Besser ein Gläschen Bier als gar keins?Warum radikale Alkohol-Pausen gefährlich sind

Auch wenn in diesem Jahr Karneval aufgrund der Corona-Pandemie nicht ganz so ausschweifend gefeiert werden konnte: Viele nehmen die an Aschermittwoch begonnene Fastenzeit zum Anlass, in den Wochen bis Ostern auf Alkohol zu verzichten. Allerdings birgt ein kompletter Alkoholverzicht von jetzt auf gleich auch Risiken.
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Leber erfüllt vielfältige Aufgaben im Körper
Die Leber ist eines unserer wichtigsten Organe: Sie ist nicht nur zuständig für die Entgiftung unseres Körpers, sondern steuert die Hormonproduktion, den Stoffwechsel und ist wichtig für ein funktionierendes Immunsystem. Auch Alkohol wird in der Leber verstoffwechselt.
Trinken wir regelmäßig zu viel Alkohol, kann die Leber verfetten. Man spricht dann von einer sogenannten „Fettleber“. Oftmals wird diese viel zu spät diagnostiziert, da sich Lebererkrankungen nicht in Form von Schmerzen bemerkbar machen. „Die Evolution hat die Leber nicht mit Schmerzsensoren ausgestattet. Das Schweigen der Leber birgt die große Gefahr, dass man ihr schadet, ohne es zu merken“, schreibt Professor Dr. Ansgar W. Lohse, Leberspezialist und Klinik-Direktor am Universitäts-Klinikum Hamburg Eppendorf (UKE), in seinem Buch „Das Schweigen der Leber“*, das er gemeinsam mit dem Journalisten Ulf C. Goettges geschrieben hat.
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Regelmäßiger Alkoholkonsum schadet der Leber – ein kalter Entzug unter Umständen aber auch
Dennoch wissen die meisten Menschen, dass zu viel Alkohol auf Dauer Gift für die Leber ist. „Alkohol ist ein Zellgift. Die Leber braucht keinen Alkohol und jede Alkoholpause ist für die Leber gut “, bringt es auch Mediziner Dr. Christoph Specht auf den Punkt. Um die Leber zu schonen und zu entgiften, aber auch, um das ein oder andere Pfund purzeln zu lassen, nehmen viele die Fastenzeit zum Anlass, um eine begrenzte Zeit auf Alkohol zu verzichten. Was erst einmal gut klingt, kann jedoch gefährliche Folgen haben. Denn Alkoholpausen sind nicht in jedem Fall gut für die Leber.
„Wenn nach einer längeren Alkoholpause sofort das alte Level wieder erreicht wird, identifiziert die Leber Alkoholbestandteile als Gift und fängt an, sie zu bekämpfen. Die Folge: akute Leberentzündung“, so der Leberspezialist in seinem Buch. „Wenn man anschließend direkt wieder so beginnt, wie man aufgehört hat, ist die Leber überlastet“, bestätigt auch Specht.
Beim Alkohol gilt: Die Menge macht das Gift
Daher sollten Sie Ihrem Körper nach einer mehrwöchigen Alkoholabstinenz keinesfalls direkt wieder viel Alkohol zumuten, sondern es erst wieder langsam angehen lassen. „Starten Sie also nach einer Alkoholpause erst einmal wieder mit einem Glas Bier statt einem Kasten“, rät Specht. An eine Fastenkur schließt sich in der Regel auch erst eine Aufbau-Phase an, in der man den Körper wieder an feste Nahrung gewöhnt, bis man nach zwei bis drei Tagen wieder normal isst.
Besser als ein exzessiver Alkoholkonsum, an den sich Radikalkuren anschlössen, sei ein mäßiger Alkoholkonsum – wobei der komplette Verzicht auf Alkohol immer noch die beste Gesundheitsvorsorge darstellt. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt zehn Gramm Alkohol pro Tag für Frauen und 20 Gramm Alkohol pro Tag für Männer als maximal tolerierbare Alkoholzufuhr. Dabei entsprechen zehn Gramm Alkohol etwa einem Glas Sekt oder 0,25 Liter Bier. Gegen ein Bierchen am Abend – bei Männern dürfen es sogar zwei sein - ist also nichts einzuwenden. Allerdings rät die DGE dazu, an mindestens zwei Abenden pro Woche komplett auf Alkohol zu verzichten.
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Auch die falsche Ernährung kann der Leber schaden – die richtige hilft, sie zu regenerieren
Doch auch Menschen, die keinen Tropfen Alkohol trinken, können an einer Fettleber erkranken. Denn auch eine falsche Ernährung mit zu viel Zucker und tierischen Fetten oder Medikamentenmissbrauch können dazu führen. So leiden heute 25 Prozent der Menschen weltweit unter einer nichtalkoholischen Fettlebererkrankung (NAFL). In Deutschland leidet jeder Dritte an einer Fettleber.
Die gute Nachricht lautet jedoch: Die Leber kann sich sehr gut regenerieren, das gilt auch für eine Fettleber. Daher machten Fasten oder Alkoholverzicht laut Specht immer Sinn. Unterstützen können Sie das Organ dabei mit der richtigen Ernährung: Verzichten Sie so gut es geht auf gesättigte Fettsäuren. Setzen Sie stattdessen auf ungesättigte Fettsäuren, die sich in Pflanzenfetten wie Rapsöl, Leinöl oder Walnussöl oder magerem Fisch (Kabeljau, Seelachs) finden. Ziehen Sie Vollkornprodukte Weißmehlprodukten vor und verzichten Sie so gut es geht auf (zugesetzten) Kristallzucker. Auch die Zufuhr von Fruchtzucker (Fruktose) sollten Sie reduzieren, da dieser für die Leber sogar noch schädlicher ist als herkömmlicher Haushaltszucker (Saccharose). Setzen Sie auf viel frisches Gemüse und Salat und fettarme Milchprodukte.
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Auch Bewegung tut der Leber gut!
Aber auch regelmäßig Bewegung tut der Leber gut. Also runter von der Couch und ab nach draußen – oder funktionieren Sie die Couch doch einfach zur Trainingszone um und versuchen Sie es mit Sofa-Workout. Vielleicht suchen Sie sich einen Verbündeten, der mit Ihnen regelmäßig eine Runde um die Häuser dreht. Gemeinsam bekommen Sie den sprichwörtlichen Schweinehund sicher leichter überwunden.
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