Beethoven statt Bauwerke?

EZB-Chefin will berühmte Europäer auf Euro-Scheinen zeigen.

ARCHIV - Banknoten von 50, 20 und 10 Euro, aufgenommen am Mittwoch (29.09.2010) in Magdeburg. Wer übers Internet einen Kredit aufnehmen will, wird laut einer EU-Studie in zwei von drei Fällen schlecht informiert. Wichtige Angaben zur Höhe von Zinsen, Laufzeit und Kosten fehlten EU-weit häufig, sagte EU-Verbraucherkommissar John Dalli am Dienstag in Brüssel. Im Auftrag der EU-Kommission hatten die 27 EU-Länder, Norwegen und Island 562 Internetseiten für Verbraucherkredite untersucht. Foto: Jens Wolf  +++(c) dpa - Bildfunk+++
Bekannte Gesichter für neue Euro-Scheine.

Bislang zeigen die Euro-Scheine europäische Architektur. Das will die Chefin der Europäischen Zentralbank, Christine Lagarde, ändern, verrät sie im Gespräch mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Stattdessen würde sie gerne die Gesichter berühmte Europäer auf die Banknoten drucken lassen. Die Bürgerinnen und Bürger dürfen mitentscheiden.

Leonardo da Vinci, Ludwig van Beethoven, James Joyce: alle bald auf dem Euro?

Ein schneller Blick ins Portemonnaie verrät: Die bisherigen Euro-Scheine zeigen verschiedene Bauwerke. „Die Bauwerke, die Sie dort sehen, gibt es in Wirklichkeit gar nicht“, kritisiert nun die EZB-Chefin Christine Lagarde in einem Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. 20 Jahre nach der Einführung des Euro sei es an der Zeit zu fragen, ob es etwas gebe, „mit dem sich die Europäerinnen und Europäer noch besser identifizieren können“, begründet sie ihren Wunsch. Sie würde gerne die Gesichter berühmter Europäer zeigen, wie Ludwig van Beethoven, Leonardo da Vinci oder James Joyce. „Ich selbst erinnere mich gern an den Fünf-Franc-Schein mit Victor Hugo, den es vor 50 Jahren in Frankreich gab“, erzählt Lagarde. Andere Möglichkeiten seien aus ihrer Sicht, berühmte Bilder oder Baudenkmäler zu zeigen.

Symbolbild "Geld / Bargeld"
Bisher zeigen die Euro-Scheine europäische Bauwerke.
Michael Probst, picture alliance / ASSOCIATED PRESS

Keine unterschiedlichen Motive je nach Ausgabeland geplant

Wie bei den Münzen je nach Land unterschiedliche Motive zu zeigen, hält Lagarde allerdings für einen Fehler. „Die Neugestaltung der Banknoten ist eine gute Gelegenheit, Geschlossenheit zu zeigen“, so Lagarde. Es sei ein Fehler, jetzt wieder anzufangen, nach Ländern zu unterscheiden. „Wir sollten herausfinden, was uns eint und verbindet – nicht, was uns trennt.“ Grundsätzlich sei die unterschiedliche Gestaltung der Banknoten allerdings noch nicht in der EZB diskutiert worden.

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EZB will Öffentlichkeit in die Entscheidung einbinden

Für die Neugestaltung des Euro will die Europäische Zentralbank mit den europäischen Bürgerinnen und Bürgern zusammenarbeiten. Verschiedene Fokusgruppen sollen in einem ersten Schritt von den Menschen in ganz Europa Meinungen zu möglichen Themen für die künftigen Banknoten einzuholen. Eine Themenberatungsgruppe, in der jeweils eine Expertin oder ein Experte aus jedem Land vertreten ist, wird dann dem EZB-Rat neue Themen vorschlagen. Mitglieder dieser Beratungsgruppe kommen dabei aus verschiedenen Fachbereichen wie Geschichte, Natur- und Sozialwissenschaften, so die EZB. Nachdem die Themenvorschläge eingereicht wurden, wird ein Design-Wettbewerb zu den neuen Banknoten stattfinden. Die endgültige Entscheidung wird abschließend der EZB-Rat treffen.

Neues Projekt: Einführung des digitalen Euros

Außerdem möchte die EZB die Einführung des digitalen Euros weiter vorantreiben. Die meisten Transaktionen würden in einigen Ländern ohne Bargeld abgewickelt werden, per Computer oder Smartphone. Zudem gebe es private Anbieter, die versuchen würden, Kryptowährungen zu etablieren. „Dem müssen wir etwas entgegensetzen. Es kann nicht sein, dass mit persönlichen Daten der Nutzerinnen und Nutzer Geld verdient wird“, so Lagarde. Die Technologie für private Währungen biete außerdem neue Möglichkeiten für die Terrorismusfinanzierung und Geldwäsche. „Daher soll die Schaffung eines digitalen Euro ein öffentliches Projekt sein, Das dient auch Europas Unabhängigkeit“, erklärt die Chefin der EZB. (dpa/zre)