Blut am Maul des Pferdes
Unsanfter K.o. für Werth und Quantaz: Warum die Entscheidung korrekt war

Die Königin des Reitsports wurde beim CHIO in Aachen vom Thron gestürzt. In ihrem Vortrag im Grand Prix Special wurde die siebenmalige Dressur-Legende von den Richtern abgeläutet. Bitter für Werth, aber die korrekte Entscheidung. Das sah die Reiterin selbst sein. Ein Skandal war die Entscheidung nicht.
"Shit happens"
Am Tag nach dem bitteren Aus konnte Isabell Werth schon wieder lächeln. In Jeans und weißem T-Shirt, die Brille auf der Nase, sprach die erfolgreichste Reiterin der Geschichte am Sonntag über ihre Disqualifikation im Grand Prix Special beim CHIO in Aachen. "Ich dachte, ich hätte alles schon erlebt, aber das war wohl ein Irrtum", sagte sie: "Shit happens, es ist, wie es ist."
Was war passiert? Als Werth und ihr Hengst Quantaz zu den Zweier-Galoppwechseln ansetzten, läutete die dänische Chefrichterin Susanne Baarup ein Glöckchen, das akustische Signal für die Reiterin, die Prüfung abzubrechen. Der Test mit dem weißen Taschentuch war eindeutig: Rosa Schaum am Maul von Quantaz, die Disqualifikation war regelkonform und unausweichlich.
Durch die Disqualifikation vergab die deutsche Equipe die Siegchance in der Nationenwertung. Diesen sicherte sich Dänemark mit Cathrine Dufour an der Spitze. Die 30-Jährige gewann mit Vamos Amigos vor Frederic Wandres aus Hagen am Teutoburger Wald auf Duke of Britain.
"Sinnvolle Regel" stoppt Werth
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Eine "korrekte Entscheidung" sei es gewesen, außerdem eine "sinnvolle Regel", ein Pferd aus dem Wettbewerb zu nehmen, sobald Spuren von Blut zu sehen sind, sagte Werth. "Bei Quantaz ist ja aber nicht das Blut geflossen", sagte Werth: "Der Schaum war rosa, er hat eine stecknadelkopfgroße Verletzung an der Innenseite der Wange." Die hatte sich der heißblütige Hengst im Eifer des Gefechts vermutlich selber zugefügt.
Sie hätte "auf diese Erfahrung gerne verzichtet" sagte Werth: "Aber so ist es jetzt nun mal, da müssen wir durch." Bis zu dem Zwischenfall war sie mit Quantaz gut unterwegs gewesen, ein deutscher Sieg im Grand Prix Special und im Nationenpreis zum Greifen nahe.
Unschöne Premiere
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Isabell Werth reitet ihr ganzes Leben lang, nie zuvor war sie wegen eines derartigen Zwischenfalls abgeklingelt worden. "Sie ist bestimmt nicht für ruppige Zügelführung bekannt, im Gegenteil", sagte die viermalige Olympiasiegerin Nicole Uphoff als Co-Kommentatorin des WDR. Und dabei waren Uphoff und Werth in ihrer gemeinsamen Zeit auf dem Viereck nicht unbedingt beste Freundinnen.
Ein Pferd hatte Blut am Maul, die Reiterin wurde disqualifiziert. Das Reglement lässt nichts anderes zu, und das ist richtig. Es war ein Zwischenfall, wie er jedem Hobbyreiter auf der grünen Wiese passieren kann. Ein Skandal ist etwas anderes. (msc/sid/tno)