Lage in Afghanistan "außerordentlich chaotisch"

Außenminister Heiko Maas: Keine Garantien für Ortskräfte

Nach einer Krisenstabssitzung der Bundesregierung hat Außenminister Heiko Maas erneut über den aktuellen Stand der Evakuierungen in Afghanistan gesprochen. In einer Pressekonferenz am Mittwochabend sprach der Minister über die chaotische Lage am Flughafen in Kabul, die Zahl der bisher Evakuierten, sowie das zukünftige Vorgehen der Bundesregierung – im Video.
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Maas: Zustände am Flughafen "außerordentlich chaotisch"

Die Lage am Flughafen von Kabul sei laut Maas aktuell „äußerst chaotisch“. Die Anzahl der Zugangspunkte zum Flughafen selbst sei für die Menschen äußerst beschränkt, was dazu geführt hätte, dass sich Tausende Menschen vor den Toren des Flughafens drängen. Dabei sei es auch immer wieder zu Gewaltausbrüchen gekommen, so Maas.

Bereits über 500 Menschen evakuiert

Auch über den Stand der aufgebauten Luftbrücke berichtet Maas. Es sei bereits das fünfte Flugzeug der Bundeswehr mit Evakuierten von Kabul nach Taschkent aufgebrochen. "Wir haben jetzt insgesamt seit Sonntag 500 Menschen aus Kabul ausgeflogen und in Sicherheit gebracht. Und wir wollen das in den kommenden Tagen auch in der Quantität weiterführen." Noch heute sollen zwei weitere Bundeswehrflugzeuge nach Kabul aufbrechen. Man müsse davon ausgehen, dass das Zeitfenster für weitere Evakuierungen begrenzt sei.

Ob die Taliban afghanische und auch internationale Staatsbürger frei zum Flughafen passieren lassen, sei zum aktuellen Zeitpunkt nicht klar. Eine entsprechende Anweisung, dass beispielsweise Ortskräfte an den Kontrollpunkten durchgelassen werden, gebe es derzeit nicht. „Es ist allerdings in den letzten Stunden und den letzten Tagen immer so gewesen, dass es Ortskräfte an den Flughafen geschafft haben.“

Doch einige schaffen es nicht zum Flughafen: Wie groß die Verzweiflung der Ortskräfte vor Ort wirklich ist und warum auch deutsche Staatsbürger Probleme haben, lesen Sie hier:In der Falle von Kabul: Hilferufe aus Afghanistan

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Zusammenarbeit mit anderen Nationen erforderlich

Auch in Zukunft sollen möglichst viele gefährdete Menschen aus dem Land gebracht werden. Laut Maas hätten auch andere Nationen, wie die USA, Interesse daran. Daher sei eine enge internationale Zusammenarbeit unerlässlich. Die Luftbrücke werde beispielsweise immer internationaler organisiert.

Im Moment würden zwar erst eigene Staatsbürger ausflogen werden, später könnten aber auch Staatsbürger anderer Länder in Flugzeugen der Bundeswehr Platz finden. Maas setzt auch bei allen zukünftigen Fragen auf internationale Zusammenarbeit. Keines der Länder hätte die aktuellen Entwicklungen so vorausgesehen. Am Donnerstag schalten sich die Außenminister der G7-Länder zusammen, am Freitag auf NATO-Ebene. (khe)