Welche Lebensmittel besonders betroffen sind

Alarmierender Report! Jedes dritte Getreideprodukt mit Pestiziden verseucht

Vollkornmüsli mit Haferflocken am Morgen: Guter Start in den Tag .
Ein Vollkornmüsli mit Haferflocken gilt als gesund. Jetzt belegt ein Report von foodwatch: Neben Ballaststoffen, hochwertigem Eiweiß und Eisen nehmen wir mit Haferflocken und anderen Getreideprodukten wie Brot oft auch einen echten Pestizid-Cocktail zu uns.
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Diese Neuigkeiten dürften Millionen Verbrauchern gar nicht schmecken!
Wer Pestizide hört, denkt meist automatisch an Obst und Gemüse. Ein Report von Foodwatch offenbart jetzt aber: Auch beliebte Getreideprodukte sind deutlich mit Rückständen von Pflanzenschutzmitteln belastet.

Warum Haferflocken und Brot mehr Pestizid-Rückstände erhalten als unverarbeitetes Getreide

Für den Bericht „The Dark Side of Grain“ hat Foodwatch Daten der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) zu Pestizidrückständen in unverarbeitetem Getreide und verarbeiteten Getreideprodukten wie Brot und Haferflocken analysiert.

Das Ergebnis ist erschreckend: 837 von insgesamt 2.234 Proben (37 Prozent) enthalten demnach ein oder mehrere Pestizide – das entspricht einem Drittel der Getreideprodukte in Europa. Dabei weisen die verarbeiteten Getreideprodukte wie Mehl, Brot oder Haferflocken deutlich mehr Pestizid-Rückstände auf als unverarbeitete Getreidesorten.

Die belasteten Proben weisen 1.215 Rückstände von 65 verschiedenen chemischen Pflanzenschutzmitteln auf. Wenngleich nur 18 Rückstände in 14 Proben die Rückstandshöchstmengen (MRL) überschreiten, birgt die schiere Zahl verschiedener Pestizide (Pestizid-Cocktail) in den Produkten ein gesundheitliches Risiko für Verbraucher.

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Was macht Pestizide so gefährlich?

Pestizide zählen zu den gefährlichsten Umweltgiften der Welt. Sie werden in der Landwirtschaft eingesetzt, um Pflanzen resistenter gegen Schädlinge zu machen und ihrer Vernichtung durch Krankheiten vorzubeugen. In der Regel schaden die Pflanzenschutzmitteln aber nicht nur Mikroorganismen, Ernte- oder Vorratsschädlingen, sondern auch schützenswerten Lebewesen wie Bienen. Zudem verbreiten sie sich unkontrolliert durch die Luft, reichern sich im Boden an und gelangen über das Regenwasser in Gewässer und somit in die Nahrungskette.

Alarmierend ist das vor allem deswegen, weil in verschiedenen Studien ein Zusammenhang zwischen Pestiziden und Parkinson sowie Leukämie im Kinderalter nachgewiesen werden konnte. Pestizide werden zudem mit einem erhöhten Risiko für Leber- und Brustkrebs, für Typ-II-Diabetes und Asthma, aber auch mit Allergien in Verbindung gebracht.

In der EU gibt es Höchstwerte von Pflanzenschutzrückständen, die nicht überschritten werden dürfen, geringe Rückstände sind Untersuchungen zufolge aber fast immer enthalten. Die Verbraucherzentralen weisen deswegen regelmäßig darauf hin, dass auch diese Rückstände in bestimmten Mengen gesundheitsschädlich sein können.

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Bei der Herstellung von Getreideprodukten kommen oft Pestizide wie Glyphosat zum Einsatz.

Der Verein Foodwatch warf vielen Handelsketten vor, ihre Nachhaltigkeitsversprechen nicht zu erfüllen. „In ihren Marketingkampagnen propagieren Rewe, Aldi & Co. den Schutz der Umwelt und Biodiversität“, erklärt Sprecherin Annemarie Botzki. Deren Maßnahmen zur Reduktion des Pestizid-Einsatzes würden sich aber auf Obst und Gemüse beschränken. Dies reiche bei weitem nicht aus, um die Artenvielfalt, das Klima und die Umwelt zu schützen, so die Verbraucherorganisation.

„Was die Supermärkte gerne verschweigen: Bei der Herstellung von Brot, Haferflocken und anderen Getreideprodukten kommen oftmals gefährliche Pestizide wie Glyphosat zum Einsatz – mit gravierenden Folgen für Umwelt, Klima und Artenvielfalt“, so Botzki weiter. Die Verbraucherorganisation forderte die deutschen Supermärkte daher auf, ihr Sortiment an Brot und anderen Getreideprodukten auf pestizidfreie Produktion umzustellen.

Zum Hintergrund: Laut Foodwatch trägt die Getreideproduktion wesentlich zum übermäßigen Pestizideinsatz in Deutschland und der EU bei. Allein auf Weizen und Gerste entfallen demnach 45 Prozent des Pestizideinsatzes in Deutschland und mehr als 60 Prozent der bundesweit gespritzten Fläche.

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foodwatch will Supermärkte stärker in die Pflicht nehmen

Supermarktketten hätten das Problem der bedrohten Artenvielfalt zwar erkannt und entsprechende Programme gestartet. „Lidl-Lebensräume” etwa soll „Menschen für die bedrohte Artenvielfalt sensibilisieren und einen Beitrag für den Schutz der Wildbiene und anderer Nützlinge leisten“. Rewe kooperiert mit Umweltorganisationen und druckt das „Pro Planet“-Label mit dem Zusatz „Mehr Artenvielfalt” auf Produkte, deren Herstellung „den Erhalt der Artenvielfalt fördert“.

Kein einziges Handelsunternehmen habe jedoch eine Biodiversitätsstrategie, die die Getreideproduktion einschließe, kritisiert foodwatch. Deshalb startet Foodwatch jetzt eine Online-Petition, mit der die Einzelhändler aufgefordert werden, bis 2025 nur noch pestizidfrei produzierte Getreideartikel zu verkaufen.

Foodwatch fordert, dass Supermärkte jedes Jahr Daten veröffentlichen, die aufzeigen, welche Produkte ohne Pestizide hergestellt werden und welche nicht. Als positives Beispiel verweist die Organisation auf den Schweizer Einzelhändler Migros, der sich für eine pestizidfreie Getreideproduktion einsetzt.

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