Blitzschach-Weltmeisterin Anna Muzychuk boykottiert Schach-WM, denn sie will keinen Schleier tragen

(161231) -- DOHA, Dec. 31, 2016 () -- Bronze medalist Kateryna Lagno of Russia, gold medalist Anna Muzychuk of Ukraine and silver medalist Valentina Gunina of Russia (from L to R) pose on the podium at the medal ceremony for the Women's Blitz Championships during FIDE World Chess Rapid & Blitz Championships 2016, in Doha, capital of Qatar, on Dec. 30, 2016. Anna Muzychuk won the FIDE Open World Blitz Championship scoring 13 in 17 rounds.  (/Nikku) |
Vor einem Jahr in Doha wurde Anna Muzychuk zur Schnellschach-Weltmeisterin gekrönt.
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Seit dem 24. Dezember findet in Riad in Saudi-Arabien die Weltmeisterschaft im Blitzschach statt. Nicht dabei: Titelverteidigerin Anna Muzychuk aus der Ukraine. Die 27-Jährige, die im vergangenen Jahr den Titel im Schnellschach und im Blitzschach gewann, protestiert mit ihrem Boykott gegen die Auflage, außerhalb der Halle einen Schleier und eine sogenannte Abaya, ein islamisches Überkleid für Frauen, zu tragen.

Mit Schleier spielen kommt für sie nicht in Frage

TEHRAN, IRAN - MARCH 03 : Anna Muzychuk of Ukraine plays against Tan Zhongyi (not seen) of China during the final day of the Women's World Chess Championship 2017 at Espinas Palace Hotel in Tehran, Iran on March 03, 2017. Fatemeh Bahrami / Anadolu Agency | Keine Weitergabe an Wiederverkäufer.
Bei der WM 2017 in Iran spielte sie widerwillig mit Kopftuch. Sie unterlag erst im Finale.
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Im März 2017 wurde sie Vize-Weltmeisterin im Schach - in Teheran im Iran. Da musste sie mit einem Kopftuch spielen. Das tat sie - unter Protest. Doch sich bei der WM in Saudi-Arabien "wie eine Kreatur zweiter Klasse zu fühlen", das macht sie nicht mit. Bei aller Liebe für ihren Sport. "In ein paar Tagen werde ich zwei Weltmeister-Titel verlieren, einen nach dem anderen. Nur weil ich mich entschieden habe, nicht nach Saudi-Arabien zu gehen. Vor einem Jahr war ich die glücklichste Person in der Schach-Welt, dieses Mal fühle ich mich sehr traurig", schrieb sie auf ihrer Facebook-Seite einen Tag vor Beginn der WM am 23. Dezember. "Das Schlimmste aber ist, dass es fast keinen interessiert. Das gibt mir ein wirklich bitteres Gefühl", so die 27-Jährige.

Und sie legte nach: "Aber dieses bittere Gefühl ändert noch lange nicht meine Meinung. Meine Schwester und ich, wir werden für die zurückkommen, die das interessiert", gibt sie sich kämpferisch.

Muzychuk verliert nicht nur Titel, sondern auch viel Geld

Es ist ein starkes Statement der Ukrainerin. Sie verliert nicht nur die Titel, sondern auch viel Geld, denn die Saudis locken die Schachspieler mit hohen Prämien. Allerdings ist Muzychuk bei weitem nicht die einzige, die in dem strengen Staat, in dem Frauen nicht alleine aus dem Haus dürfen und im Restaurant noch getrennt von den Männern sitzen müssen, fehlt. Die israelischen Spieler erhielten kein Visum, der einzige qualifizierte Iraner versuchte es gar nicht erst, ein Visum zu beantragen. Iran und Saudi-Arabien sind tief verfeindet. Auch die Spieler aus Katar, das keine diplomatischen Beziehungen zu Saudi-Arabien unterhält, dürfen nicht einreisen.

Vielleicht überdenkt der Schachweltverband FIDE ja mal seine Vergabe-Praktiken. Denn Geld ist nicht alles, das zeigen die Schachspieler gerade.