Kinder von Alleinerziehenden sind besonders gefährdet
Erschreckende Zahl: Jedes fünfte Kind in Niedersachsen ist von Armut bedroht

Obwohl Deutschland zu den reichsten Industrieländern der Welt zählt, gibt es viele Kinder, die arm sind oder von Armut bedroht werden. In Niedersachsen liegen seit Mittwoch (31.08.2022) für das Jahr 2021 konkrete Zahlen vor, die das Ausmaß beschreiben: Jedes fünfte Kind in dem Bundesland ist betroffen.
Das soziale Leben der Kinder wird eingeschränkt
Kleine Dinge des Alltags wie ein Eis im Sommer oder ein neues Spielzeug sind für viele Familien in Niedersachsen einfach nicht drin. Es fehlt an Geld – nicht nur für materielle Dinge, sondern auch für die Teilhabe am sozialen und kulturellen Leben sowie für die eigene Gesundheit. Konkret waren im vergangenen Jahr rund 283.500 Kinder (21 %) in Niedersachsen arm oder gefährdet in die Armut abzurutschen, wie die Handlungsorientierte Sozialberichterstattung (HSBN) des niedersächsischen Sozialministeriums sowie ein dazugehöriger Bericht der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege zeigen. Bei den jungen Erwachsenen zwischen 18 und 24 Jahren waren 24,8 % von Armut betroffen oder bedroht.
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Unterschiedliche Familienkonstellationen sind arm
Ist ein Kind arm, lebt häufig die ganze Familie in Armut. Dieser Zustand ist dabei sozial sehr ungleich verteilt. Besonders betroffen sind laut der Berichte in Niedersachsen Alleinerziehende mit minderjährigen Kindern (41,1 %). Sie haben doppelt so häufig zu wenig Geld zur Verfügung wie der durchschnittliche Rest der Gesellschaft.
Doch auch wenn Eltern noch zusammen sind, ist dies kein Schutz vor Armut. So sind Paarfamilien mit mindestens drei Kindern fast in einem Drittel der Fälle (29,5 %) ebenfalls finanziell schlecht aufgestellt.
Auch Kinder mit Flucht- oder Migrationshintergrund (35,2 %) sind deutlich häufiger von Armut bedroht oder betroffen als Kinder ohne diesen (12,8 %).
Zu wenig Aufmerksamkeit für das Thema Kinderarmut
Kinderarmut ist kein neuartiges Phänomen. Vielmehr ist es ein strukturelles Problem, das bisher nicht gelöst werden konnte, unter anderem weil laut der Berichte die gesellschaftliche Aufmerksamkeit für die Problematik fehlt.
Niedersachsens Sozialministerin Daniela Behrens (SPD) betonte: „Der HSBN-Bericht zeigt, wie wichtig es ist, Kindern und Jugendlichen – unabhängig der finanziellen Leistungsfähigkeit des Elternhauses –gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen. Das staatliche Handeln reicht hier bspw. von der Eröffnung von Bildungschancen bis hin zu Gestaltungsmöglichkeiten im Freizeitbereich.“
Um die Kinderarmut in Niedersachsen zu bekämpfen, sind laut Sozialministerium weitere Schritte mit dem niedersächsischen Härtefallfonds im Rahmen des landesweiten Bündnisses zur Abmilderung sozialer Folgen der Teuerungswelle und der Aufstockung der Förderung der sozialen Schuldnerberatung in Arbeit. (xas)
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