Falsch bestellt oder falsch geliefert?

Bundeswehr-Panne: Soldaten bekommen Dienstkleidung in Größe "SS"!

Ein Soldat der Bundeswehr salutiert, während vor ihm die deutsche Fahne weht (aufgenommen am 23.4.2004 in Speyer). Verteidigungsminister Struck (SPD) will gegen das Kölner Gerichtsurteil zur Einberufungspraxis der Bundeswehr Rechtsmittel einlegen. "Ich bin nach wie vor der Überzeugung, dass unser Rechtsstandpunkt sich vor dem Bundesverwaltungsgericht durchsetzen wird", sagte Struck am 23. April 2004. Das Verwaltungsgericht hatte entschieden, dass die derzeitige Einberufungsregelung gegen das Willkürverbot des Grundgesetzes verstößt. Er empfinde die jetzige Situation bei der Einberufung "nicht als ungerecht", so Struck. Von den Männern eines Jahrgangs blieben für den Wehrdienst nur etwa 35 Prozent übrig, weil der Rest verweigere oder aus gesundheitlichen Gründen nicht eingezogen werden könne. Zur Regelung, dass keine Verheirateten und keine Männer über 23 Jahren mehr eingezogen werden, sei ein Gesetzentwurf in Arbeit.
Mega-Panne bei der Bundeswehr: Tarnkleidung wird in Größe "SS" geliefert.
picture-alliance / dpa, Ronald Wittek

Was ein Fauxpas! Tausende Soldaten der Bundeswehr bekommen ihre Dienstkleidung – und das in der Größe „SS“. Eine Buchstabenverbindung, die mit der Zeit des Nationalsozialismus verbunden wird. Nun ist die Frage: Wer ist schuld?

"S-Short" als "SS" abgekürzt

Die Größen S, M, L und XL sind die bekannten Kleidergrößen. Der Hersteller der Bundeswehrkleidung hat sich eine neue Kategorie ausgedacht, die in diesem Zusammenhang zu Problemen führt. Denn laut der „Bild-Zeitung“ soll auf den Etiketten der neuen Dienstkleidung „S-Short“ als „SS“ abgekürzt worden sein. Eine Buchstabenverbindung, die in der Regel mit der Schutzstaffel der Zeit des Nationalsozialismus assoziiert wird.

Lese-Tipp: Rechtsextreme Inhalte in Chats: Entlassung ist rechtmäßig

Falsch bestellt oder falsch ausgeliefert?

Cyprus Germany Politics The Minister of Defence of Germany, Ms Christine Lambrecht during a press conference with the Minister of Defence, Mr Charalambos Petrides at the Ministry of Defense of Cyprus in the capital Nicosia. Cyprus, Sunday, November 6, 2022. Nicosia Cyprus PUBLICATIONxNOTxINxFRA Copyright: xDanilxShamkinx originalFilename: shamkin-notitle221106_npqoY.jpg
Verteidigungsministerin Lambrecht hatte die "SS"-Jacken und -Hosen im Sommer erst geordert.
www.imago-images.de, IMAGO/NurPhoto, IMAGO/Danil Shamkin

Unklar ist noch, ob die Kleidung falsch bestellt oder falsch ausgeliefert wurde. Aber laut einem Entscheid des Verteidigungsministeriums von Ministerin Christine Lambrecht (57, SPD) sollen die Soldatinnen und Soldaten das problematische Etikett eigenhändig entfernen. Entweder komplett oder nur den Abschnitt, der das „SS“ zeigt.

Dazu kommt: Lambrecht hatte erst im Sommer neue Jacken und Hosen geordert, und das in gewaltiger Stückzahl: 313 000 „Kampfbekleidungssätze Streitkräfte“ wurden bestellt, dazu Hunderttausende Helme und Schlafsäcke. Kosten für die neue Ausrüstung: Schlappe 2,3 Milliarden Euro!

Lese-Tipp zu Christine Lambrecht: Bundeswehr gedenkt mit Ehrenhain getöteten Soldaten

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Schutzstaffel: Unterdrückungswerkzeug der Nazis

A group photograph of Heinrich Himmler with his SS (Schyutzstaffel: elite guard) officers. The SS was where the ultimate Nazi power rested. Date: circa 1934 (Mary Evans Picture Library) || Nur für redaktionelle Verwendung
Ein Gruppenfoto von Heinrich Himmler und seiner SS (Schutzstaffel).
picture-alliance / Mary Evans Picture Library

Die Schutzstaffel war ein Unterdrückungswerkzeug der Nationalsozialisten. Sie war unter anderem für die Organisation der Vernichtungslager und die Durchführung des Holocaust verantwortlich. Das Kennzeichen der SS, bestehend aus zwei Siegrunen, gilt heute als verfassungsfeindlich und ist gesetzlich verboten. Das gilt auch für Zeichen, die diesem zum Verwechseln ähnlich sehen. Deswegen sollte die Buchstabenkombination „SS“ im Rahmen der Bundeswehr nie wieder auftauchen. (tpo)