Experte gibt TippsBier wird teurer! Wie lange kann man es auf Vorrat lagen - und lässt es sich einfrieren?

Der Anstieg der Energiepreise aufgrund des Krieges in der Ukraine wirkt sich auch auf die Lebensmittelpreise in Deutschland aus. Nun stimmt der Deutsche Brauer-Bund die Verbraucher auf steigende Bierpreise ein. Das stellt sich die Frage: Wie lange ist Bier eigentlich haltbar? Und macht es Sinn, es vielleicht sogar einzufrieren? Ein Bier-Experte klärt auf.
Entwicklung für Brauereien dramatisch
Infolge der steigenden Energie- und Rohstoffpreise könnte Bier in Deutschland für den Verbraucher bald spürbar teurer werden. "Für die Brauereien in Deutschland ist die Entwicklung dramatisch: Wir beobachten bei Rohstoffen, Verpackungen, Energie und Logistik nie gekannte Preissteigerungen", sagte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes, Holger Eichele, der Nachrichtenagentur Reuters. Für den Verbraucher bedeutet das: Auch für den geliebten Gerstensaft muss bald tiefer in die Taschen gegriffen werden.

Lieber mal auf Vorrat kaufen - gute Idee?
Ist es deswegen eine gute Idee, sich den Keller schon mal mit ein paar Kästen auf Vorrat vollzustellen? Wie lange hält sich Bier - und wie lange schmeckt es gut? Wir fragen einen, der es wissen muss: Der Kölner Roland Schön braut seit Jahren selbst leidenschaftlich gerne Bier und ist Besitzer des Bierladens "BIER MACHT SCHÖN". Grundsätzlich hält sich auch Bier, wie viele andere Lebensmittel, lange jenseits des MHD. "Denn der leicht saure pH-Wert des Bieres sorgt alleine schon dafür, dass sich keine schädlichen Bakterien entwickeln", sagt Schön im RTL-Interview. "Was sich jedoch im Laufe der Zeit entwickeln kann, sind 'bierschädliche Bakterien'." Die könnten zu einer deutlichen Geschmacksänderung führen.
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Hopfen schützt - aber Aroma verflüchtigt sich
Stark gehopfte Biere, wie die zurzeit sehr beliebten IPAs, sind davor zusätzlich geschützt. Denn der hohe Hopfenanteil sorgt für eine weitere antibakterielle Wirkung. Allerdings: "Die wertvollen ätherischen Öle, die die Aromaträger des Hopfens sind, gehen auch schnell wieder verloren", sagt uns der zertifizierte Bierbotschafter. Deswegen gilt für solche Biere: Am liebsten so frisch wie möglich trinken - dann schmecken sie am besten. Das Gleiche gilt im Übrigen für unfiltrierte Biere.
Viel Alkohol macht haltbarer
Die beste Haltbarkeit haben Biere mit einer hohen "Umdrehungszahl": Dazu gehören deutsche Bockbiere, aber auch viele belgische Starkbiere. "Ab 10 Prozent Alkoholgehalt muss sogar gar kein MHD mehr angegeben werden", erklärt uns Schön, "das ist ja auch bei Wein so." Der Grund ist klar: Eben genau dieser hohe Alkoholgehalt tötet wiederum schädliche Bakterien ab. Gerade diese gute Lagerungseigenschaft führt sogar dazu, dass manche Biere mit hohem Alkoholgehalt sich während einer langen Reifungszeit zum Vorteil des Konsumenten entwickeln.
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Wie lagert man Bier richtig?
Egal ob Alt, Lager, Pils, Kölsch, Pale Ale, IPA oder andere Braustile: "Muss Bier länger gelagert werden, dann sollte es dort dunkel und trocken sein, das Bier sollte in der Flasche nicht liegen, sondern aufrecht stehen und das bei einer Temperatur zwischen vier bis sieben Grad Celsius", sagt der Bier-Experte. Getrunken werden sollte Bier übrigens bei sechs bis acht Grad Celsius. Biere mit mehr Aromavermögen benötigen sogar noch höhere Trinktemperaturen - sonst kommen die Aromen nicht zur Geltung - ähnlich wie bei Wein. „Faustregel ist hier: Je dunkler das Bier, desto wärmer sollte es getrunken werden“, sagt Schön uns.
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Kann Bier auch eingefroren werden?
Wer jetzt auf die Idee kommt, sein Bier zur Vorratshaltung sogar einzufrieren, der sollte es vielleicht einfach mal testen. Und viele kennen das Resultat wahrscheinlich schon, weil sie einmal eine Flasche zum Schnellkühlen im Tiefkühlfach vergessen haben: Erstens ist es sehr wahrscheinlich, dass die Flasche platzt - und zweitens schmeckt das aufgetaute Bier schal, denn beim Einfrieren werden Aromen zerstört und auch die Kohlensäure verschwindet fast gänzlich – nicht gut. Eine Möglichkeit zum Einfrieren gibt es allerdings. „Belgisches Starkbier, zum Beispiel ein Quadrupel, in eine PET-Flasche umfüllen, einfrieren, über Kopf in ein Glas abtauen lassen – fertig ist der selbstgemachte Eisbock“, verrät uns der Bier-Experte.