Dank Last-Minute-Unfall auf Pole
Leclercs Pole-Crash: Kein Parkmanöver wie bei Schumi und Rosberg

Manch einer mag an Michael Schumachers „Rascasse-Gate“ 2006 oder Nico Rosbergs Seltsam-Verbremser 2014 gedacht haben, als Charles Leclerc beim Qualifying zum Monaco-GP dank eines Crashs die Pole Position eroberte. Ein Vergleich der Bilder macht aber schnell klar: 2021 liegt die ganze Sache anders.
Malheur in der Schwimmbad-Schikane
Leclerc war auf seiner letzten schnellen Runde – und am Limit. Zwar zierte der Monegasse Platz 1 der Zeitentabelle, schnupperte also schon verdächtig an der Heimspiel-Pole. Hinter ihm aber pushten auch Max Verstappen, Valtteri Bottas und Carlos Sainz, bei allen drei leuchteten starke Sektoren-Zeiten auf.
Leclerc drückte auf den Pinsel – und übertrieb es. Der Lokalmatador lenkte zu eng in die Schwimmbad-Schikane ein, zerdepperte sich dabei die linke Radaufhängung. Der SF21 wurde so zum unfahrbaren Geschoss: Leclerc hoppelte über die Kerbs und knallte in die Leitplanke. Ein Monaco-Klassiker, Verstappen passierte dieses Malheur 2016 auch schon.
Sainz klagt auf hohem Niveau
Leclercs Monaco-Quali fiel im Schwimmbad allerdings nicht ins Wasser – im Gegenteil. Weil die Rennleitung Rote Flaggen schwenken ließ und die Session abbrach, war dem 23-Jährigen der Platz an der Sonne nicht mehr zu nehmen.
Verstappen, Bottas, Sainz – sie alle guckten in die Röhre. "Ich war gerade im Tunnel, die Runde fühlte sich wirklich gut an. Hat nicht sollen sein“, sagte Verstappen lapidar.
Sainz’ Klagen war deutlich hörbarer vernehmbar. "Die Chance, in Monaco auf Pole zu fahren, kriegst du nicht jeden Tag. Sehr schwierig, das zu verkraften. Ich bin schnell genug, um das Rennen zu gewinnen, aber ich stehe auf Platz vier. Und von Platz vier gewinnst du in Monaco normalerweise nicht“, seufzte Leclercs spanischer Ferrari-Kollege.
Kein Parkmanöver à la Schumi
Gewiss: Leclerc hatte sich die richtige Stelle „ausgesucht“, um seinen SF21 zu versenken. Mit dem Skandal-Manöver von Michael Schumacher aus dem Jahr 2006 hat sein Crash aber rein gar nichts zu tun. Schumi hatte damals seinen Ferrari in der Rascasse absichtlich geparkt, damit Renault-Rivale Fernando Alonso seinen Angriff auf die Pole abblasen musste. Das war praktisch jedem, der den „Quersteher“ aus der Cockpit-Perspektive sah, sofort klar.
Ein ähnlich verdächtiges Manöver legte 2014 Nico Rosberg aufs fürstliche Parkett. Auch er lenkte damals auf 1 liegend kurz vor Ende der Zeitenjagd bei der Zufahrt zur Mirabeau irgendwie komisch hin und her, „verbremste“ sich und fuhr mit seinem Silberpfeil in den Notausgang. Folgerichtig gab’s Gelbe Flaggen, weswegen Rosbergs Mercedes-Rivale Lewis Hamilton vom Gas musste. Rosberg blieb auf Pole (und gewann das Rennen), Hamilton schäumte.

"Bis jetzt hatte ich hier immer Pech"
Leclerc – das zeigen die Bilder – machte alles, außer seinen Ferrari absichtlich zu zerstören. Denn der Crash könnte ihm teuer zu stehen kommen. "So, wie die Beschädigung ist, kann ich mir vorstellen, dass das Chassis oder eher vielleicht das Getriebe beschädigt ist. Und wenn das gewechselt werden muss, dann kriegt er eine Rückversetzung", frohlockte Red-Bull-Berater Helmut Marko. Sein Spezi Verstappen würde dann von ganz vorn starten.
Auch Leclerc selbst schwante direkt nach der Quali Böses. Er rechne mit einem Getriebewechsel, sagte der Ferrari-Pilot nach seinem Ritt auf der Rasierklinge. „Bis jetzt habe ich hier immer Pech gehabt.“ Das stimmt: Leclerc holte in der Heimat bislang noch nie einen Punkt. Ob es dabei bleibt, hängt jetzt an einem Getriebe. (mar)