Noch immer keine Einigung
Bahn-Ausfälle auch am Wochenende? GDL plant weitere Tarif-Streiks

Mitten in der Haupt-Ferienzeit müssen Fahrgäste der Deutschen Bahn weitere Streiks befürchten. Erst vergangene Woche hatte die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) zwei Tage lang große Teile des Personenverkehrs lahmgelegt. Ein neuer Streik dürfte wieder Millionen Pendler und Urlaubsreisende treffen. Weil im Kampf um bessere Arbeitsbedingungen und eine faire Bezahlung noch keine Einigung erzielt worden ist, soll die Lahmlegung jetzt ausgeweitet werden, wie GDL-Vorsitzender Claus Weselsky am Dienstag bekanntgegeben hat.
Legt die GDL den Zugverkehr auch am Wochenende lahm?

Bei einer Protestkundgebung vor der Deutsche-Bahn-Zentrale in Berlin erneuerte Weselsky jetzt die Drohung eines Arbeitskampfes: "Ihr wisst, dass wir dieses letzte Mittel wieder zum Einsatz bringen müssen, wenn das Management, unterstützt vom Eigentümer, sich weiter so verhält." Genaue Infos zur Länge eines möglichen neuen Streiks gab er nicht bekannt, Details sollen dieses Mal aber frühzeitig mit den Fahrgästen geteilt werden: "Wir werden - anders als beim letzten Mal - rechtzeitig die Information absetzen". Man müsse sich darauf einstellen, dass auch das kommende Wochenende von einem Ausfall vieler Züge betroffen sein könnte.
Eine Konzernsprecherin kritisierte das Vorgehen der GDL: "Wir rufen die GDL auf, auf weitere Ferienstreiks zu verzichten und endlich seriös zu verhandeln.“
Grund für die Streiks
Die GDL fordert Lohnerhöhungen wie im öffentlichen Dienst von rund 3,2 Prozent sowie eine Corona-Prämie von 600 Euro im laufenden Jahr. Anders als die größere Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) will sie in diesem Jahr keine Nullrunde bei den Gehältern akzeptieren.
Wegen Milliardenverlusten in der Pandemie will die Bahn die Erhöhung in Stufen auf spätere Zeitpunkte verteilen, bei einer Vertragslaufzeit von 40 Monaten: 1,5 Prozent zum 1. Januar 2022 und 1,7 Prozent zum 1. März 2023. Hinzu kämen Leistungen zur Altersvorsorge und der Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen.
Die GDL werde sich nicht auf einen Tarifvertrag wie an den Flughäfen einlassen, sagte Weselsky unter Bezug auf das Angebot des Konzerns: „Es gibt nichts zu verhandeln über das, was man uns vorlegt. Klare Botschaften, klare Worte!“ Eine Schlichtung lehnte der Gewerkschaftschef ab. Mit der Schlichtung im vergangenen Herbst sei "die letzte Patrone" verschossen worden. "Was hier stattfindet, ist nicht zu schlichten."
Weselsky warf dem Management vor, die Betriebsrenten kürzen zu wollen. Die Bahn weist das zurück. Weselyks nannte Bahn-Personalvorstand Martin Seiler in diesem Zusammenhang einen "Lügenbaron".
Politische Streiks?
Weseslsky wies die Vermutung zurück, einen politischen Streik zu planen. "Wir streiken für Geld, wir streiken für Arbeitsbedingungen. Das steht uns zu." Die Frage der Tarifeinheit werde vor Gerichten geklärt.
(dpa / cch)