Allgemeinmediziner macht klare Ansage
Brauchen wir die Corona-Warn-App noch?

Erinnern Sie sich noch? Monatelang kam bei sehr vielen Menschen leichte bis mittelschwere Panik auf, wenn die Corona-Warn-App rot aufleuchtete! Mit der Zeit gewöhnten wir uns an das Risiko, und viele infizierten sich auch ohne App-Vorwarnung mit dem Coronavirus. Mit dem Fallen der Test- und Isolationspflicht in einigen Bundesländern wird die App nun immer unwichtiger. Oder ist sie womöglich doch noch sinnvoll? Der Arzt und Allgemeinmediziner Dr. Christoph Specht macht dazu eine klare Ansage.
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Corona-Warn-App: Ist die Anwendung überhaupt noch sinnvoll?
Für den Arzt und Medizinjournalist Dr. Christoph Specht ist die Corona-Warn-App vor allen Dingen eine teure Angelegenheit, erklärt er im RTL-Gespräch. Tatsächlich liegen die Gesamtkosten für die Anwendung bereits bei 220 Millionen Euro, wie das zuständige Bundesgesundheitsministerium der „Welt am Sonntag“ mitteilte.
Dabei ist die Corona-Warn-App für die meisten Deutschen aktuell wohl eher ein blinder Passagier auf dem Smartphone. Die App frisst häufig ordentlich Akku und ist fast dauerhaft grün, obwohl sich weiterhin viele Menschen mit dem Coronavirus anstecken, doch es werden immer weniger Fälle gemeldet. Was bringt uns die App also noch?
„Aus meiner Sicht hat die Corona-Warn-App keinen Nutzen mehr“, sagt Dr. Christoph Specht klar und deutlich. Aktuell würde ihm kein anderes Land einfallen, dass die Impfzertifikate via noch sehen wolle und selbst in Deutschland, würden die Zertifikate derzeit nur noch in Krankenhäusern abgefragt. Doch in solchen Fällen könnten Krankenhaus-Besucher auch ihren gelben Impfausweis vorzeigen.

Corona-Warn-App: Arzt hält sie aus infektiologischer Sicht für „unsinnig“
Die Angaben aus der Corona-Warn-App seien nicht mehr aussagekräftig. „Es muss sich niemand mehr testen, deshalb könnte man mit Infizierten zum Beispiel im Zug sitzen und trotzdem keine Warnung über die App bekommen“, so der Mediziner weiter. In der Pandemie-Anfangszeit hätte die App wegen der Kontaktverfolgung eine größere Rolle gespielt, auch bevor ein Impfstoff entwickelt wurde und daher zum Teil auch durchaus eine Berechtigung gehabt – jedoch sei das Virus mittlerweile endemisch und das hätte alles verändert. „Das Coronavirus ist mittlerweile überall, genauso wie andere Krankheiten, aktuell zum Beispiel das Grippevirus“, so Specht.
Aus infektiologischer Sicht sei die Corona-App derzeit regelrecht „unsinnig“, so der Arzt deutlich. Auch in der Vergangenheit habe die Corona-App oft rot aufgeleuchtet, wenn gar keine Infektion vorlag. Jetzt, wo die App sich kaum noch melden würde, sei sie umso weniger sinnvoll, ordnet der Experte ein.
Coronavirus mittlerweile endemisch – Arzt hält daher Corona-Warn-App nicht mehr für sinnvoll
„Ein endemisches Virus heißt, dass es überall ist. Das entscheidende in der aktuellen Situation ist die Immunitätslage in der Bevölkerung. Dass die derzeitige Virus-Variante auf eine deutlich vorhandene Immunität in der Bevölkerung trifft, macht das Virus weniger gefährlich und eine Warnung durch eine App nicht mehr nötig“, so der Mediziner.
Aus reiner Verwaltungssicht könnten die Deutschen trotzdem überlegen, ob sie die App wegen der Impfzertifikate noch auf dem Handy behalten wollen. Doch, dass die Impfzertifikate beispielsweise 2023 wieder vermehrt in diversen Einrichtungen vorgezeigt werden müssen, kann sich der Mediziner momentan überhaupt nicht vorstellen.
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Bundesgesundheitsministerium: „App leistet einen Beitrag“
Und wie sieht das Bundesgesundheitsministerium den aktuellen Nutzen der Corona-Warn-App? Auf eine Anfrage der „Stuttgarter Nachrichten“ heißt es:
„Die App leistet einen Beitrag zur Bekämpfung der Corona-Pandemie und zur Unterbrechung von Infektionsketten. Vor dem Hintergrund des möglichen Anstiegs der Fallzahlen in den Wintermonaten wurde die weitere Bereitstellung der Corona-Warn-App entschieden.“ Die konkrete Nachfrage, wie sinnvoll die CWA noch ist, bekam die Redaktion keine Antwort. Insgesamt würde die App während der Pandemie über 46 Millionen Mal in Deutschland heruntergeladen. Dazu, wie viele Bürgerinnen und Bürger die App aktuell noch auf dem Handy haben, liegen im Moment keine genauen Daten vor.