RTL dreht Klaasohm-Brauch auf NordseeinselDiese wilde Frauenjagd am Nikolausabend soll niemand sehen
Es wirkt wie ein Albtraum aus dem Mittelalter!
Einen Tag vor Nikolaus gibt es auf der Nordseeinsel Borkum (Niedersachen) eine sagenumwobene Tradition: Klaasohm. Jedes Jahr versammeln sich die Junggesellen der Insel, um mit Kuhhörnern Jagd auf Frauen zu machen. Doch es gibt Protest dagegen! Eine Petition setzt sich dafür ein, dass diese brutale Praxis nicht als Brauch verharmlost werden darf. Was genau passiert, soll niemand vom Festland je erfahren. Nichts darf nach außen dringen. Diesen Vorsatz setzen einige Insulaner handgreiflich durch, wie wir im Video zeigen.
Der Brauch Klaasohm auf Borkum
Die Tradition, um die die Inselbewohner so ein großes Geheimnis machen, soll so ablaufen: Teils verkleidete junge Männer des Vereins „Borkumer Jungens“ treffen sich jedes Jahr am Abend vor Nikolaus in der Betriebshalle der Kleinbahn. Nur gebürtige Borkumer, mindestens 16 Jahre alt und unverheiratet. Einige sind im Vorfeld zu sogenannten Klaasohms benannt worden. In der Halle gibt es dann angeblich ritualisierte Kämpfe. Doch was genau passiert, ist wohl der Junggesellen größtes Geheimnis.
Beleidigungen, Drohungen und Handgreiflichkeiten gegen RTL-Team
Als sich unser Kamerateam mit respektvollem Abstand und auf öffentlichem Grund ein Bild von dem Spektakel machen will, sehen sie nur verhangene Fenster. Vor dem Gebäude steht eine Menschenmenge von etwa 300 Personen. Eine Mischung aus Glocken, Hupen und Rufen sorgt für so großen Lärm, dass vom Team-Standort aus kein Laut aus der Halle wahrzunehmen ist. Dann wird unser RTL-Kamerateam des Platzes verwiesen. Von „Hausrecht“ ist die Rede. Wir ziehen uns bis zum empfohlenen Bürgersteig zurück. Doch trotzdem kommt wenige Minuten später eine Gruppe auf uns zu. Angeführt von einem jungen Mann, vermummt mit einer Stoffmaske. Die Männer gehen uns an.
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Die im Vorfeld in der Borkumer Zeitung veröffentlichte Bitte an alle Insulaner, den Bekanntheitsgrad der Tradition gering zu halten, wird offensichtlich von einigen Männern extrem ernst genommen. „Damit Klaasohm den Borkumern als höchster Feiertag und identitätsstiftendes Fest auch erhalten bleibt“, heißt es unter anderem in der Anzeige.
Vorwurf der Frauenfeindlichkeit von Klaasohm

Mehrere, teils augenscheinlich betrunkene, junge Männer bedrohen unser Kamerateam, verfolgen uns mit lautem Rasseln, Rufen und mit Masken verkleidet. „Hau ab, du mit deinem scheiß Mikro!“ rufen sie uns unter anderem hinterher, während sie uns auf ihre Art den Weg weg vom Ort des Geschehens weisen. Kurz darauf wendet sich ein junger Borkumer friedlich an unseren RTL-Reporter. 364 Tage seien sie für die Gäste der Insel da, aber einen Tag im Jahr bräuchte man für sich. Der Brauch stünde in der Diskussion, die Zeiten hätten sich geändert. Aber die Borkumer wollen daran festhalten und niemandem von den Details erzählen.
Vermutlich meint der junge Mann vor allem die Details, bei denen der Vorwurf der Frauenfeindlichkeit im Raum steht. So sollen die Junggesellen nach dem geheimen Treffen in der Halle der Kleinbahn durch die Stadt ziehen und unverheirateten, kinderlosen Frauen den Hintern mit einem Kuhhorn versohlen. Außer wenn sie unter 14 Jahre alt oder Mütter geworden sind. Dann ist Klaasohm eher gleichzusetzen mit dem Nikolaus. Dann bringt er statt Schlägen Gebäck.
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Borkumer Frauen tragen Klaasohm mit

Am Ende des mysteriösen Festes auf Borkum springen die verkleideten Männer von einer Litfaßsäule in der Ortsmitte in die unten stehende Menschenmenge. Darunter auch Frauen. Sie tragen die Tradition offenbar mit. Obwohl sie Hiebe erhalten. Der Ursprung der Tradition liegt wohl in der Walfangzeit, als die männlichen Insulaner im Winter nach Monaten auf hoher See wieder nach Hause zurückkehrten. Mit verschiedenen Ritualen versuchten sie angeblich schon damals, Borkum von den Frauen zurückzuerobern. Wie genau es heute läuft, wollten wir herausfinden. Doch das wollten die Borkumer nicht.