Streicheln bis zum Umfallen
Entspannung auf der Weide: Ist Kuhkuscheln der neue Stresskiller?
Heute schon die Kuh gekuschelt? Auf dem Flütjerhof in Dransfeld ist diese Schmuserunde an der Tagesordnung: Kuhkuscheln soll nämlich zur Entspannung beitragen. Aber wirkt das wirklich? Unser Reporter hat die Kuscheltherapie auf der Weide ausprobiert – sein Fazit gibt es im Video!
Aus Washington, Kalifornien, Finnland und Australien: Alle reisen zum Kuhkuscheln nach Hessen
Ella, Nikki und Tilda sind die drei Schmusekühe, die sich gerne mal ordentlich durchkuscheln lassen. Hofleiterin Maren Cuckson hat bei einem Urlaub in der Schweiz ihr Herz an Kühe verloren und sich daraufhin selbst welche angeschafft. „Unsere Kühe sind eine besondere Rasse. Das sind Jersey-Rinder“, so die 57-Jährige. Die Rasse gilt als besonders menschenbezogen, ist kleiner als andere Kuhrassen, hat keine Hörner – und sie können nicht beißen, weil sie keine Zähne im Oberkiefer haben
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Das Kuhkuscheln ist mittlerweile zu einem echten Hit geworden: gestresste Städter, die sich nach etwas Ruhe sehnen, Familien mit Kindern und sogar Teilnehmer eines Junggesellenabschieds haben sich auf der Weide schon an Ella, Nikki und Co. gekuschelt. Ihre Gäste reisen mittlerweile aus der ganze Welt an, so Maren Cuckson stolz.

Hofleiterin Marion Cuckson: Kühe lösen Heilungsprozesse im Menschen aus
Aber warum ist gerade eine Kuh der absolute Stresskiller? „Eine Kuh strahlt eine besondere Ruhe aus“, so Hofleiterin Maren. Außerdem sollen sie den Heilungsprozess im Menschen auslösen. Viele ihrer Besucher stehen unter Strom, jeder ist durchgetaktet. Auf dem Hof können sie abschalten. „Ich habe eine Berliner Familie, die oft zu uns kommt und die sind zwei Stunden bei mir. Danach schreiben sie mir: Das war wie zwei Wochen Urlaub.“
Innovative Idee oder totaler Humbug? Psychologin ordnet Kuhkuscheln ein
Kann Kuhkuscheln denn wirklich die Lösung für einen stressigen Alltag sein? Psychologin Dr. Annegret Wolf aus Halle steht den Felltherapeuten offen gegenüber. Kuhkuscheln sei übrigens nicht neu, sondern wurde bereits Anfang der 2000er in den Niederlanden erfunden.
Die Besonderheit bei Kühen: Ein langsamerer Herzschlag und die leicht höhere Körpertemperatur wirken gemeinsam mit der Größe und der entspannten Ausstrahlung entschleunigend. Durch das Streicheln werden im Gehirn Glückbotenstoffe, wie Dopamin, Serotonin und Oxytocin, ausgestoßen. Davon profitieren auch Menschen mit körperlichen und psychischen Einschränkungen.
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Das Kuhkuscheln kann, laut Expertin, als spielerische und sehr sinnvolle Ergänzung zu klassischen medizinischen und psychotherapeutischen Methoden gesehen werden.
Dem nächsten Kuschelkurs mit Kühen steht also nichts im Weg. Allerdings empfiehlt die Expertin, nicht auf die nächstbeste Weide zu rennen und eine Kuh zu umarmen – da könnte die Entspannung deutlich zu kurz kommen!