Von wegen Teamplay
Alpine schrammt haarscharf an pinkem GAU vorbei

Der Fight zwischen den beiden pinken Panthern von Alpine war eines der Highlights des Saudi-GP – zumindest wenn man nicht am Kommandostand des französischen Formel-1-Teams saß. Rundenlang bekämpften sich Esteban Ocon und Fernando Alonso beinhart. Besonders bei Ocon kommen da Erinnerungen an alte Zeiten hoch. Die Zeiten des Teamplays aus dem Vorjahr scheinen jedenfalls der Vergangenheit anzugehören.
Duell Jung gegen Alt auf Augenhöhe
Los geht der Ringkampf beim Saudi-GP in Runde fünf, als Alonso es auf der Zielgeraden das erstmals probiert und ein haariges Manöver fährt, welches durch einen Zucker nach innen von Ocon noch brandgefährlich wird – der Altmeister landet beinahe im Heck seines Stallgefährten. Ohne die blitzschnelle Reaktion des zweifachen Weltmeisters hätte die beiden wohl 1:1 das gleiche Schicksal wie Max Verstappen und Daniel Ricciardo in Baku 2018 ereilt, die damals einen Auffahrunfall bauten.
Eine Runde später dann ein in gewohnter Alonso-Manier vorbereitetes Manöver und der Spanier ist vorbei. Doch der Konter von Ocon bleibt nicht aus: der Franzose setzt sich einen Umlauf später wieder in Front, muss dabei aber in die Auslaufzone und seine Position wenig später zurückgeben.
So darf's nicht laufen!

Ocon sieht Pink
Auch danach endete der Kampf der Teamkollegen nicht. Wie wäre es also mit einem Eingriff von der Box gewesen? Den hielt der neue Teamchef Otmar Szafnauer nicht für nötig, wie er den englischen Kommentatoren während des Rennens live per Funk erzählte. Es sei nur wichtig, vor Valtteri Bottas im Alfa Romoe zu bleiben.
Das Resultat der internen Streiterei waren verschlissene Reifen für beide Alpines, die sowieso schon über die enorme Abnutzung des Gummis am Wochenende klagten. Außerdem pirschten sich Bottas und Kevin Magnussen in der Zwischenzeit immer näher an die Pinken heran, weil diese sich gegenseitig im Weg standen. Und das, obwohl Haas und Alfa Romeo im Renntrimm eigentlich langsamer als die Franzosen waren.
Speziell aus Szafnauers Sicht stellt sich daher die Frage: Warum griff der Hauptverantwortliche nicht frühzeitig ein? Speziell mit Ocon machte der Brite in der gemeinsamen Zeit bei Force India mehrfach schlechte Erfahrungen in dieser Hinsicht. Damals kollidierte der französische Youngster in regelmäßigen Abständen mit seinem Teamkollegen Sergio Pérez und schmiss jede Menge Punkte für das Team weg. Wie die Ironie es will übrigens auch in einem rosa Auto.
Zeit der Nettigkeiten auf der Strecke ist vorbei
Bereits im Vorjahr war der Abstand zwischen Ocon und Alonso der geringste im gesamten Fahrerfeld. Weniger als 0,1 Sekunden lag zwischen den beiden in der Rennpace über die Saison hinweg, bei leichten Vorteilen für den 40-jährigen Spanier. Da sich dieser Trend auch 2022 widerspiegelt, scheint eine erneute Begegnung auf der Strecke scheint unausweichlich. 2021 trat der Rennstall als Teamplayer auf, was der Sieg Ocons in Ungarn und das Alonso-Podium in Katar zweifelsohne aufzeigten. Aktuell wird dieses Gemeinschaftsgefühl auf die Probe gestellt. Obwohl es nicht einmal um Pokale geht.
Immerhin: Szafnauer und Alonso können durchatmen, denn ab dem kommenden Rennen fährt Alpine wieder in der gewohnten blauen Lackierung. Somit wird Esteban Ocon sein pinkes Tuch vor den Augen weggenommen. (lde)