Bienen für Manchester: Warum lassen sich so viele Menschen nach dem Anschlag tätowieren?
Was hat eine Biene mit dem Terrorangriff von Manchester zu tun? Nach dem blutigen Selbstmordattentat nach einem Konzert der Popsängerin Ariana Grande hatten viele Einwohner das Gefühl, etwas gegen die innere Hilflosigkeit tun zu müssen. Als Symbol für Stärke und Zusammenhalt in der nordenglischen Industriestadt lassen sich immer mehr Menschen eine Biene tätowieren.
Es fing an mit ein paar Familienangehörigen der Opfer und Augenzeugen des Anschlags, die die Erinnerung an den einschneidenden Tag auf ihrem Körper festhalten wollten. Auch ganze Sanitäter-Teams, Krankenhausmitarbeiter und andere Hilfskräfte, die nach dem Anschlag im Einsatz waren, gingen geschlossen ins Tattoo-Studio, um sich die Biene als Zeichen des gemeinsam Erlebten stechen zu lassen.
Die Biene steht für Manchester
Das Insekt ist schon lange das Symbol für die hart arbeitende Bevölkerung der Stadt. Die Textilfabriken, die Manchester einst groß gemacht haben, wurden immer wieder mit Bienenstöcken verglichen. Die Biene, die für Fleiß, harte Arbeit und Zusammenhalt steht, findet sich nicht nur im Stadtwappen, sondern auch überall im Stadtbild wieder – auf Gebäuden, Stromkästen und Mülleimern.
Nun haben auch mehrere Tattoo-Künstler in Manchester zu einer Solidaritätsaktion aufgerufen. Die Tätowierer öffnen ihre Studios für jeden, der auch eine Biene auf dem Körper haben will – für umgerechnet etwa 60 Euro. Der Erlös der Aktion geht an die Opfer des Anschlags. Sofort bildeten sich lange Schlangen vor den Tattoo-Studios, die Tätowierer konnten den Ansturm kaum bewältigen. Viele spendeten den Betrag auch so, ohne ein Tattoo dafür zu bekommen.
"Ich wollte mich einfach daran erinnern"

Die ganze Stadt will zeigen: Wir stehen zusammen und lassen uns nicht einschüchtern. "Es ist eine schöne Art und Weise, die Opfer und ihre Familien zu unterstützen und sie für immer in Erinnerung zu behalten", sagte Danielle Kosky dem britischen Sender 'BBC'. Die 22-Jährige hat es geschafft einen der begehrten Tätowiertermine zu bekommen. Immer mehr Leute posten die Fotos ihrer frischen Tattoos in sozialen Netzwerken.
Auch die Mutter der 15-Jährigen Olivia, die bei dem Anschlag ums Leben kam, hat sich eine Biene zusammen mit dem Namen ihrer Tochter stechen lassen. "Ruhe in Frieden, mein Schatz, mein geliebtes, wunderschönes Mädchen", schrieb sie auf Facebook. "Du wurdest uns viel, viel zu früh genommen."
Molly Rylance war auch in der Konzerthalle, als der Attentäter die Bombe zündete. Sie kam unverletzt davon. Sie entschied sich ebenfalls, ein Tattoo machen zu lassen. "Ich wollte mich einfach daran erinnern", sagte sie der ‚BBC‘, "nicht daran, was passiert ist, aber daran, wie stark wir als Gemeinschaft sind und wie alle zusammengehalten haben und gesagt haben: Das macht uns nicht kaputt."
Manchester erlebte eine Welle der Solidatrität
Nachdem der Attentäter Salman Abedi sich in die Luft sprengte und 22 unschuldige Menschen mit in den Tod riss, gab es eine Welle der Solidarität in der Stadt. Unter dem Hashtag #RoomForManchester boten die Menschen den Betroffenen des Anschlags spontan Hilfe an. Jeder, der wegen des Anschlags spät abends in der Stadt gestrandet war und nicht wusste, wie er nach Hause kommen sollte, konnte bei wildfremden, hilfsbereiten Menschen unterkommen.
Duzende Konzertbesucher und Eltern, die ihre Kinder vor der Halle abholen wollten, wurden durch den Sprengsatz des Attentäters verletzt. Sofort bildeten sich lange Schlangen an Blutspende-Zentren. Jeder wollte irgendetwas tun, um zu zeigen, dass Manchester auch in den schwersten Stunden zusammensteht. Viele gingen zum ersten Mal in ihrem Leben Blut spenden. Tausende Menschen versammelten sich zu Mahnwachen und Schweigeminuten, um der Opfer zu gedenken und trotzig zu zeigen, dass Liebe stärker ist als Hass.