Aber nicht für die Art
Klima-Aktion auf der Strecke: Vettel und Hamilton haben Verständnis für Protest

Möglicherweise ist die Formel 1 am Sonntag nur knapp einer Katastrophe entkommen. Mehrere Menschen stürmten zu Beginn des Rennens den Silverstone Circuit und setzten sich auf den Asphalt. Das Rennen war kurz zuvor wegen des Kopfüber-Crashs von Guanyu Zhou unterbrochen worden. Sebastian Vettel und Lewis Hamilton äußern Verständnis für das Anliegen an sich – weisen aber auf die große Gefahr der Aktion hin.
Gefährlicher Protest geht glimpflich aus
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Die Aktivisten entstammen der Gruppe "Just Stop Oil", die ein Ende der Erdöl-Nutzung fordert. Videos zeigen, wie mehrere Menschen Sicherheitszäune überqueren und an der Wellington-Geraden auf die Strecke zugehen und sich dort hinsetzen. Die Formel-1-Wagen fahren – zum Glück gedrosselt - vorbei. Marshalls greifen ein.
Die Aktion ging fast ein bisschen unter, da nur ganz kurz davor der Startunfall des Chinesen Zhou Guanyu die Zuschauer geschockt hatte – wie es dem Piloten ging, war lange unklar. Weltregie, Zuschauer und Fahrer waren mit ihren Gedanken vor allem bei Zhou.
F1-Boss: "Unverantwortlich!"
Der Weltverband teilte nach dem Crash mit, dass die Personen „umgehend entfernt“ worden seien. Die Polizei sprach am Abend von sieben festgenommenen Personen. So blieb die Aktion fast eine Randgeschichte – vor allem wegen des spektakulären Rennens und weil es wegen der Roten Flagge zur Zeit des Protests glimpflich ausging.
Formel-1-Boss Stefano Domenicali reagierte mit einer klaren Aussage. „Jeder hat das Recht, Probleme anzuprangern, aber niemand hat das Recht, Leben in Gefahr zu bringen. Diese Aktion einer kleinen Gruppe von Menschen heute war komplett unverantwortlich und gefährlich“, kritisierte der Italiener.
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Vettel sieht zwei Seiten
Etwas differenzierte zeigte sich Sebastian Vettel. Allerdings wies auch er auf die große Gefahr der Protestform hin.
"Jeder kann seine eigene Meinung dazu haben. Ich denke, dass diese Menschen nicht aus Frustration handeln, sondern verzweifelt sind, und ich kann ihre Ängste und Befürchtungen sehr gut nachvollziehen“, sagte Vettel. „Das kann wohl jeder verstehen, der das Ausmaß des Problems versteht, das auf uns zurollt."
Andererseits sehe er aber auch die andere Seite. „Es gibt Streckenposten, die versuchen, die Leute davon abzuhalten, solche Dinge zu tun. Man gefährdet die Leute, die am Rennwochenende beteiligt sind, wie Fahrer und Streckenposten."
Hamilton präzisiert Aussagen
Ähnlich empfand Lewis Hamilton die Situation. Wobei der Mercedes-Pilot mit seiner ursprünglichen Aussagen viele Fans irritiere.
„Ich liebe es, dass Menschen für den Planeten kämpfen. Wir brauchen mehr Leute wie sie“, sagte er noch auf der Pressekonferenz nach dem Rennen. Später meldete er sich mit einer weiteren Aussage bei Instagram – da klang es schon deutlich besorgter.
„Wir haben heute gesehen, dass es sich um einen sehr gefährlichen Sport handelt. Obwohl ich immer Leute unterstütze, die für die Dinge einstehen, an die sie glauben, so muss das in sicherer Art und Weise geschehen. Bitte springt nicht auf die Rennstrecke, um zu protestieren, wir wollen euch nicht in Gefahr bringen!"
Auch Mercedes reagierte mit einem Statement. „Lewis befürwortete ihr Recht zu protestieren, aber nicht die Methode, die sie gewählt haben, was ihre Sicherheit und die anderer gefährdet“, stellte das Team klar.
Vettel und Hamilton haben sich in der jüngeren Vergangenheit immer wieder mit Gesten und Aktionen für Klimaschutz und Nachhaltigkeit eingesetzt. Die beiden alternden F1-Stars sind damit der Stachel im Fleisch der Formel 1 oder auch: so etwas wie das Gewissen. (msc)