Besuch im SwingerclubRadio-Reporterin hat Live-Sex im Radio - das sagt Louise Fischer zu ihrer "Recherche"

Radio4-Reporterin Louise Fischer hat sich auf ihrem Instagram zu dem Swingerclub-Feature mit live-Sex geäußert.
Nun hat sich "Radio4"-Reporterin Louise Fischer auf ihrem Instagram-Account zu dem Swingerclub-Feature mit live-Sex geäußert.
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Investigativer Journalismus auf den Höhepunkt getrieben oder nur ein Audio-Porno? An einem Sex-Feature der dänischen Radio-Reporterin Louise Fischer scheiden sich die Geister. Die 26-Jährige hatte einen Swingerclub im dänischen Ishøj besucht und es dort nicht nur bei Gesprächen belassen. „Radio4“ sendete den Beitrag, Orgasmus inklusive. Nun hat sich Fischer selbst geäußert und in die kontroverse Debatte eingeklinkt.

Zwei Minuten Klangteppich aus Klatschen und Stöhnen

Das „Swingerland“ durfte nach langer coronabedingter Pause am 21. Mai endlich wieder Kunden begrüßen – unter strengen Auflagen. Dort treffen sich Paare und Singles zum Sex oder auch nur auf einen Drink an der Bar. Fischer hatte die Wiedereröffnung des Clubs in der Nähe von Kopenhagen zum Anlass genommen, sich vor Ort umzuhören. Sie habe dort mehrere Stunden verbracht, Gespräche mit Swingern geführt, die jedoch beim Anblick ihres Mikros nervös und verschlossen gewesen seien. Um eine vertrauensvolle Atmosphäre zu schaffen, habe sie sich schließlich auf das Angebot eines Gastes eingelassen, es einmal selbst auszuprobieren. Und das Mikro lief mit.

Entstanden ist ein Feature, das „Radio4“ am 24. Mai gesendet hat, im „Radio4 Morgen“-Podcast ist es in voller Länge abrufbar. Der Beitrag hat es in sich. Oder wie es im Disclaimer des Senders heißt: „Achtung: Es wurde heiß und nass, sowohl für unsere Reporterin, als auch für die Gäste.“ Selbst Leuten, die der dänischen Sprache nicht mächtig sind, ist schnell klar, was abgeht. Über zwei Minuten erstreckt sich die eindeutige Geräuschkulisse. Sogar beim finalen Orgasmus lief die Aufnahme mit – und war dann später „on air“ im Radio zu hören.

Es dauerte nicht lange und auch in anderen Ländern berichteten und diskutierten Medien über das ungewöhnliche Sex-Interview. Dabei ging es um Fragen wie: Darf eine Reporterin das? Geht das zu weit oder sind wir einfach zu prüde? Hat sie nicht vielleicht sogar einen wertvollen Beitrag dafür geleistet, damit Sex in all seinen Spielarten in unserer Gesellschaft enttabuisiert wird? Und wie hätte die Debatte ausgesehen, wenn statt Fischer ein männlicher Reporter auf Tuchfühlung gegangen wäre?

Louise Fischer: "Intoleranz ist gefährlich"

Programmchefin Tina Kragelund jedenfalls lobte den Einsatz ihrer Mitarbeiterin und war erstaunt über das große Medienecho. „Ich finde es cool, wenn unsere Reporter damit experimentieren, Journalismus auf andere Weise zu machen.“ Man wolle den Hörern schließlich nicht nur Altbewährtes, sondern auch überraschende Perspektiven und Blickwinkel anbieten. Daher habe man Fischer vorab auch grünes Licht gegeben, selbst aktiv zu werden, wenn sie es wolle. In diesem Fall sei man so „tiefer in eine Szene eingestiegen, als wir es getan hätten, wenn wir sie nur von außen betrachtet hätten“.

Die große Mehrheit der Rückmeldungen sei positiv gewesen, sagte Louise Fischer dem schwedischen Sender „SVT“. Einige Journalisten kritisierten jedoch, sie habe eine Linie überschritten. Reporter sollten sich nur selbst einbringen, wenn es keine andere Möglichkeit für eine investigative Recherche gebe. Das sieht die „Radio4“-Journalistin anders. „Können wir offen mit unseren Hörern über Sex sprechen? Daran habe ich nach der Debatte der letzten Tage Zweifel. Ich denke, dass man natürlich frei über Sex reden kann, wenn man will. Und wenn Du es nicht willst, ist es okay, es für dich zu behalten“, meldet sie sich bei Instagram zu Wort. „Aber Intoleranz gegenüber unserer eigenen Sexualität und unseren Trieben ist gefährlich.“ Jeder solle tun und lassen dürfen, was er will. „Dann macht das Leben viel mehr Spaß.“

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Auch viel positives Feedback für Louise Fischer

Schon zuvor hatte sie sich zu dem Feature geäußert und steht selbstbewusst dahinter. Der Sex sei nicht geplant gewesen oder gar vom Sender eingefordert worden. Für sie sei der Schritt in der Situation einfach „sehr natürlich“ gewesen. „Es ist Teil meines Jobs, Einblicke in eine Welt zu geben, zu der nicht jeder Zugang hat“, sagte sie der dänischen Boulevardzeitung „BT“. Es sei cool gewesen, dass sie auf diese Weise „irgendwie Vertrauen schaffen konnte, indem ich Teil ihrer Welt wurde“.

Die Radioreporterin betonte in der „Copenhagen Post“, dass es nicht nur negative Reaktionen gegeben habe. Sie sei im Nachgang auch mit Komplimenten überhäuft und ihre Arbeit als „mutig“ bezeichnet worden. Viele hätten ihren Respekt zum Ausdruck gebracht. Tatsächlich finden sich auch unter dem aktuellen Instagram-Post der 26-Jährigen viele Jubel-Kommentare aus aller Welt. Auffällig – aber vielleicht nicht weiter verwunderlich – ist, dass sie fast alle von männlichen Nutzern stammen.