Vorwürfe gegen Red Bull

Wolff: Bruch der Budgetregeln ein "schwerwiegendes" Problem

SINGAPORE, SINGAPORE - SEPTEMBER 30: Mercedes GP Executive Director Toto Wolff walks in the Paddock prior to practice ahead of the F1 Grand Prix of Singapore at Marina Bay Street Circuit on September 30, 2022 in Singapore, Singapore. (Photo by Clive Mason/Getty Images,)
Toto Wolff hat sich zu den Vorwürfen gegen Red Bull geäußert
AB / WTM, Getty Images,, Bongarts

Toto Wolff hält die Berichte, wonach Red Bull 2021 die in der Formel 1 geltende Budgetgrenze überschritten haben soll, für ein „massives, schwerwiegendes Problem“. Das sagte der Mercedes-Teamchef in Singapur bei Sky Sports F1.

Budgetgrenze war "Mammutprojekt"

„Wir nutzen gebrauchte Teile, nicht die Teile, die wir nutzen wollen. Wir entwickeln nicht, was wir entwickeln könnten. Wir haben mehr als 40 Leute freigestellt, die schmerzhaft vermisst werden in unserem Rennstall“, sagte Wolff.

Die Budgetgrenze von 148,6 Millionen Dollar einzuhalten, die seit der Vorsaison gilt, sei ein „Mammutprojekt“ gewesen. „Ich weiß nicht, wie viele Millionen wir umstrukturieren mussten, um unter der Grenze zu sein. Wenn jemand das nicht getan hat oder die Grenzen ausgereizt hat, ist jede Million ein massiver Nachteil.“

Red Bull ist sich keiner Schuld bewusst

Red Bull reagierte in Singapur scheinbar gelassen auf die Berichte. Man sei sich keines „Bruchs“ bewusst, sagte Teamchef Christian Horner. Die Red-Bull-Bücher seien im März an den Weltverband FIA übergeben worden. „Es ist also ein langer Prozess, ein Prozess, der noch läuft. Die FIA folgt zurecht diesem Prozess und ich denke, nächste Woche werden sie ihre Gutachten präsentieren. Unsere Vorlage war unter der Grenze und es ist jetzt an der FIA, ihrem Prozess zu folgen.“

Die FIA hatte angekündigt, die Ergebnisse ihrer Budgetprüfung der zehn Teams kommende Woche vorzustellen. Nun sickerten aber die Vorwürfe durch, Red Bull und auch Aston Martin hätten die Kostengrenze 2021 nicht eingehalten. Neben dem deutschen Fachportal „auto motor und sport“ berichtete die „Gazzetta dello Sport“ zuerst über das Thema.

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FIA ist am Zug

Auf die Aussagen Horners angesprochen, sagte Wolff: „Das ist lustig, dass Christian das sagt, denn sie werden seit Wochen und Monaten untersucht. Vielleicht spricht er nicht mit seinem Finanzchef. Alle von uns sind sorgfältig überprüft worden und soweit wir es verstehen, gibt es ein Team, das die Grenze leicht verletzt hat und ein anderes Team, das deutlich drüber ist. Das wird untersucht, das ist im Fahrerlager ein offenes Geheimnis.“

Klingt so, als sei Red Bull dasjenige Team, das 2021 den Kostenrahmen massiv überschritten hat. Verstappen hätte im WM-Kampf gegen Lewis Hamilton so einen Vorteil gehabt.

Das Dilemma für die FIA: Es gibt kein klar definiertes Strafmaß für den Fall, dass ein Team mehr Geld ausgibt als erlaubt. Die Regelhüter wollten so verhindern, dass die Rennställe eine Kosten/Nutzen-Analyse anstellen, bis zu welchem Betrag sich ein Überschreiten der Grenze im Verhältnis zur Strafe lohnen könnte. Laut Reglement gilt eine Überschreitung von fünf Millionen Dollar als „kleinere Regelverletzung“. Im Fahrerlager geht man davon aus, dass dies mit einer Geldstrafe geahndet wird.

Teams, die den Rahmen um mehr als fünf Millionen Dollar gesprengt haben, müssen mit härteren Strafen rechnen. Sanktionen wie ein nachträglicher Punktabzug oder eine Rückstufung in der WM sind offenbar denkbar. Verstappens Titelgewinn könnte also Gegenstand einer juristischen Auseinandersetzung werden.

"Kaskade von Ereignissen"

Wolff betonte zudem, dass ein möglicher Bruch der Budgetregeln auch Auswirkungen auf die Jahre 2022 und 2023 habe. „Das Entscheidende ist: Wenn du ‘21 drüber warst, warst du auch 22 drüber. Das heißt, du hast 2023 einen Vorteil. Wenn sie ein Leichtgewicht-Chassis homologiert haben, nutzen sie es vielleicht nächstes Jahr“, spielte der Mercedes-Chef auf ein weiterentwickeltes Chassis der „Bullen“ an, das diese Saison noch nicht zum Einsatz kam.

Ein Verletzten der Budgetgrenze für 2021 sei „eine Kaskade von Ereignissen, die für alle drei Weltmeisterschaften (2021, 2022 und 2023, d. Red.) einflussreich sein kann. (mar)