Doppelsieg und Ferrari gedemütigt
Hat Red Bull die Wende geschafft?

Maximale Punkteausbeute, den größten Konkurrenten beim Heimrennen gedemütigt. Red Bull verlässt mit guter Laune das verregnete Imola. Hat der Rennstall die Wende im WM-Kampf schon geschafft?
Erster Red-Bull-Doppelsieg seit 2016
Die Formel-1-Saison 2022 von Red Bull gleicht bisher einer Achterbahnfahrt. Auf das bittere Aus beim Auftakt in Bahrain folgte der Sieg von Max Verstappen in Dschidda. Dann der erneute Technik-K.o. in Australien. Ausgerechnet im Ferrari-Land stehen die Bullen jetzt wieder ganz oben. Mit einem Doppelsieg. Dem ersten Seit 2016.
Und damit stellt sich die Frage: Ist der Abstand zu Ferrari, die in den bisherigen Rennen das stärkste Paket stellten, schon wieder aufgeholt? Denn: Red Bull profitierte beim Imola-Rennen von einem vorgezogenen Update.
Am „übergewichtigen“ RB18 von Verstappen und Wingman Sergio Perez wurde für den Großen Preis der Emilia Romagna der Unterboden angepasst und Gewicht reduziert. Auch die Bremskühlung an der Hinterachse wurde bearbeitet. Technik-Pannen wie in der Wüste oder Australien blieben diesmal aus, der Wagen glitt zuverlässig über den Autodromo Enzo e Dino Ferrari.
"Blaues Wunder im Reich der Roten"
Upgrade-Mut wird belohnt
Dabei war der Rennstall von Verstappen mit diesen Updates ins Risiko gegangen. Wegen des Sprint-Wochenendes gab es am Freitag nur ein Training, um das Setup für das Qualifying am gleichen Nachmittag zu finden.
"Maßgeblich war, dass wir den Mut gefasst haben, trotz nur einen Freien Trainings unser Upgrade zu montieren. Es hat alles funktioniert, weshalb auch unser Aerodynamiker oben auf dem Podium steht", freute sich Red-Bull-Berater Helmut Marko.
Probleme oder Unstimmigkeiten mit den Updates hätten durchaus das Wochenende vermiesen können. Aus genau diesem Grund verzichtete die Scuderia auf eben jene. Imola sei ein "schwieriges Wochenende, um Updates zu bringen", hatte Teamchef Mattia Binotto vor dem Grand Prix gesagt.
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Grand Slam für Verstappen
Doch der „Bullen“-Plan ging auf. Und so fuhr Verstappen zum Grand Slam. Pole, Sprint-Sieg, Sieg im Rennen und schnellste Rennrunde. 34 Punkte. Mehr geht nicht.
Die Updates sind allerdings nicht als einziger Grund für den Erfolg zu nennen. Start, Boxenstopp, Anpassung ans regnerische Wetter, Teamperformance – Red Bull erwischte einen Sahnetag – endlich auch mit beiden Fahrern.
Verstappen gab sich bezüglich der Updates an seinem Renner vorsichtig optimistisch. "Ich glaube, das ist schwierig zu sagen, weil wir das gesamte Wochenende wechselhafte Bedingungen hatten." Ohnehin sei es schwer, zu sagen, „wie viel die Upgrades bringen“. Der Niederländer gehe aber davon aus, dass sie schon „gut funktioniert“ haben. Wie viel sie Wert sind, wird sich wohl bei den nächsten Rennen in Miami (8. Mai) und in Barcelona (22. Mai) erweisen. Ferrari kündigte für das US-Rennen nur Kleinigkeiten an, will erst in Spanien ein größeres Upgrade mitbringen.
Leclerc zu gierig
Das wird Leclerc sicher gerne hören. Der WM-Rivale von Max Verstappen vermurkste schon den Imola-Start und wollte hintenraus zu viel. Statt Platz drei, Podium und ordentlich Punkte mitzunehmen, startete er eine Attacke auf Perez, die mit einem Dreher endete. Der Ferrari-Mann touchierte die Mauer. Zu gierig sei er gewesen, sagte Leclerc hinterher kleinlaut.
Dass er überhaupt noch weiterfahren konnte bezeichnete RB-Berater Marko als „glücklich“. Aber es sei schon „in Ordnung“. So beendete der Monegasse das Ferrari-Heimspiel nur auf Platz sechs.
Der Vorsprung, der vor dem vierten Saisonrennen noch 46 Punkte betragen hatte, schmolz auf nun 27 Zähler zusammen. Red Bull ist wieder in Schlagdistanz.
„Das war doch mal ein netter Sonntag“, fasste Verstappen seinen Dienst-Ausflug nach Imola zusammen. Die RB-Achterbahn geht wieder steil nach oben.