Trauerhallen bleiben kalt

Explodierende Energiekosten! Bestattungsunternehmen schlagen Alarm

Bestatter platziert eine Urne im Andachtsraum
Trauerhallen ständig zu heizen ist für einige Bestattungsinstitute aktuell zu teuer.
tfr alf, dpa, Thomas Frey

Die Inflation und die explosionsartig steigenden Energiekosten machen auch Bestattungsunternehmen zu schaffen. Das Problem: Während viele andere Branchen Sparmaßnahmen einleiten können, ist das in der Beerdigungsindustrie nur begrenzt möglich.

Unbeheizte Trauerhallen, teure Särge

Neben den Personalkosten seien der Betrieb der Kühlanlagen und das Beheizen der Trauer- und Beratungsräume die größten Posten der Betriebe, sagte Dominik Kracheletz, Vorsitzender des Bestatterverbandes Hessen. „Private Bestattungsinstitute bieten deshalb zum Teil keine Trauerfeiern in ihren eigenen Räumlichkeiten mehr an, sondern empfehlen eine Feier in den Räumen des Friedhofsträgers.“

Die Trauerhallen ständig zu heizen sei vor dem Hintergrund der gestiegenen Energiepreise für die Institute aktuell einfach zu teuer. „Das lässt sich nicht bezahlen“, sagte Kracheletz, der in Kassel ein gleichnamiges Bestattungshaus betreibt.

Ein weiteres Problem für die Branche seien Lieferengpässe und gestiegene Kosten für Särge. Transportkosten und Holz hätten sich verteuert, Lieferketten seien gestört. „Der Preis für einen Sarg ist um bis zu 30 Prozent gestiegen. Das können wir in dieser Höhe nicht an die Kunden weitergeben“, erklärte Kracheletz. Die Bestatter hätten überdies Sorge, künftig nicht mehr genug Särge zu bekommen - zumal die Sterbefallzahlen in den vergangenen Wochen deutlich gestiegen seien.

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„Die Kapazitäten sind erschöpft“

Nach einer Hochrechnung des Statistischen Bundesamtes gab es bundesweit im Oktober im Mittel 19 Prozent mehr Todesfälle als in den Jahren 2018 bis 2021 in diesem Monat. Kracheletz berichtet von Betrieben, die Aufträge abgelehnt hätten, weil sie überlastet seien. „Die Kapazitäten sind erschöpft.“

Auch die Krematorien träfen die gestiegenen Energiekosten, erläuterte Kracheletz. Sie benötigten Strom und Gas gleichermaßen, sagte Wilhelm Vogler, einer von zwei Geschäftsführern des Wiesbadener Krematoriums am Südfriedhof. Circa 4.000 Einäscherungen jährlich werden in der 2007 privatisierten Anlage durchgeführt. „Zur Zeit haben wir glücklicherweise noch einen günstigen Vertrag mit unserem Gasversorger“, erläuterte Vogler. Strom kaufe das Krematorium an der Strombörse. „Da müssen wir es so nehmen, wie es kommt.“

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Kostensteigerungen bleiben nicht aus

„Ich habe von vielen Bestattern gehört, dass sie jetzt erst mal den Jahreswechsel abwarten wollen, wie sich die Preise weiter entwickeln“, sagte Elke Herrnberger, Pressesprecherin des Bundesverbands Deutscher Bestatter, der Deutschen Presse-Agentur. „Es wird so sein, dass die Bestattungen dem normalen Trend der Verbraucherkosten folgen werden.“ Und der weist derzeit stetig nach oben.

Stellschrauben sieht Vogler nur wenige: „Die Kühlanlage läuft rund um die Uhr, die Türen und Gebläse der Anlagen brauchen Strom. Für die Verbrennung brauchen wir Gas.“ Die Temperatur der Öfen zu drosseln sei nicht möglich. „Für eine Feuerbestattung ist laut Bundesimmissionsschutz-Gesetz eine Mindesttemperatur von 850 Grad Celsius nötig“, erklärte Vogler.

Im vergangenen Jahr sei unter anderem die Wärmedämmung der Öfen ausgebaut worden. Mit einer Photovoltaikanlage auf dem Dach werde eigener Strom produziert. Vor dem Hintergrund der Kostensteigerungen habe das Krematorium seine Preise „um moderate fünf Prozent“ angehoben. „Wir hoffen, das erstmal so halten zu können.“ Die Kosten für eine Kremierung lägen bei rund 350 Euro plus 60 Euro für die obligatorische Leichenschau. (dpa/dhe)