15 Jahre Kampf gegen die BakterienBorreliose in der Schwangerschaft - Mutter und Sohn leiden bis heute unter den Folgen

Plötzlich fühlte sie sich schlapp, hatte Kopfschmerzen und eine Wanderröte am Bein. Für Melanie Hintz aus Bayern begann mit diesen Gefühlen eine Zeit der Sorge. Denn bei ihr wurde Lyme-Borreliose diagnostiziert, als sie im 7. Monat schwanger war. Noch heute – 15 Jahre später -kämpft sie gegen Schübe der bakteriellen Erkrankung.
Diagnose Lyme-Borreliose im 7. Monat
Melanie Hintz war im 7. Monat schwanger, als sie sich im Juli 2006 plötzlich kaum noch auf den Beinen halten konnte. Sie fühlte sich schwach, hatte Dauerkopfschmerzen, eine Wanderröte am Schienbein – und Sorge um ihr ungeborenes Kind. „Meine Ängste waren so groß. Ich habe mich immer gefragt, wieso es mich trifft“, erinnert sie sich im Gespräch mit RTL.
Doch zunächst fanden die bayrischen Ärzte keinen Grund für die plötzliche Verschlechterung ihres Zustandes, bis ein junger Mediziner zum ersten Mal einen Verdacht äußerte: Borreliose. Eine Blutuntersuchung bestätigte die Diagnose.
Gegen die Lyme-Borreliose bekam die werdende Mutter ein Antibiotikum und verbrachte den Rest ihrer Schwangerschaft mit Arztbesuchen, immer getrieben von der Sorge, die Bakterien könnten über die Nabelschnur auch auf ihren Sohn übergehen. „In einem Spezialgerät sah man vom ungeborenen Kind die ganze Adern und die Nabelschnur. Die haben dann Angst gehabt, dass er eine Fehlbildung bekommt“, erinnert sich Melanie Hintz.
Die bange Frage: Geht es dem ungeborenen Kind gut?
Nach der Geburt wollten die Ärzte des Klinikums zunächst keine Blutuntersuchung des Säuglings machen, doch die junge Mutter bestand darauf – und konnte Dank des Ergebnisses endlich aufatmen: „Er hatte nichts abgekriegt“, erinnert sich die besorgte Mutter.
Doch sie selbst ließen die Borrelien leider nicht zur Ruhe kommen. „Ich hatte Entzündungswerte wie ein Alkoholiker, die Borrelien waren immer auf der Leber bei mir, weil die gestreut hatten“, erinnert sie sich. „Das waren sehr peinliche Arztbesuche, weil der Arzt dachte, ich trinke zu viel. Dabei trinke ich gar nichts.“ Auch ihr Stoffwechsel habe sich verändert. „Ich habe leider 30 Kilo zugenommen, durch die ganzen Medikamente“, erzählt Melanie Hintz.
Sie sei aber dankbar, dass ihr Arbeitgeber Verständnis für ihre Situation hat. Aber auch 15 Jahre nach der Infektion muss sie noch immer mit den Folgen der Borreliose leben. In den vergangenen zwei bis vier Jahren habe sie ohne einen neuerlichen Schub gelebt, doch kürzlich habe sie ihre erste Corona-Impfung bekommen und Blutuntersuchung infolge der Impfreaktion habe auch einen Anstieg der Borrelien in ihrem Körper gezeigt.
Warnung: In der Zeckenzeit genau auf Symptome achten
Heute macht sich Melanie Hintz um sich selbst keine Sorgen mehr. „Ich habe Jahre später von einem Arzt erfahren, dass man in der Schwangerschaft eine andere Duftnote hat. Danach hatte ich nie wieder eine Zecke.“ Doch als ihr Sohn im vergangenen Sommer gleich drei kleine Zecken am Körper hatte, ist sie sofort mit ihm in die Notaufnahme gerast, um die Übertrager sicher entfernen zu lassen. „Er weiß wie schlecht es mir damals geht und kümmert sich auch immer toll um mich“, schwärmt die Mutter.
„Immer wenn ich heute von Borreliose-Fällen lese, berührt mich das noch total“, sagt sie und möchte andere Menschen für die Symptome einer Infektion sensibilisieren. „Wenn sich eine Person von jetzt auf gleich körperlich schwach fühlt und sich der Zustand plötzlich ändert, lieber einmal öfters zum Arzt und Blut abnehmen lassen, als einmal zu wenig.“
Kein Einzelfall
Und Melanie Hintz ist bei weitem kein Einzelfall. Auf einen Aufruf unter RTL-Zuschauern haben sich Dutzende Betroffene gemeldet, um von schweren und vor allem langwierigen Folgeerkrankungen zu berichten.
Die Zeckenzeit geht grob gesagt von Februar bis Oktober, aber Zecken werden besonders bei warmen Temperaturen aktiv. Auf welche Symptome einer Borreliose Sie achten sollten, können Sie hier nachlesen. (lra)