Selbst Experten sind fassungslos

Fast 1.000 Zugvögel sterben in einer Nacht: Sie schlugen in Schwärmen vor ein Gebäude in Chicago

HANDOUT - 05.10.2023, USA, Chicago: Auf diesem vom Chicago Field Museum zur Verfügung gestellten Foto sind die Leichen von Zugvögeln im Chicago Field Museum in Chicago zu sehen. Die Vögel wurden getötet, als sie in der Nacht vom 4. zum 5. Oktober in die Fenster des McCormick Place Lakeside Center, einer Ausstellungshalle in Chicago, flogen. Nach Angaben der Chicago Audubon Society wurden fast 1.000 Vögel, die in der Nacht nach Süden zogen, von den Lichtern des Ausstellungszentrums verwirrt und prallten gegen das Gebäude. Foto: Daryl Coldren/Chicago Field Museum/AP - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung bis zum 20.10.2023 im Zusammenhang mit der aktuellen Berichterstattung und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits +++ dpa-Bildfunk +++
Rund 1.000 Zugvögel prallen gegen Fenster in Chicago und sterben
nwi, dpa, Daryl Coldren

„Es war wie ein Teppich aus toten Vögeln.“
David Willard ist schockiert. In einer Nacht sind fast 1.000 Zugvögel am McCormick Place Lakeside Center, einem Kongresszentrum in Chicago in den Tod geflogen. Die Vögel krachten in Schwärmen vor die Fensterscheiben des Gebäudes. „In den 40 Jahren, in denen wir jetzt beobachten, was am McCormick passiert, haben wir noch nicht mal ansatzweise etwas in dieser Größenordnung gesehen“, sagt der pensionierte Museumsmitarbeiter der Associated Press.

In this image provided by the Chicago Field Museum, workers at the Chicago Field Museum inspect the bodies of migrating birds, Thursday, Oct. 5, 2023, in Chicago,  that were killed when they flew into the windows of the McCormick Place Lakeside Center, a Chicago exhibition hall, the night of Oct. 4-5, 2023. According to the Chicago Audubon Society, nearly 1,000 birds migrating south during the night grew confused by the exhibition center's lights and collided with the building. (Lauren Nassef/Chicago Field Museum via AP)
Mitarbeiter des Chicago Field Museum untersuchen die verendeten Vögel.
AP, Lauren Nassef

Wissenschaftler sammeln sonst nur einzelne tote Vögel auf

Willard, der vor seinem Ruhestand für die Vogelsammlung im Chicago Fields Museum zuständig war, kontrolliert jetzt zur Zugvogel-Zeit die Bereiche um das Kongresszentrum. In einer normalen Nacht findet er sonst höchstens mal einzelne tote Vögel, die irritiert von den Glasscheiben gegen das Gebäude geflogen sind. Doch in der Nacht auf Donnerstag (5. Oktober) ist alles anders als sonst.

Fast 1.000 Vögel haben die Kollision mit dem Kongresszentrum nicht überlebt. Regen und warme Temperaturen hätten die Migration der Vögel verzögert, dann seien sie alle gleichzeitig gestartet, berichtet der Sender CBS. Deshalb seien besonders viele Zugvögel in der Gegend gewesen, erklärt Douglas Stotz vom Field-Museum dem Sender.

Lesen Sie auch: Mysteriöses VogelsterbenAmseln fallen plötzlich vom Himmel

Experten rätseln über Gründe für Zugvogelmassensterben

„Es war einfach frustrierend“, sagt Vogel-Experte Willard der Zeitung Chicago Tribune. „Man sieht einen Rosenbrust-Kernknacker, der es bis in die peruanischen Anden geschafft hätte, wenn er nicht gegen ein Fenster in Chicago geflogen wäre.“ Als mögliche Gründe für den Vorfall nennt er unter anderem die beleuchteten Fenster des Kongresszentrums sowie ungünstige Wetterbedingungen.

Das Field Museum erklärt auf Instagram, dass jeden Tag zu Frühlings- und Herbstmigrationszeit Wissenschaftler und Freiwillige wie Willard bei Sonnenaufgang aufstehen würden, um die Fenster des Kongresszentrums nach verunglückten Vögeln abzusuchen. Wenn Vögel die Kollisionen überleben, würden sie von Tierärzten behandelt. „Wenn die Vögel nicht überleben, werden ihre Körper ins Museum gebracht“, hieß es weiter. Dort dienten sie der wissenschaftlichen Forschung. Auch der Klimawandel wirke sich auf die Zugvögel aus. Die Vogelexperten sammelten nun fast 1.000 neue traurige Forschungsobjekte. (jgr)

Lese-Tipp: Das große Vogelsterben an der Nordsee - ganze Kolonien in Gefahr!