aus seinem Arbeitsgerät raus, als eigentlich drinsteckt. All die Kritiker-Stimmen, das alte Eisen solle endlich den Weg frei machen für jüngere Talente, denen sei gesagt: Die Jugend muss erst mal lernen, schneller als Alonso zu fahren. Und danach sieht es in naher Zukunft nicht aus.

Der Alpine wird auch in dieser Saison kein Siegerauto mehr werden. Doch eine Sache kann der französische Bolide: Schnell geradeaus fahren. Bewiesen beim GP in Baku. Geht es also auf weitere schnelle Strecken wie Spa oder Monza muss man Alpine und vor allem Alonso auf dem Zettel haben. So denn die Kiste hält.