Stichprobenuntersuchung bei Aldi und LidlJedes 4. Discounter-Putenfleisch mit antibiotikaresistenten Keimen belastet

Mastputen in Bodenhaltung, links ein männliches Tier, aufgenommen am 25.06.2005. +++(c) dpa - Report+++, Mastputen in Bodenhaltung, links ein männliches Tier, aufgenommen am 25.06.2005. +++(c) dpa - Report+++
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat bei Testkäufen in zwei deutschen Discount-Ketten in mehr als einem Viertel der getesteten Putenfleisch-Portionen antibiotikaresistente Keime entdeckt.

Das Fleisch vom Discounter ist meist billiger als das vom Metzger – und auch ekelerregender! Das zeigt jetzt eine aktuelle Untersuchung der Deutschen Umwelthilfe (DUH). Denn die DUH hat bei Testkäufen in zwei deutschen Discount-Ketten in mehr als einem Viertel der getesteten Putenfleisch-Portionen antibiotikaresistente Keime entdeckt – teilweise sogar Keime, die gegen Reserve-Antibiotika resistent waren.

Putenfleisch der Stallhaltung 2 wurde untersucht

Die DUH hat in verschiedenen Regionen Deutschlands 62 Testkäufe bei Discountern durchgeführt, jeweils 31 in Lidl-Filialen und 31 in Aldi-Filialen. Gekauft wurde immer Putenfleisch der Haltungsstufe 2 (Stallhaltung Plus). Die Proben wurden am Institut für Pharmazie und Pharmazeutische Mikrobiologie der Universität Greifswald unter Leitung von Frau Professor Schaufler untersucht. Das Ergebnis: Jede dritte Putenfleischprobe von Lidl und jede vierte Probe von Aldi war mit antibiotikaresistenten Keimen belastet. Auf jeder vierten Lidl-Putenfleischprobe (26 Prozent) fand das Labor sogar besonders gesundheitsgefährliche Erreger, die gegen die für Menschen wichtigen Reserve-Antibiotika resistent sind.

„Geflügel in Massentierhaltung wird vollgepumpt mit Antibiotika, bei der Putenmast sogar zu einem erheblichen Teil mit Reserve-Antibiotika. Das ist besonders dramatisch, da hier resistente Erreger entstehen, gegen die uns dann möglicherweise keine Medikamente mehr zur Verfügung stehen“, so Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH.

Reserve-Antibiotika sollen eigentlich bei der Behandlung von Menschen als letztes Hilfsmittel im Kampf gegen Infektionen dienen, die durch multiresistente Bakterien ausgelöst werden.

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Häufiger Medikamenteneinsatz in der Tierhaltung

Der Vorstandsvorsitzende des Weltärztebundes, Frank Montgomery, kritisierte bei der Präsentation der DUH-Untersuchung die breite Verwendung dieser Medikamente in der Nutztierhaltung und forderte schärfere Vorschriften der EU. "Wir brauchen die Beschränkung der Reserve-Antibiotika auf die Heilung bei Menschen."

In Europa infizieren sich jährlich rund 670.000 Menschen mit antibiotikaresistenten Erregern, weit über 245.000 Infektionen stammen aus Quellen außerhalb der Gesundheitsversorgung, dazu zählt die Massentierhaltung. Für Infektionen mit resistenten Erregern, bei denen viele Antibiotika nicht mehr greifen, sind Reserve-Antibiotika überlebenswichtig. (jar)