Horner sieht signifikanten Vorteil für Hamilton
"Beeindruckend" - Mercedes-Motor besorgt Red Bull
Mercedes fliegt davon - Red Bull fragt, warum
Sechs Punkte liegt Red-Bull-Herausforderer Max Verstappen nach 16 Rennen der Formel-1-WM vor Titelverteidiger Lewis Hamilton (Mercedes). Was die Tabelle allerdings ebenso wenig widerspiegelt, wie die Ergebnisse seit dem Start der zweiten Saisonhälfte in Belgien: Mercedes hat seinen Performance-Nachteil der ersten Hälfte nicht nur wettgemacht – der Serien-Champion fährt den Bullen mittlerweile wieder davon. Teamchef Christian Horner ist besorgt.
WM-Tabelle spricht nicht Bände
Lewis Hamilton könnte die WM-Wertung anführen – recht souverän sogar, wenn die vergangenen vier Rennen seit dem Ende der Sommerpause nicht so gelaufen wären, wie sie liefen. Das Rennen in Spa war total verregnet, verkam zu einer Zwei-Runden-Farce. Im Vollgas-Tempel Monza waren die Schwarzpfeile eigentlich turmhoch überlegen. Ein Gurkenstart Hamiltons im Sprintrennen verschleierte dies allerdings, im Rennen kam es dann zum abermaligen Knall mit Verstappen.
In Sotschi gewann Hamilton endlich dominant, in der Türkei verhinderte eine Grid-Strafe infolge eines Motorwechsels die nächste Triumphfahrt. Was am Bosporus für Sir Lewis drin gewesen wäre, bewies der lockerleichte Sieg von Stallkollege Valtteri Bottas.
Red Bull kann Mercedes-Vorteil nicht mehr ausgleichen
Hamilton mag in den vergangenen Rennen nicht die maximale Beute gemacht haben. Das Kräfteverhältnis im WM-Fight hat sich dennoch zu seinen Gunsten verschoben. Vor allem in Sachen Motorleistung hat Mercedes seit Silverstone mächtig aufgerüstet, ist auf den Geraden so schnell, dass man sich bei Red Bull verwundert die Augen reibt.
„Sie haben mit ihrem Speed auf den Geraden einen beträchtlichen Schritt gemacht“, sagte Bullen-Teamchef Christian Horner in der Türkei. „Das konnten wir vorher noch mit kleineren Flügeln bei uns ausgleichen, jetzt kommen wir nicht mehr ran.“
Der Mercedes-Vorteil sei vor allem auf der Piste im Istanbul Park sichtbar gewesen, wo Hamilton laut Horner trotz „einem größeren Heckflügel einen signifikanten Vorteil auf der Geraden hatte“. Die Mahnung des Chefs an sein Team: „Wir müssen unser Paket maximieren so gut wir können, es ist überraschend, dass sie bei der Power Unit einen derartigen Schritt gemacht haben.“
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Red Bull stellt der FIA ein paar Fragen
Überraschend kann in der Formel-1-Sprache gleichwohl wie folgt decodiert werden: Irgendwas kann da doch nicht mit rechten Dingen zugehen im Heck des W12. Weshalb Red Bull naturgemäß mit dem Thema schon beim Weltverband FIA vorstellig geworden ist. Nicht mit einem „offiziellen Protest“, wie Horner betonte. Man habe nur „ein paar Fragen“ gestellt, womit Red Bull nicht alleine sei.
Auch andere Hersteller hätten Fragen aufgeworfen, die nun im Raum stünden. „Jetzt ist es an der FIA, sich das anzuschauen und zu überwachen“, so Horner, der vielsagend anfügte: „Wenn man einen Speed auf der Geraden hat, der höher ist als mit geöffnetem DRS, dann ist das sehr beeindruckend.“
Beeindruckend – noch so ein Codewort für verdächtig.
"Wir müssen Speed finden"
Hamilton sei auf den türkischen Geraden „15 bis 20 km/h“ schneller gewesen als Verstappen, sagte Horner. „Das ist phänomenal. Wir müssen ein bisschen Tempo auf den Geraden finden – vielleicht hatten sie eine andere Downforce-Konfiguration, aber wir müssen Speed finden. Es kommen ein paar Strecken, die uns hoffentlich liegen, aber Austin ist Hamilton-Territorium“, blickte der Red-Bull-Teamchef pessimistisch auf den US-GP in eineinhalb Wochen. „Da müssen wir uns von unserer besten Seite zeigen.“
Verstappen mag in der WM führen – Red Bull steht dennoch mächtig unter Druck. (mar)