Selbst Experten sind fassungslos
Fast 1.000 Zugvögel sterben in einer Nacht: Sie schlugen in Schwärmen vor ein Gebäude in Chicago

„Es war wie ein Teppich aus toten Vögeln.“
David Willard ist schockiert. In einer Nacht sind fast 1.000 Zugvögel am McCormick Place Lakeside Center, einem Kongresszentrum in Chicago in den Tod geflogen. Die Vögel krachten in Schwärmen vor die Fensterscheiben des Gebäudes. „In den 40 Jahren, in denen wir jetzt beobachten, was am McCormick passiert, haben wir noch nicht mal ansatzweise etwas in dieser Größenordnung gesehen“, sagt der pensionierte Museumsmitarbeiter der Associated Press.

Wissenschaftler sammeln sonst nur einzelne tote Vögel auf
Willard, der vor seinem Ruhestand für die Vogelsammlung im Chicago Fields Museum zuständig war, kontrolliert jetzt zur Zugvogel-Zeit die Bereiche um das Kongresszentrum. In einer normalen Nacht findet er sonst höchstens mal einzelne tote Vögel, die irritiert von den Glasscheiben gegen das Gebäude geflogen sind. Doch in der Nacht auf Donnerstag (5. Oktober) ist alles anders als sonst.
Fast 1.000 Vögel haben die Kollision mit dem Kongresszentrum nicht überlebt. Regen und warme Temperaturen hätten die Migration der Vögel verzögert, dann seien sie alle gleichzeitig gestartet, berichtet der Sender CBS. Deshalb seien besonders viele Zugvögel in der Gegend gewesen, erklärt Douglas Stotz vom Field-Museum dem Sender.
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„Es war einfach frustrierend“, sagt Vogel-Experte Willard der Zeitung Chicago Tribune. „Man sieht einen Rosenbrust-Kernknacker, der es bis in die peruanischen Anden geschafft hätte, wenn er nicht gegen ein Fenster in Chicago geflogen wäre.“ Als mögliche Gründe für den Vorfall nennt er unter anderem die beleuchteten Fenster des Kongresszentrums sowie ungünstige Wetterbedingungen.
Das Field Museum erklärt auf Instagram, dass jeden Tag zu Frühlings- und Herbstmigrationszeit Wissenschaftler und Freiwillige wie Willard bei Sonnenaufgang aufstehen würden, um die Fenster des Kongresszentrums nach verunglückten Vögeln abzusuchen. Wenn Vögel die Kollisionen überleben, würden sie von Tierärzten behandelt. „Wenn die Vögel nicht überleben, werden ihre Körper ins Museum gebracht“, hieß es weiter. Dort dienten sie der wissenschaftlichen Forschung. Auch der Klimawandel wirke sich auf die Zugvögel aus. Die Vogelexperten sammelten nun fast 1.000 neue traurige Forschungsobjekte. (jgr)
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