Blitzschach-Weltmeisterin Anna Muzychuk boykottiert Schach-WM, denn sie will keinen Schleier tragen

Seit dem 24. Dezember findet in Riad in Saudi-Arabien die Weltmeisterschaft im Blitzschach statt. Nicht dabei: Titelverteidigerin Anna Muzychuk aus der Ukraine. Die 27-Jährige, die im vergangenen Jahr den Titel im Schnellschach und im Blitzschach gewann, protestiert mit ihrem Boykott gegen die Auflage, außerhalb der Halle einen Schleier und eine sogenannte Abaya, ein islamisches Überkleid für Frauen, zu tragen.
Mit Schleier spielen kommt für sie nicht in Frage

Im März 2017 wurde sie Vize-Weltmeisterin im Schach - in Teheran im Iran. Da musste sie mit einem Kopftuch spielen. Das tat sie - unter Protest. Doch sich bei der WM in Saudi-Arabien "wie eine Kreatur zweiter Klasse zu fühlen", das macht sie nicht mit. Bei aller Liebe für ihren Sport. "In ein paar Tagen werde ich zwei Weltmeister-Titel verlieren, einen nach dem anderen. Nur weil ich mich entschieden habe, nicht nach Saudi-Arabien zu gehen. Vor einem Jahr war ich die glücklichste Person in der Schach-Welt, dieses Mal fühle ich mich sehr traurig", schrieb sie auf ihrer Facebook-Seite einen Tag vor Beginn der WM am 23. Dezember. "Das Schlimmste aber ist, dass es fast keinen interessiert. Das gibt mir ein wirklich bitteres Gefühl", so die 27-Jährige.
Und sie legte nach: "Aber dieses bittere Gefühl ändert noch lange nicht meine Meinung. Meine Schwester und ich, wir werden für die zurückkommen, die das interessiert", gibt sie sich kämpferisch.
Muzychuk verliert nicht nur Titel, sondern auch viel Geld
Es ist ein starkes Statement der Ukrainerin. Sie verliert nicht nur die Titel, sondern auch viel Geld, denn die Saudis locken die Schachspieler mit hohen Prämien. Allerdings ist Muzychuk bei weitem nicht die einzige, die in dem strengen Staat, in dem Frauen nicht alleine aus dem Haus dürfen und im Restaurant noch getrennt von den Männern sitzen müssen, fehlt. Die israelischen Spieler erhielten kein Visum, der einzige qualifizierte Iraner versuchte es gar nicht erst, ein Visum zu beantragen. Iran und Saudi-Arabien sind tief verfeindet. Auch die Spieler aus Katar, das keine diplomatischen Beziehungen zu Saudi-Arabien unterhält, dürfen nicht einreisen.
Vielleicht überdenkt der Schachweltverband FIDE ja mal seine Vergabe-Praktiken. Denn Geld ist nicht alles, das zeigen die Schachspieler gerade.