Böse Silverstone-Erfahrung als Mahnung
Verstappen warnt: Großer Vorsprung kann ganz schnell weg sein
von Peter Reichert und Martin Armbruster
Die Zeiten, in denen mit Max Verstappen im Formel-1-Cockpit die Gäule durchgingen, sind vorbei. Der Weltmeister fährt seit einigen Rennen in einer eigenen Liga. In Silverstone (Sonntag, ab 15 Uhr, LIVE bei RTL) will Verstappen sein ohnehin schon üppiges WM-Polster weiter aufpumpen. Denn der Holländer weiß aus Erfahrung: Ein Vorsprung kann nie groß genug sein.
Verstappen: "Haben ein bisschen Glück gehabt"
„Es sieht jetzt gerade gut aus, wir sind viele Punkte vorne. Aber das war letztes Jahr auch so“, erinnerte Verstappen im RTL/ntv-Interview an den Großbritannien-GP 2021. Auch damals war der Holländer mit einem veritablen Vorsprung auf Titelrivale Lewis Hamilton nach Silverstone gekommen. Nach einem Abschuss des Briten in Copse Corner war ein Großteil des Polsters futsch und Verstappen wegen eines Einschlags mit 51g im Krankenhaus.
In der Formel 1 könne sich das Blatt ganz schnell wenden, mahnte Verstappen. „Auch dieses Jahr ist in den ersten neun Rennen viel passiert, es gab viele Ausfälle. Erst hatte ich einen großen Rückstand, jetzt einen großen Vorsprung“, kommentierte der 25-Jährige seinen Titelkampf mit Ferrari-Star Charles Leclerc. Verstappen räumte zudem mit Blick auf Leclercs Pechsträhne (Defekte in Barcelona und Baku, Boxenstopp-Patzer in Monaco, Strafe in Kanada) ein, „dass wir ein bisschen Glück gehabt haben“.
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Punkte hamstern, statt Dauer-Risiko
Die Roten hat Verstappen aber nach wie vor dick auf dem Zettel. „Die sind richtig schnell, auch in Kanada war es ein Kampf bis zur letzten Runde. Das wird hier in Silverstone und die nächsten Rennen sicher auch so sein.“
Verstappen jedenfalls ist gerüstet, setzt im WM-Kampf auf seine Ruhe, die ihn neuerdings auszeichnet. „Es ist besser für das Team, wenn jeder ruhig arbeitet. Natürlich habe ich viel gelernt in den letzten sieben, acht Jahren“, sagte der 26-malige GP-Sieger. Dass er nunmehr das zweite Jahr in Folge ein WM-fähiges Auto habe, helfe ebenfalls.
„Wenn das Auto funktioniert und man ist immer in den Top 4, ist alles viel einfacher. Dann arbeitet man viel einfacher“, so Verstappen. In den Jahren der Mercedes-Dominanz habe er bestenfalls bei ein paar Rennen eine Siegchance gehabt und daher auch entsprechend aggressiver agiert. „Jetzt müssen wir nicht immer volles Risiko gehen, sondern viele Punkte sammeln.“
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Red-Bull-Update soll Quali-Bilanz verbessern
In Silverstone soll dabei ein Update helfen, das die Truppe aus Milton Keynes von der Fabrik ein paar Meilen ins legendäre „Home of British Motor Racing“ transportiert hat. „Wir werden neue Teile ans Auto bringen, um eine bessere Quali-Pace zu haben“, spielte Verstappen auf seine Samstags-Bilanz gegen Leclerc an. In der Zeitenjagd steht es vor dem Großbritannien-GP 6:2 für den Monegassen.
In Silverstone will Verstappen verkürzen, auch wenn er gewohnt abgezockt betont: „Das Wichtigste sind die Punkte im Rennen.“ Seine Siegchance für Sonntag bezifferte der Niederländer schließlich auf „Fifty-Fifty – ja oder nein.“ Zumindest verbal blitzte er dann doch noch kurz auf – der alte „Alles-oder-Nix-Max.“