Er war ein mehrfach verurteilter Sexualstraftäter
Weil er ihre Söhne missbrauchte: Mutter ersticht pädophilen Nachbar
Mit einem mehrfach verurteilten Pädophilen in der Nachbarschaft wohnen? Eine Horror-Vorstellung – doch für Sarah Sands aus London war das Realität. Von ihren Söhnen erfuhr sie, dass ihr Nachbar Robin Moult eigentlich Michael Pleasted hieß und ein verurteilter Sexualstraftäter war. Als ihre Jungs dann noch erzählten, dass er sie sexuell missbraucht hatte, drehte sie durch. Am 28. November 2014 bewaffnete sich die Mutter mit einem Messer und erstach ihren 77-jährigen Nachbarn mit acht Messerstichen. Jetzt sprechen die Frau und ihre Söhne über die Tat.
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"Ich fand, er war ein netter alter Mann!"
Pleasted war eine bekannte Persönlichkeit in der Siedlung Silvertow, wo auch Familie Sands zuhause war. Die Mutter freundete sich damals sogar mit dem 77-Jährigen an: „Ich fand, er war ein netter alter Mann“, erzählte sie der „BBC“. Sands hatte sogar ab und an für den Mann gekocht und ihm Gesellschaft geleistet. Dann allerdings erzählten ihre Zwillinge Alfie und Reece die Schock-Nachricht: Pleasted habe sie in der Wohnung sexuell missbraucht. Eine Woche später erzählte Sohn Bradley dasselbe.
Wegen dieser Vergehen wurde Pleasted verhaftet und angeklagt – kam während des Wartens auf den Prozess allerdings auf Kaution frei. Ein Schock für die ganze Familie. Sands war fassungslos und ging mit einem Messer bewaffnet zu Pleasteds Wohnung. Ihr Plan: Er sollte sich schuldig bekennen, damit ihren Söhnen die Tortur vor Gericht erspart bleibt. Doch in der Wohnung verlor die Mutter die Nerven und erstach den 77-Jährigen mit acht Messerstichen. Einige Stunden später stellte sie sich selbst. Sands wurde wegen Totschlag verurteilt und saß vier Jahre im Gefängnis.
"Schön zu wissen, dass er tot war"
Jetzt erzählt Sands der „BBC“: „Ich wusste nicht, was ich da tat. Mir wurde klar, dass ich einen großen Fehler gemacht hatte.“ Sie beteuerte, dass sie nicht die Absicht hatte, Pleasted zu töten. Und während die alleinerziehende Mutter hinter Gittern war, lebten die drei Jungen und ihre beiden jüngeren Brüder bei ihrer Großmutter. Sohn Alfie sagt der „BBC“, die drei Brüder hätten „einiges verpasst“. Nur einmal im Monat sahen sie ihre Mutter bei ihren regelmäßigen Gefängnisbesuchen. „Manchmal möchte man seiner Mutter einfach ein Problem erzählen“, erzählt er weiter.
Trotzdem ist ihre Mutter für Zwillinge Reece und Bradley sowie für Alfie eine Heldin. Bradley, der damals 12 Jahre alt war, sagt der „BBC“: „Ich dachte, Hut ab. Ich werde es nicht leugnen.“ Alfie fügt hinzu: „Wir haben uns dadurch sicherer gefühlt. Die Albträume wurden dadurch nicht weniger. Aber es gab uns ein Gefühl der Sicherheit.“ Reece meint, dass es damals “schön war zu wissen, dass er tot war“. Aber er ergänzt: „Wir wachten oft weinend auf und fragten: „Wo ist Mama?“
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Pleasted war kein gelisteter Sexualstraftäter
Pleasted war bereits 24 Mal wegen Sexualdelikten verurteilt worden und hatte Haftstrafen zwischen neun Monaten und sechs Jahren abgesessen. Allerdings wurde er nicht in das Register für Sexualstraftäter aufgenommen. Denn: Alle Straftaten hatte er vor der Einführung des Registers im Jahr 1997 begangen. In Sands Nachbarschaft wusste niemand von seiner abscheulichen Vergangenheit. Ein neuer Name und der fehlende Eintrag im Strafregister haben das möglich gemacht.
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Debatte über Namensänderung von Straftätern
Der „BBC“ erzählt Sands: „Für Pädophile muss es Konsequenzen haben, wenn man Kinder anfasst.“ Die Mutter von drei Söhnen zeigt sich vor allem empört über die Möglichkeit der Namensänderung. „Und wenn sie sich hinter Namensänderungen verstecken, dann muss ihnen das genommen werden. Das Recht, ihren Namen zu ändern, muss ihnen entzogen werden“, fordert die Mutter.
Auch Labour-Abgeordnete Sarah Champion äußert sich dazu und sagte der „BBC“: „Wir stellen fest, dass diese Leute dann in Schulen und andere Orte gehen, an denen Kinder und schutzbedürftige Menschen leben und ihre Vertrauensstellung auf die schrecklichste Weise ausnutzen.“ Das Innenministerium erklärte lediglich, es habe bereits eine Untersuchung zu diesem Thema durchgeführt und das Vereinigte Königreich verfüge bereits über strenge Vorschriften für den Umgang mit in der Gemeinschaft lebenden Sexualstraftätern. (xas)