Seit Januar sind deutlich mehr Menschen wohngeldberechtigt
Beim Wohngeld geht es nur langsam voran – woran hakt’s?

Seit dem 01. Januar können wegen der Wohngeldreform der Ampelregierung mehr Haushalte als zuvor Wohngeld beantragen – viel mehr. Und das führt in den Ämtern zu Problemen. Es hakt bei den Anträgen, Menschen warten (länger) auf Geld.
Wohngeldreform: Die durchschnittliche Bearbeitungszeit hat sich verlängert
Die Zahl der berechtigten Haushalte ist von 600.000 auf zwei Millionen gestiegen. Mehr Berechtigte bedeuten aber auch mehr Anträge. „Die Wohngeldstellen erhalten seit Januar täglich mehr als doppelt so viele Anträge. Die durchschnittliche Bearbeitungszeit der Anträge hat sich damit wie befürchtet weiter verlängert”, sagt Dr. Ralph Henger vom Institut der Deutschen Wirtschaft Köln e.V. (IW) im RTL-Interview.
RTL hat für Sie aufgeschlüsselt, wem wie viel Geld zur Verfügung steht. Beispielsweise steht einem Ehepaar mit Kind und einem monatlichen Gesamteinkommen von 1.453,34 Euro ein Wohngeld in Höhe von 102 Euro zu.
Fachkräftemangel stellt Kommunen beim Wohngeld vor große Herausforderung
Vor allem durch die vielen unbesetzten Stellen in den Behörden geht es nur langsam voran. Laut IW gab es für Oktober bis Mitte Dezember 2021 rund 118 ausgeschriebene Stellen bundesweit. Weil die Behörden Ende 2022 bereits versuchten, vorausschauend einzustellen, waren es im Folgejahr für den selben Zeitraum gut siebenmal so viele.
“Es ist noch nicht abzusehen, wann sich die Lage entspannen wird, da die Wohngeldstellen zwar mittlerweile viele neue Stellen besetzen konnten, aber in der Regel aufgrund der Arbeitsmarktlage auch noch weiter nach Personal suchen“, sagt Henger.
Kommunen rechnen im Sommer mit einer Entlastung
Auch der Deutsche Städte- und Gemeindebund hatte schon im November gewarnt, dass die Reform für Chaos sorgen würde, weil die Behörden den Mehraufwand nicht von heute auf morgen stemmen könnten.
Drei Monate nach Einführung der Reform zieht Bernd Düsterdiek aber dennoch eine zufriedenstellende Bilanz: Die Kommunen hätten sich gut auf die Wohngeldreform eingestellt, spätestens im Sommer sei mit einer Entlastung für die Kommunen zu rechnen.
Eine Grundkritik jedoch bleibt: Bauministerin Geywitz (SPD) habe gegenüber den kommunalen Spitzenverbänden eine Taskforce „Wohngeld“ in Aussicht gestellt. Diese sei bisher nicht zu Stande gekommen. Und auch der Fachkräftemangel in der Kommunalen Verwaltung sei laut Düsterdiek langfristig ein Problem. Die Kommunen hätten Mitarbeiter intern auf die Wohngeldstellen eingeteilt und so die Zahl der Mitarbeit mindestens verdoppelt.
Stadt Dorsten rechnet mit hoher Zahl an Neuanträgen bis zum Herbst
Bei der Stadt Dorsten beispielsweise hat man die Zahl der Mitarbeiter in der Wohngeldstelle von zwei auf vier verdoppelt. Die Einarbeitung weiterer Mitarbeiter sei laut Ludger Böhne, Pressesprecher der Stadt, in vollem Gange. Aktuell dauert in Dorsten die Bearbeitung eines vollständigen Antrags drei Monate.
Und Entspannung ist auch erstmal nicht in Sicht: "Wir gehen davon aus, dass die hohe Zahl der eingehenden Neuanträge bis Ende des dritten Quartals 2023 anhalten wird. Nachdem wir die Personalkapazitäten erhöht haben und die Fachanwendung vom Land zur Verfügung gestellt wurde, werden sich die Bearbeitungszeiten für vollständig vorliegende Anträge reduzieren." Und so lange heißt es für die wohngeldberechtigten Menschen in der Stadt wohl Geduld, bis die finanzielle Unterstützung auf dem Konto landet.
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