Cold Case dank DNA doch noch vor GerichtNach 37 Jahren vor Gericht: Hat ER Jutta (15) vergewaltigt und ermordet?

Am ersten Prozesstag vermummt sich der Angeklagte mit einer Kapuze.
Am ersten Prozesstag vermummt sich der Angeklagte mit einer Kapuze.
RTL
von Felix Fromm und Gunda Möller

Mord verjährt nicht – auch nach fast 40 Jahren nicht.
Sie war mit ihren Freunden im Freibad und kehrte nie mehr zurück: Jutta Hoffmann (15) aus Lindenfels (Hessen). Peter F. soll das Mädchen im Sommer 1986 auf dem Nachhauseweg verfolgt, anschließend vergewaltigt und getötet haben. Nach 37 Jahren steht der heute 62-Jährige vor Gericht – und die grausamen Details der Anklage schockieren auch Jahrzehnte nach der Tat!
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Anklage deckt perverse Machtspiele des mutmaßlichen Täters auf

„Er wollte ihre Angst sehen“, hieß es am Mittwochmorgen in der Anklage der Staatsanwaltschaft. Mit dem Messer wollte der Angeklagte „sein Machtgefühl über das Opfer verstärken“, schilderte Staatsanwältin Eva Heid das Verbrechen an der 15-Jährigen aus ihrer Sicht.

Vor 37 Jahren soll F. sie auf ihrem Heimweg durch den Lindenfelser Wald verfolgt, vergewaltigt und getötet haben. Er habe ihr aus sexuellen Fantasien heraus ihren Gürtel um den Hals gewickelt, sie erstochen und ihre Leiche später in einem Erdloch verscharrt.

RTL-Reporter Felix Fromm verfolgte den ersten Prozesstag gegen den mutmaßlichen Teenager-Mörder.
RTL-Reporter Felix Fromm verfolgte den ersten Prozesstag gegen den mutmaßlichen Teenager-Mörder.
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Juttas Familie auch nach Jahren aufgewühlt

Auch wenn der Fall lange zurückliegt: Diese Schilderungen lassen die Familie von Jutta alles andere als kalt. Auch Richter Volker Wagner zeigt Empathie für Juttas Eltern und Geschwister: „Das ist bestimmt schwer für Sie, wenn Sie das sehen nach all den Jahren. Die Wunden würden immer wieder aufbrechen, bestätigt auch die Anwältin der Nebenklage, Angela Gräf-Bösch. Der 87-jährige Vater sei laut eigener Aussage im Zeugenstand bei jeder Suche nach seiner Tochter dabeigewesen. „Da ist was passiert“, hatte Juttas heute 84 Jahre alte Mutter damals am Tattag schon gewusst.

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Mit gerade einmal 15 Jahren stirbt Jutta Hoffmann aus Lindenfels - mutmaßlich durch die Messerstiche des Angeklagten.
Mit gerade einmal 15 Jahren stirbt Jutta Hoffmann aus Lindenfels - mutmaßlich durch die Messerstiche des Angeklagten.
Hessisches Landeskriminalamt
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Juttas Spur verlor sich im Wald

Und ihrer Tochter war tatsächlich etwas unfassbar Schlimmes passiert am 29. Juni 1986, dem Tag des Fußball-WM-Endspiels zwischen Deutschland und Argentinien (2:3): Jutta besuchte mit ihren Freunden das örtliche Freibad. Für den Weg nach Hause nahm sie die Abkürzung durch den Wald. Jedoch kam sie niemals in ihrem Elternhaus an.

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Eine Zeugin gab wenig später an, dass sie Jutta und später auch zwei Männern begegnet sei. Eine weitere findet Juttas Schuh, andere sollen Schreie im Wald gehört haben. Auch nachdem Jutta mehrere Wochen vermisst blieb, glaubte ihre Mutter, dass sie noch lebte. „Ich hab das Gefühl, als wenn sie irgendwohin verschleppt wäre“, sagte sie 1986 im RTL-Interview.

DNA-Spuren führen Jahrzehnte später zum mutmaßliche Täter

Hoffnung, aber auch quälende Ungewissheit blieben anderthalb Jahre. Im Februar 1988 fand ein Spaziergänger Juttas Leiche. Doch der Durchbruch im Cold Case ließ auf sich warten: Mehr als 30 Jahre nach der Tat kann das hessische Landeskriminalamt dank der DNA am Fundort den mutmaßlichen Täter ermitteln und festnehmen. Die Cold-Case-Einheiten hatten die Genspuren an den alten Beweismitteln erneut geprüft. Diese systematische Wiederholung von Untersuchungen sei beim LKA und der Polizei Südhessen inzwischen so üblich in ungeklärten Mordfällen.

Bei der neuen Untersuchung von Asservaten 2020 seien dann neue Spuren entdeckt worden. Unter den Asservaten waren der Gürtel, Juttas blaues Kleid und auch ein mit Folien eingewickelter Spaten. An den Folien seien dann DNA-Spuren gewesen. So sei man auf die Spur des vorbestraften Angeklagten gekommen.

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Jutta war nicht sein einziges Opfer

Der Verdächtige ist kein Unbekannter: Er soll bereits wegen mehreren Sexualdelikten und Straftaten verurteilt worden sein - auch nach der vermeintlichen Tat an Jutta soll sich der 62-Jährige weiter an Mädchen vergangen haben. Zum Zeitpunkt der Festnahme befand er sich in einer psychischen Anstalt in Norddeutschland.

Gegenüber einem Sachverständigen habe Peter F. geäußert, als Kind vom Vater sexuell missbraucht worden zu sein. Zum Prozessauftakt schwieg der Angeklagte. Im weiteren Verlauf des Prozesses sollen mithilfe von Zeugen nun aber nach 37 Jahren endlich alle Fragen zu Juttas Tod geklärt werden.