Sie nahm das Kind auf, als ihre Schwester starb
38-Jährige tötete das Baby ihrer verstorbenen Zwillingsschwester

Vier Jahre nach ihrem Tod gibt es endlich Gerechtigkeit für die kleine Senah Houston: Im November 2018 brachte ihre damals 35-Jährige Tante Sandra Leigh Houston das erst fünf Monate alte Mädchen mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus. Einen Tag später starb das Baby. Die Staatsanwaltschaft klagte Houston wegen Mordes an. Jetzt wurde das Urteil gesprochen.
Tante des getöteten Mädchens wegen Mordes angeklagt
Wie „ABC Net“ berichtet, hatte Sandra Leigh Houston aus Australien ihre fünf Monate alte Nichte im November 2018 in ein Krankenhaus gebracht. Das Baby war in sehr schlechter Verfassung und starb am Tag darauf im Krankenhaus. Nachdem Houston später bei der Polizei freiwillig aussagte, sie habe das Kind misshandelt, wurde sie einen Monat später des Mordes an ihrer kleinen Nichte angeklagt.
Im Verlauf des Prozesses wurde bekannt, dass Houston das Baby nach dem Tod ihrer Zwillingsschwester zu sich genommen hatte. Diese war im August plötzlich verstorben.
Als das Baby Senah Houston starb, hatte es gerade mal drei Monate bei seiner Tante gelebt. Jason Bowman, der Ehemann der Angeklagten, sagte vor Gericht aus, er habe das Baby an dem Tag vor dessen Tod schlaff und kalt in einem Zimmer ihres Hauses in Waterford West vorgefunden. Er und seine Frau hätten das Mädchen in das Krankenhaus in Logan gefahren.
Blaue Flecken, Schwellungen, Knochenbrüche: Bereits vor ihrem Tod wurde Senah schwer misshandelt
Staatsanwalt Mark Green schilderte die Umstände, die zum Tod der kleinen Senah geführt hatten. Als das Paar das Baby ins Krankenhaus brachte, sei dieses bereits „tief komatös“ gewesen. Doch seine Tante wirkte keineswegs besorgt oder panisch. Außerdem sei das Paar, während das Baby behandelt wurde, nicht bei ihm geblieben. Es hätte sich auch niemand nach dem Zustand des Kindes erkundigt.
Green schilderte die “traumatischen” Kopfverletzungen. Diese wiesen darauf hin, dass das Kind geschüttelt und gewaltsam hingelegt wurde. Der kleine Körper wies zudem noch 40 weitere Verletzungen auf: Blaue Flecken, Schwellungen, Abschürfungen und Knochenbrüche.
Der Staatsanwalt geht von Misshandlungen über einen längeren Zeitraum aus und nicht von einer einzelnen Begebenheit.
Houston gab zu, Baby Senah "mit voller Kraft geschlagen" zu haben
In früheren Verhören bei der Polizei hatte Houston ausgesagt, es „sei möglich, dass sie zu viel Kraft dem Baby gegenüber anwendete.“ Einer Psychologin schilderte sie jedoch, sie sei regelmäßig „gereizt“ mit dem Mädchen gewesen und hätte sie mit voller Kraft geschlagen. Am Tag vor seinem Tod habe sie das Baby auf Brusthöhe gehalten und fallen lassen.
Bei der Angeklagten wurde eine Anpassungsstörung festgestellt, wobei diese jedoch nicht der Grund für die Gewalttaten sei.
Houstons Verteidigerin Catherine Morgan führt das Verhalten ihrer Mandantin auf den Tod ihrer Zwillingsschwester zurück. Sie sei Houstons einzige Freundin gewesen, nach dem plötzlichen Tod sei sie völlig aufgelöst gewesen. Es sei „kaum überraschend“, dass sie mit der Verantwortung für ein Baby völlig überfordert gewesen sei.
Neun Jahre Haft für die Angeklagte
Doch Richter Thomas Bradley urteilte im Gericht, dass „ein sehr junges und verletzliches Kind, das eigentlich beschützt werden sollte“, Opfer einer grausamen Misshandlung geworden sei. Das einzige, was man nun noch für Senah tun könne, um ihr Gerechtigkeit widerfahren zu lassen sei, eine angemessene Strafe zu verhängen, sagte er.
Heute fiel das Urteil in dem Prozess. Die Angeklagte bekannte sich des Totschlags schuldig. Außerdem gab sie zu, das Baby misshandelt und absichtlich verletzt zu haben. Im Gegenzug akzeptierte die Staatsanwaltschaft am Gericht in Brisbane, dass Houston das Baby nicht vorsätzlich getötet hatte.
In dem Urteil berücksichtigte Richter Bradley, dass Houston keinerlei Vorstrafen hatte, den belastenden Verlust ihrer Schwester und dass sie aufrichtige Reue zeige. Dennoch sei sie für ihn eine gewalttätige Täterin, was bedeutet, dass sie mindestens 80 Prozent ihrer neunjährigen Gefängnisstrafe absitzen muss. (psc)