Retter kommen nicht zu lebensgefährlich verletzter Frau

Klima-Kleber behindern Feuerwehr - Aktivist kommentiert: "Shit happens"

Eine Frau (44) liegt in Berlin mit schwersten Verletzungen auf der Straße – ein Betonmischer hatte sie überrollt. Die Radfahrerin kämpft um ihr Leben. Doch die Feuerwehr kommt nicht richtig durch und kann nicht helfen, weil Klima-Kleber ein Verkehrschaos produzieren – im Video. Ein Klima-Aktivist kommentierte danach in einem Tweet: „Es ist Klimakampf, nicht Klimakuscheln & shit happens.“

Klimaaktivist Tadzio Müller entschuldigt sich für "Shit happens"- Formulierung

Mit dieser provokanten Aussage sorgte der Aktivist Tadzio Müller für heftige Kritik. Er hatte dazu aufgerufen, dass sich andere Klima-Kämpfer durch solche Sachen nicht einschüchtern lassen sollten. Inzwischen ruderte er auf seinem Twitteraccount allerdings zurück, löschte den Tweet und entschuldigte sich für die Formulierung. Er hoffe, dass die verletzte Frau „durchkommt“.

Nach Unfall: So rechtfertigt Klimaschutz-Demonstrantin Aimée van Baalen die "Störung"

Klimaschutz-Demonstrantin Aimée van Baalen (22) sitzt unweit der Wetraße auf der Fahrbahn. Mitglieder der Gruppe "Letzte Generation" haben nach einer längeren Pause heute wieder ahlreiche Straßen in der Stadt blockiert.
Klimaschutz-Demonstrantin Aimée van Baalen (22) rechtfertigt den Protest auch nach dem schrecklichen Unfall (Archivfoto)
DPA PA, dpa

Auch Aimée van Baalen (22), Sprecherin der Klima-Kleber von „Letzte Generation“ rechtfertigte sich mit einem Satz, der für die Angehörigen der lebensgefährlich verletzten Radfahrerin wie Hohn klingen muss.

Nach dem Unfall schreibt die 22-jährige Aktivistin in einem Statement, das RTL vorliegt: „Wir wünschten, eine solche Störung wäre nicht notwendig, um die Regierung in der Klimakrise zum Handeln zu bewegen.“ Sie spricht von einer Störung, während eine Frau ums Überleben kämpft.

LESE-TIPP: Bundeskanzler Scholz kritisiert Klima-Aktivisten nach dem schrecklichen Unfall

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"Letzte Generation" kündigt an: Wir machen auch nach dem Zwischenfall weiter

31.10.2022, Berlin: Einsatzfahrzeuge von Polizei und Feuerwehr stehen an der Bundesallee in Berlin-Wilmersdorf, wo eine Radfahrerin  bei dem Verkehrsunfall mit einem Lastwagen lebensgefährlich verletzt wurde. Die Verletzte sei unter dem Betonmischer eingeklemmt worden, teilte ein Sprecher der Feuerwehr mit. Auch der Lkw-Fahrer wurde bei dem Unfall verletzt. Einsatzkräfte der Berliner Feuerwehr sind nach Angaben eines Sprechers wegen Protesten von Klimademonstranten zudem verspätet am Unfallort eingetroffen. Foto: Paul Zinken/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
44-jährige Radfahrerin in Berlin schwebt nach Verkehrsunfall in Lebensgefahr - Klimaschützer behindern Rettung: „Die Letzte Generation kann nicht ausschließen, dass die Verspätung des Rüstwagens [der Feuerwehr/ Anm. der Redaktion] auf einen durch uns verursachten Stau zurückzuführen ist.“
sab, dpa, Paul Zinken

Überdenken die Klima-Aktivisten ihre Aktionen nach der Behinderung des Feuerwehreinsatzes jetzt? NEIN. Ganz im Gegenteil. Aimée van Baalen schreibt in ihrem Statement weiter: „Die Sicherheit aller auf unseren Straßen, auch in Zukunft, ist grundlegende Motivation für unser Handeln. Sobald die Regierung die ersten Sicherheitsmaßnahmen gegen den drohenden Klimakollaps ergreift, werden wir sofort alle Protestaktionen einstellen.” Heißt also: Wir kleben uns weiter auf Straßen fest, auch wenn Unfallopfern deshalb nicht geholfen werden kann. Die Demonstranten geben unumwunden zu: „Die Letzte Generation kann nicht ausschließen, dass die Verspätung des Rüstwagens [der Feuerwehr/ Anm. der Redaktion] auf einen durch uns verursachten Stau zurückzuführen ist.“

Ihre Meinung zu den Klimaaktivisten ist gefragt

Berliner Innensenatorin kritisiert Klima-Aktivisten scharf

Der angeklagte Umweltaktivist (L) unterhält sich mit Carla Hinrichs, Sprecherin der Letzten Generation, vor seinem Prozess wegen einer Straßenblockade von Klimademonstranten im Amtsgericht Berlin-Tiergarten. Der Angeklagte hatte sich nach Gerichtsangaben am 29.06.2022 an einer Blockade der Stadtautobahn A100 in Berlin-Wedding beteiligt und sich mit weiteren Personen an der Fahrbahn festgeklebt. Gegen den 20-Jährigen war zunächst ein Strafbefehl wegen Nötigung und Widerstands ergangen. Weil er Einspruch eingelegt hatte, kommt es nun zum Prozess.
"Die Letzte Generation kann nicht ausschließen, dass die Verspätung des Rüstwagens auf einen durch uns verursachten Stau zurückzuführen ist." Carla Hinrichs ist Sprecherin der „Letzten Generation“,
deutsche presse agentur, DPA PA

Die Klimaaktivisten betonen, man achte in den Straßenblockaden sorgfältig auf das Einhalten von
Rettungsgassen. Warum die Spezialkräfte der Feuerwehr am Montag nicht zum Einsatzort kommen sollten, dazu schreibt „Letzte Generation“ nichts. Sprecherin Carla Hinrichs ergänzt aber „Wir hoffen inständig, dass sich ihr Gesundheitszustand durch die Verspätung nicht verschlimmert hat.“

Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) kritisierte erneut die Aktionen: „Es gibt keine Rechtfertigung dafür, das Leben anderer zu gefährden“, sagte sie dem Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB). Ob die Aktivisten eine Schuld tragen oder nicht, müsse die Justiz klären.

Die Rettungskräfte und drei Passanten, die den Unfall beobachtet haben, wurden nach dem Einsatz psychologisch betreut. (rsa/ dpa)