Covid könne auch den Kleinsten schaden
Lauterbach warnt: "Jetzt beginnen schwierige Wochen für Kinder"

Auf Twitter äußert sich Karl Lauterbach (SPD) regelmäßig zur aktuellen Corona-Studienlage. In seinem aktuellen Tweet warnt der Gesundheitsminister vor der Herbstwelle und betont, dass Covid auch Kindern schaden könne. Daher sollten sie geimpft sein. Hintergrund sind zwei Studien, die auf ein erhöhtes Risiko für Typ-1-Diabetes infolge einer Corona-Infektion bei Kindern und Jugendlichen hinweisen.
„Die Mehrheit der jungen Menschen, die Covid-19 hatten, wird später keinen Typ-1-Diabetes entwickeln.“
So wurde in einer norwegischen Studie das nationale Gesundheitsregister auf Diagnosen für neu aufgetretenen Typ-1-Diabetes bei allen Jugendlichen unter 18 Jahren in Norwegen (mehr als 1,2 Millionen Personen) über einen Zeitraum von zwei Jahren hin untersucht. Dabei wurde die Zahl derer, die sich mit Covid-19 infiziert hatten, mit denen ohne registrierte Infektion verglichen. Das Ergebnis: 0,13 Prozent der Kinder und Jugendlichen, die sich mit Covid-19 infiziert hatten, erkrankten kurze Zeit nach der Infektion an Typ-1-Diabetes. Zum Vergleich: Bei Kindern ohne Covid-Infektion waren es 0,08 Prozent.
„Unsere landesweite Studie deutet auf einen möglichen Zusammenhang zwischen Covid-19 und neu auftretendem Typ-1-Diabetes hin“, fasst Dr. Hanne Løvdal Gulseth, Hauptautorin und Forschungsdirektorin am Norwegian Institute of Public Health, zusammen. „Das absolute Risiko, an Typ-1-Diabetes zu erkranken, stieg von 0,08 % auf 0,13 % und ist damit immer noch gering.“ Und sie stellt klar: „Die überwiegende Mehrheit der jungen Menschen, die Covid-19 hatten, wird später keinen Typ-1-Diabetes entwickeln.“
Es sei jedoch wichtig, dass Ärzte und Eltern die Anzeichen und Symptome von Typ-1-Diabetes kennen: „Ständiger Durst, häufiges Wasserlassen, extreme Müdigkeit und unerwarteter Gewichtsverlust sind verräterische Symptome."
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Virusinfektion als Ursache für Typ-1-Diabetes?
Auch das Ergebnis einer US-Studie legt einen Zusammenhang zwischen einer durchlebten Corona-Infektion und dem Auftreten von Diabetes nahe.Im Rahmen einer Kohortenstudie zeigte sich, dass es bei pädiatrischen Patienten nach durchlebtem COVID-19 zu einem Anstieg der Neudiagnosen von Typ-1-Diabetes kam. Allerdings können die Studienleiter nicht ausschließen, dass es aufgrund des Studiendesigns zu falschen Klassifizierungen von Diabetes (als Typ 1 statt Typ 2) gekommen oder andere, nicht identifizierte Faktoren für den Zusammenhang verantwortlich sind. Daher sollten die Ergebnisse laut den Wissenschaftlern in anderen Populationen bestätigt werden.
Seit langem wird vermutet, dass Typ-1-Diabetes möglicherweise auf eine Virusinfektion zurückzuführen ist. Typ-1-Diabetes wird in der Regel bei jüngeren Menschen diagnostiziert und führt zum Versagen der Bauchspeicheldrüse. Infolgedessen kommt die Insulinproduktion zum Erliegen, sodass der Körper nicht mehr dazu in der Lage ist, Zucker aus dem Blut in die Zellen zu schleusen.
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Kinder impfen oder nicht? Das rät die STIKO
Auch wenn es sich bei Typ-1-Diabetes um eine ernstzunehmende und folgenreiche Erkrankung handelt, erscheint eine Risikoerhöhung von 0,08 auf 0,13 Prozent gering. Folglich sind die Reaktionen auf die Warnung des Gesundheitsministers und seinen Impf-Aufruf auf Twitter auch sehr gemischt.
Während viele User die Impfempfehlung für Kinder übertrieben finden und dem Politiker gar Lobbyismus mit der Pharmaindustrie vorwerfen, teilen andere seine Meinung, dass alles getan werden sollte, um eine Infektion zu verhindern. Viele User setzen dabei jedoch eher auf Prävention in Form von Masken und Lüften anstelle einer Impfung. „Viel wirksamer als eine durch Impfung abgemilderte Infektion wäre das Verhindern der Infektion durch Maskenpflicht und Luftfilter in allen Schulformen“, schreibt eine Userin.
Auch das Robert Koch-Institut (RKI) rät nach wie vor zur Einhaltung der AHA+A+L-Regeln (Abstand halten, Hygieneregeln beachten, Alltag mit Maske, Coronawarnapp nutzen, Lüften). Bei Atemwegssymptomen sollten wir zu Hause zu bleiben und einen Test durchführen.
Grundsätzlich empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) den Covid-19-Impfstoff für Fünf- bis Elfjährige nur für Kinder mit Vorerkrankungen oder Kontakt zu Risikopersonen. Bei individuellem Wunsch können auch Kinder ohne Vorerkrankung geimpft werden.
Nach Angaben der STIKO soll die Impfung vorzugsweise mit dem Vakzin von Biontech und Pfizer für diese Altersgruppe erfolgen, alternativ ist auch eine Kinderdosis von Moderna ab sechs Jahren möglich. Doch wie viele Impfdosen sollten Fünf- bis Elfjährige erhalten? Das rät die STIKO:
Kinder dieser Altersgruppe, die noch nicht geimpft wurden und bei denen keine Risikofaktoren vorliegen, sollten eine Impfdosis bekommen
Fünf- bis elfjährigen Kindern mit bestimmten Vorerkrankungen wird eine Empfehlung für zwei Impfungen ausgesprochen – plus eine Booster-Impfung
Kindern mit Risikopersonen im direkten Umfeld wird außerdem zu zwei Impfungen geraten (nri)