Leiche konnte identifiziert werdenCold Case Patricia Gildawie nach 47 Jahren gelöst - die Jagd nach ihrem Mörder geht weiter

Die Polizei von Fairfax County (US-Bundesstaat Virginia) ist im Vermisstenfall Patricia Agnes Gildawie einen wichtigen Schritt voran gekommen.
Die Polizei von Fairfax County (US-Bundesstaat Virginia) ist im Vermisstenfall Patricia Agnes Gildawie einen wichtigen Schritt voran gekommen.
FCPD Public Affairs Bureau, FCPD Public Affairs Bureau, FCPD Public Affairs Bureau

Die Polizei hat den Vermisstenfall Patricia Agnes Gildawie gelöst – und das 47 Jahre, nachdem der Teenager verschwunden ist. Mithilfe forensischer Ahnenforschungstests konnten Ermittler den Fall mit einem Leichenfund vor 21 Jahren in der Nähe eines Entwässerungsgrabens in Verbindung bringen. Nun wissen „Choubies“ Angehörigen endlich, was der damals 17-Jährigen zugestoßen ist – doch das Bangen geht weiter. Denn Patricias Mörder ist womöglich noch am Leben.

Wer hat Patricia Gildawie erschossen?

Die Ermittler aus der Cold Case Unit in Fairfax County (US-Bundesstaat Virginia) konnten durch die neue DNA-Auswertung eine Halbschwester von Patricia ausfindig machen. Wissenschaftler hatten ein DNA-Profil des Opfers erstellt, das mit dem Stammbaum von Veronique Duperly übereinstimmte.

Durch weitere DNA-Tests konnten die Ermittler dann im August bestätigen, dass die Überreste, die vor 21 Jahren in McLean gefunden worden waren, zu Gildawie gehörten. Ein Bautrupp hatte sie am 27. September 2001 hinter einem Wohnkomplex zusammen mit einigen Kleidungsstücken entdeckt. Damals hatte eine Untersuchung ergeben, dass die Frau per Kopfschuss getötet worden war.

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Ex-Freund von Patricia Gildawie im Fokus der Ermittler

Duperly habe schon vor Jahrzehnten die Hoffnung aufgegeben, ihre jüngere Schwester je wiederzusehen. 1975 habe sie die gesamte Nachbarschaft mit Plakaten gepflastert, auf denen Patricias Highschool-Jahrbuchfoto zu sehen war. "Gott, ich weiß noch, wie ich die Dinger aufgehängt habe", so die heute 66-Jährige im Interview mit der „Washington Post“. "Niemand hat je angerufen."

Sie sei erleichtert, endlich Gewissheit zu haben. Gleichzeitig gebe es viele Fragen, allen voran die eine: Wer hat Patricia erschossen? Die Polizei sei der Lösung des Verbrechens durch das DNA-Match einen guten Schritt nähergekommen. Man ermittle aktiv in dem Fall, so die Polizei. Es werde untersucht, ob die Person, die Gildawie getötet hat, noch am Leben ist. Im Zentrum steht ein älterer Mann in den 30ern, mit dem Patricia zum Zeitpunkt ihres Verschwindens zusammen gewesen sein soll. Major Ed O'Carroll, Leiter des Fairfax Police Major Crimes Bureau, würde gerne mit ihm sprechen, um einen besseren Eindruck davon zu bekommen, was damals geschehen ist. "Dieser Mörder mag 47 Jahre lang davongekommen sein, aber wir sind heute näher dran als gestern", sagte er. "Wir freuen uns über diese Entwicklung, aber unsere Arbeit ist noch lange nicht getan.“

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Wurde Patricia Gildawie vor ihrem Verschwinden misshandelt?

Veronique erinnert sich noch gut an den Verdächtigen, auch wenn sie seinen Namen nicht wisse. Er habe in einem Polstergeschäft gearbeitet und sei einen weißen Cadillac Eldorado mit roter Innenausstattung gefahren. Er habe Patricia erlaubt, sich hinters Steuer zu setzen. "Ich meine, das ist verrückt. Sie war erst 17 Jahre alt und hatte keinen Führerschein." Duperly erinnert sich auch an die letzte Begegnung mit ihrer Schwester im Februar 1975. An blaue Flecken, die Arme, Beine, Rücken und Schultern überzogen. Als sie Patricia darauf angesprochen habe, sei die einfach gegangen. "Ich weiß nicht genau, ob sie in etwas hinein gelaufen ist oder ob jemand auf sie eingeschlagen hat", sagte Duperly der „Washington Post“. "Wir sehen uns bald wieder“, habe sie Patricia noch hinterher gerufen. Doch es war ein Abschied ohne Wiedersehen.

Die damals 17-Jährige wurde zuletzt am 8. Februar 1975 lebend gesehen. Duperly und ihre Mutter, Jacqueline Bradford, hätten jahrelang alles daran gesetzt, sie auf eigene Faust zu finden. 1981 heiratete Veronique, bekam drei Töchter und beschloss, die Suche zu beenden, die sie so sehr zermürbt habe. „Choubie“ würde in ihrem Herzen bleiben, aber sie habe akzeptiert, dass ihre Familie wahrscheinlich nie erfahren würde, was ihr zugestoßen sei. Nun die Wende in dem Fall.

Patricia Gildawies Asche soll mit Asche ihrer Mutter im Meer verstreut werden

Ein Anruf von einem Ermittler aus Fairfax County bei Duperlys Tochter, der alles veränderte. Der Fall wurde neu aufgerollt und die Ermittler fanden heraus, dass der Gerichtsmediziner und Anthropologe in seinem Bericht eklatante Fehler machte. Darin hieß es damals, das 2001 gefundene Opfer sei wahrscheinlich eine afroamerikanische Frau. Darüber hinaus stand darin, dass die Leiche ein oder zwei Jahre lang im Wald gelegen habe. Auch diese Annahme war nach Ansicht der Behörden falsch. Doch all diese Fehler führten dazu, dass der Leichenfund nie mit Patricias Fall in Verbindung gebracht wurde. "Wir glauben jetzt, dass sie kurz nach ihrem Verschwinden ermordet worden ist“, so Major Ed O'Carroll.

Die Mutter von Duperly und Gildawie starb 2016, sechs Jahre bevor die Leiche ihrer Tochter identifiziert wurde. "Sie war so besorgt um sie", sagte Duperly. "Und sie hat nie erfahren, was mit ihr passiert ist." Jacqueline Bradford habe sich gewünscht, dass ihre Asche im Meer verstreut wird, daher plane die Familie, Gildawie einzuäschern und ihre Asche zusammen mit der ihrer Mutter zu verstreuen. Nach 47 Jahren endlich vereint im Tod. (cwa)

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