Die Killer fuhren im Zug mit Leiche im Koffer quer durch Deutschland Brüder aus Berlin töteten ihre Schwester (†34) vermutlich aus "gekränktem Ehrgefühl“

Das Wappen der Berliner Polizei, aufgenommen am 08.04.2015 in Berlin. Foto: Tim Brakemeier/dpa
Berliner Polizei (Symbolfoto)
Tim Brakemeier, picture alliance / dpa, dpa

Es ist Verbrechen jener Art, die fälschlicherweise häufig als "Ehrenmord" bezeichnet wird. Doch hier geht es nicht um Ehre, sondern lediglich um ein „gekränktes Ehrgefühl“. Davon geht die Berliner Staatsanwaltschaft aus. Den aus Afghanistan stammenden Männern wird vorgeworfen, die 34-jährige umgebracht zu haben. Weil das Leben der Schwester nicht den Moralvorstellungen der Verdächtigen entsprochen habe, sollen sie den Mord begangen haben, teilten Berliner Staatsanwaltschaft und Polizei mit. Die Brüder sitzen seit Mittwoch in Untersuchungshaft.

Koffer mit Frauenleiche in Erdloch vergraben

Nach der Tat sollen die beiden Männer im Alter von 22 und 25 Jahren ihre ermordete Schwester in einem Koffer von Berlin nach Bayern gebracht haben. Der 25-Jährige soll extra für die Tat aus Bayern angereist sein.

Auf Video-Aufnahmen sind die beiden Brüder am Bahnhof in Berlin zu sehen. Sie sollen mit ihrer toten Schwester im Zug nach Bayern gereist sein, um den Koffer in Holzkirchen bei Neuburg an der Donau zu vergraben. Dort fanden die Ermittler die Leiche der Vermissten, verscharrt in einem Erdloch.

Haftbefehl gegen dringend tatverdächtige Brüder

Laut Oberstaatsanwalt Martin Steltner sind die dringend verdächtig. Die Ermittler kamen ihnen nicht nur durch die Überwachungsaufnahmen, sondern auch durch Zeugenaussagen und die Auswertung ihrer Mobiltelefone auf die Spur. Als Tatmotiv vermutet die Staatsanwaltschaft familiäre Spannungen. "Die Brüder haben sich mutmaßlich gekränkt gefühlt", so die Ermittler. Die Familie stammt ursprünglich aus Afghanistan. Die Brüder und das Opfer lebten aber bereits seit Jahren in Deutschland.

Die 34-Jährige war geschieden und lebte mit ihren beiden Kindern im Alter von 9 und 13 Jahren in Berlin. "Sie wurde am 13. Juli von Leuten aus ihrem Umfeld als vermisst gemeldet. Ihre Bekannten sagen, dass sie eine sehr zuverlässige Mutter von zwei Kindern war", so Steltner auf RTL-Anfrage.

Eine Obduktion soll nun klären, wie genau sie starb. Laut Steltner steht aber fest, dass sie getötet wurde. Weitere Details wollte er nicht nennen, um die laufenden Ermittlungen nicht zu gefährden.

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Immer wieder Entsetzen über sogenannte "Ehrenmorde"

ARCHIV - Blumen und Kränze liegen am Sonntag in Berlin neben einem Gedenkstein für die am 07.02.2005 ermordete Hatun Sürücü (Archivbild vom 07.02.2010). Der ARD-Film "Verlorene Ehre - Der Irrweg der Familie Sürücü, Mittwoch, 27.7., 23.00 Uhr, ARD" zeigt nun in einer aufwendigenSpurensuche die familiären und gesellschaftlichen Hintergründe.  Foto: Soeren Stache dpa/lbn (zu dpa lbn Korr. vom  25.07.2011)  +++(c) dpa - Bildfunk+++
Der Mord an der Deutsch-Türkin Hatun Sürücü löste 2005 bundesweit Trauer und Entsetzen aus
Soeren Stache dpa

Einer der der ersten Fälle, in denen der Begriff „Ehrenmord“ bundesweit Schlagzeilen macht, ist der Mord an der Deutsch-Türkin Hatun Sürücü. Sie wird im Februar 2005 in Berlin-Tempelhof von ihrem Bruder mit drei Kopfschüssen getötet. Ihr Leben kommt 2019 mit dem Titel "Nur eine Frau" in die Kinos. Der dokumentarische Spielfilm erinnert an eine lebenshungrige, freiheitsliebende und mutige junge Frau, die leider nur 23 Jahre alt wurde.

Gewalt im Namen einer traditionellen „Ehre“ erfahren Mädchen und Frauen in allen Teilen der Welt. Die Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes sieht dahinter jedoch meist keine religiösen Motive. Vielmehr stünde das patriarchalische - also männlich dominierte - Denken der Täter im Vordergrund. Frauen würden als Besitz betrachtet. Und weichen sie von den althergebrachten Normen ab, gilt der Mann als "Opfer", da er so seine angebliche Ehre verliert. (dpa/swi/rra/jgr/uvo)